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TRIVIUM (MATT HEAFY)

„Wir fühlen uns vor 100.000 Leuten genauso wohl, wie bei einem Club-Gig“ MIT DER GERADE BEENDETEN FESTIVAL-SAISON IM RÜCKEN UND DEM NEUEN ALBUM „SILENCE IN THE SNOW“ IN DEN STARTLÖCHERN, NAHM SICH BANDKOPF MATT HEAFY ZEIT, UM MAL KURZ DURCHZUKLINGELN! HEY MATT, IHR HABT GERADE EINIGE FESTIVALS, AUCH IN DEUTSCHLAND, GESPIELT. WIE LIEF ES FÜR EUCH? Wirklich gut! Wir haben ja bei Euch noch nie ein Festival als Headliner gespielt und dieses mal auf dem Summer Breeze war das wirklich phänomenal! 40.000 Leute und wir als Headliner, klasse! Die Show stand zwar aufgrund eines Unwetters kurz vor der Absage, aber es hat doch noch funktioniert und trotz aller Umstände und dem Start zum 23:45 Uhr waren noch alle Leute da, um mit uns zu rocken. Das war eine unserer besten Shows, an die auch wir uns noch lange erinnern werden. VOR EINIGER ZEIT HABE ICH EUCH AUF DEM X-ROCKFEST GESEHEN, WO SO 5000 – 7000 LEUTE WAREN, WAS MIR SCHON GROSS GENUG ERSCHEINT. KÖNNEN DIESE RIESEN-FESTIVALS, WIE Z.B. WACKEN, NOCH DIE RICHTIGE METAL-ATMOSPHÄRE KREIEREN? Ich denke schon. Natürlich sind so große Shows eine eigene Herausforderung. Aber ich glaube, wir fühlen uns auch für große Festivals gut gewappnet. Wir fühlen uns vor 100.000 Leuten genauso wohl, wie bei einem Club Gig. Die 40.000 beim Summer Breeze gingen genauso ab, wie einige hundert bei unseren Club-Shows. Ich denke, die Fans merken, wenn eine Band gut vorbereitet und voll dabei ist. Und wenn wir alles geben, gehen die Leute auch mit! Wir spielen unzählige Shows, proben oft und sehen zu, dass wir auch spielerisch immer voll auf der Höhe sind. Und wenn man so fit ist, dann macht es erst richtig Bock! Die Show sollte keine Arbeit und keine negative Anstrengung sein. Die Arbeit muss vorher in der Vorbereitung getan werden. Und dann kann man die Show auch genießen und richtig Gas geben. Wenn man sich durch eine Show kämpfen muss, hat man etwas verkehrt gemacht! Und wir arbeiten sehr hart und haben dementsprechend dann auch unseren Spaß! KANN MAN AUCH DARAUF VORBEREITET SEIN, EIN FESTIVAL VOR 40.000 LEUTEN ZU HEADLINEN, WENN MAN VORHER NUR DAY-SLOTS HATTE? Die Menge ist da nicht so wichtig. Als wir vor Jahren zum ersten Mal nach Deutschland kamen, waren das vielleicht 20 Leute, die uns sehen wollten. Nun headlinen wir vor 40.000! Daran sieht man, dass wir in die richtige Richtung arbeiten. Dafür sind wir sehr dankbar und bestätigt uns, dass wir einiges richtig machen. Und dann ist es auch kein Problem, den nächsten Schritt zu machen und als Headliner zu spielen. DER NÄCHSTE SCHRITT SOLL AUCH DAS NEUE ALBUM „SILENCE IN THE SNOW“ SEIN. EINIGE SONGS HABT IHR BEREITS LIVE VORGESTELLT? WIE WAREN DIE REAKTIONEN? Die waren echt gut! Wir haben auf dem Bloodstock Festival zum ersten Mal den Titelsong „Silence in the Snow“ gespielt und die Fans haben prompt die Melodien mitgesungen! Ganz neu hatten wir dann noch „Blind leading the Blind“ im Set. Und natürlich ist dieser Song dann gleich auf YouTube gelandet, und bei der nächsten Show haben die Fans auch diesen Titel bereits mitgesungen! Es ist großartig, wie schnell sich die Fans mit dem neuen Material befassen und dann erfreulicherweise auch noch toll finden und dazu abgehen! Und dann macht es gleich noch mal mehr Spaß die neuen Songs zu zocken, besonders „Blind leading the Blind“. Der kommt richtig gut an. NACH DEM VIDEO-RELEASE KONNTE MAN AUF DEN SOCIAL MEDIA-SEITEN U.A. KOMMENTARE LESEN, OB DU NUN DER NEUE HAMMERFALL-SÄNGER WERDEN MÖCHTEST, WEIL DU NUR CLEAN SINGST. WIE GEHST DU MIT SOLCHEN KOMMENTAREN UM? Unsere Band hat schon immer polarisiert. Gerade online kommen mit dem Erfolg auch vermehrt negative Aussagen. Aber mir gefällt das! Mir ist es lieber, wir verursachen Meinungen und Diskussionen, wie immer sie auch ausfallen, anstatt eine belanglose Band zu sein, die niemanden interessiert. Die letzten Kommentare, die du meinst, haben uns echt amüsiert. Ja, wir sind große Power Metal-Fans! Nein, wir haben keine Power Metal-Platte gemacht und nein, ich singe auch nicht, wie ein Power Metal-Sänger! Aber Power Metal kommt natürlich aus dem klassischen Heavy Metal von JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, RAINBOW, DIO etc. pp.. Auch andere unserer Lieblings-Bands, wie METALLICA, PANTERA, MEGADETH, TESTAMENT sind von den gleichen Legenden beeinflusst. Auch die schwedische Szene usw. usw. usw.. Und in den letzten Jahren haben wir viel von diesen Klassikern gehört und für mich als Sänger sind Bruce Dickinson, Ronnie James Dio oder auch Freddie Mercury schon immer die größten Vorbilder gewesen! Daher möchte ich mich natürlich als Sänger immer weiter verbessern. Also nein, TRIVIUM ist keine Power Metal-Band! TRIVIUM ist eine Metal-Band! IN DER VERGANGENHEIT HAT MAN VERSUCHT, JEDEM ALBUM VON EUCH EIN ETIKETT ZU VERPASSEN. „ASCENDANCY“ WAR METALCORE, „THE CRUSADE“ THRASH UND Z.B. „IN WAVES“ MODERN METAL. DAS BEWEIST EURE VIELSEITIGKEIT. FÜHRTE DIESER WEG LETZTENDLICH DAZU, EIN EHER KLASSISCH ORIENTIERTES ALBUM ZU MACHEN? Richtig, man immer schon versucht uns in einer Schublade zu stecken, und keine hat zu uns gepasst. Und genau das freut mich ja, denn TRIVIUM ist einfach eine Metal-Band! Da gab es auch den New Wave of American Heavy Metal (wozu z.B. CHIMAIRA, DEVILDRIVER etc. gezählt wurden, Anm. d. Verf.), aber das passte auch nicht auf uns. Wir gehören nur in eine Schublade und zwar in die des Metals! Wir holen unsere Einflüsse aus allen möglichen Richtungen und diese gibt es in diesem Genre ja reichlich. Wozu also festlegen lassen? Bei uns hört man europäische Einflüsse, modernere, Death, Thrash und was nicht noch alles. Wir sind einfach eine Metal-Band. Als wir damals zum ersten Mal nach Deutschland kamen, wollte man uns als Metalcore titulieren, aber ich meinte nur, dass wir damit nichts zu tun haben und es diese Richtung so bald eh nicht mehr gibt. Jetzt heisst es ja Deathcore, oder so. Wir sind einfach Metal. Und andere Bands kapieren es mittlerweile auch und wollen nicht mehr mit einem Stempel versehen werden, weil auch sie verschiedene Einflüsse haben. GAB ES DEN PLAN SCHON LÄNGER, EIN ALBUM IN DIESER RICHTUNG ZU MACHEN, ODER ERGAB SICH DAS? Wir haben uns z.B. jetzt nicht vorgenommen, ein Album ohne Scream-Vocals zu machen. Während des Songwritings und besonders während der Aufnahmen hat sich einfach herauskristallisiert, dass die neuen Songs einfach keine Screams benötigen. Das unterscheidet sich eh immer bei jedem Album. „The Crusade“ hatte vielleicht 5% Screaming-Anteil, „Ember to Inferno“ dafür 75%. Als ich mit 13 oder 14 in die Band kam, musste ich den Gesang übernehmen, weil wir keinen anderen dafür gefunden haben. Und damals konnte ich nur die Screaming-Vocals. Über die Jahre habe ich hart am cleanen Gesang gearbeitet, auch mit Gesangslehrern. Auf Tour habe ich auch jeden Tag für mich nochmal extra geübt, damit ich besser und besser werde. Und jetzt bin ich in der Lage, diese verschiedenen Stile zu bringen. Und auch live klappt das auch erst dadurch so gut. Und damit kommen wir wieder zu der harten Arbeit, die man in die ganze Sache stecken muss, damit man dahin kommt, was man sich vornimmt! Und das Beste an der ganze Sache ist, dass die Leute sich bei uns nie sicher sein können, was wir als nächstes machen. Die nächste Platte kann wieder komplett anders klingen, auch gesanglich! THEMATISCH SIND DEINE TEXTE SEHR UNTERSCHIEDLICH, ABER IMMER PERSÖNLICH. WORUM GEHT ES DIESES MAL? Richtig, und das ist mir auch wichtig. Egal, um welches Thema es auch geht, es kommt auch meinem tiefsten Inneren und ist alles, aber nicht oberflächlich! Als Beispiel: „Pull me from the Void“ handelt davon, dass man seine Ziele erreicht und sich auch nicht bei seinem Umfeld dafür rechtfertigen muss, genau das erreichen zu wollen. „Blind leading the Blind“ soll dazu ermutigen, sich umzuschauen und zu realisieren, dass man nicht mit der Masse gehen muss und es nicht schlimm ist, wenn man nicht das macht, was alle anderen auch machen. „Silence in the Snow“ ist eine Art Schlachtruf, der motivieren soll, Vollgas zu geben und das zu schaffen, was man sich vorgenommen hat, egal was es auch immer sein mag. DAS ARTWORK DES ALBUMS, DIESES MASKE UND AUCH DAS DER LIVE-SHOWS GEHT EIN WEITERES MAL IN DIE ASIATISCHE RICHTUNG. WAS VERBINDET EUCH DAMIT? Ich bin zur Hälfte Japaner und habe deswegen natürlich eine besondere Verbindung zu dem Teil meiner Wurzeln. Die Maske hat mein Tätowierer gezeichnet und die richtige Umsetzung in eine echte Maske hat dann der Kostüm-Designer aus dem Film „Dogma“ gemacht. Als Vorlage dient der Dämon Iberaki, der in der Legende Rashomon Gate terrorisiert hat. Der Samurai Watanabe schlägt ihm im Kampf den Arm ab und der Dämon flüchtet. Lange Zeit später kommt eine alte Frau zum Samurai und bittet ihn, den Arm sehen zu dürfen. Als sie den Arm begutachtet, verwandelt sie sich in den Dämon verbindet den Arm wieder mit der Schulter und verschwindet für alle Ewigkeit. Den Schädel dieses Dämons wollte ich unbedingt als unser Maskottchen! Das japanische Artwork haben wir für dieses Album wieder mehr hervor geholt. Das ergab sich, weil der Titelsong zum Teil bereits für das Album „Shogun“ geschrieben wurde. Auf der damaligen Tour mit HEAVEN & HELL konnte ich mich mit Ronnie James Dio über das Singen austauschen, und da kam die Idee zum ersten Mal, etwas in dieser Richtung zu machen. Aber der Song passte nicht so richtig zu „Shogun“ und jetzt war die Zeit richtig dafür und so habe ich auch wieder die japanische Mythologie aufgegriffen. SO SOLL IBERAKI ALSO FÜR EUCH DAS WERDEN, WAS EDDIE FÜR IRON MAIDEN IST? Genau das ist der Plan. Wir wollten schon immer ein Schädel-Maskottchen haben, wie auch MISFITS oder MOTÖRHEAD. Endlich haben wir das! TRIVIUM IST SEIT JAHREN IMMER SEHR PRÄSENT, SEI ES LIVE ODER MIT EINEM ALBUM. BRAUCHT IHR KEINE PAUSE, UM MAL WAS ANDERES ZU MACHEN? WIE Z.B. ROADRUNNER UNITED DAMALS? Wir hatten immer ein gutes Jahr Pause, in dem wir das Album geschrieben haben. Das reicht doch! Wir haben in der Band so viel Spaß, dass wir keine großartigen Pausen brauchen. Wir haben die Songs für dieses Album seit 2007 nach und nach angesammelt und jetzt war es an der Zeit das alles zu bündeln und ein Album daraus zu machen. Auch Roadrunner United habe ich damals neben TRIVIUM gemacht und nicht in einer Pause. Wir sind halt kleine Workaholics. EIN BELIEBTER TREND IST DERZEIT, DASS BANDS IHRE ERFOLGSALBEN LIVE IN GÄNZE ZOCKEN. WIE STEHT IHR DAZU? Wir haben überlegt, „Ascendancy“ komplett als Special zum 10jährigen Bandbestehen zu zocken. Aber wir sind dann davon ab, weil 10 Jahre nichts Besonderes ist. Jede Band bekommt irgendwie 10 Jahre zusammen. Wenn es bei uns 20 oder 25 Jahre sind, werden wir sicher so etwas in der Richtung in Angriff nehmen! GIBT ES SCHON NEWS AN DER LIVE-FRONT? Für Euch noch nicht, leider. Wir werden natürlich nächstes Jahr wieder so viele Festivals wie möglich mitnehmen. In den USA sind wir im Herbst mit TREMONTI unterwegs, aber für Europa gibt es bzgl. Headliner-Shows noch nichts zu vermelden! ZUM ABSCHLUSS MEINE LIEBLINGSFRAGE: MIT WELCHEM KÜNSTLER, TOT/LEBENDIG, WÜRDEST DU GERNE EINMAL ARBEITEN? Ich bin ja ein großer Fan von EMPEROR und IHSAHN. Und IHSAHN hat ja auch das Intro zum neuen Album gemacht. Mit EMPEROR selbst wird eine Zusammenarbeit ja nicht mehr gehen. So würde ich gerne einmal ein Side-Project mit IHSAHN verwirklichen!

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