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2. GOTHIC AID FESTIVAL

Ort: Hamburg - Markthalle

Datum: 15.03.2008

Unter dem Motto “Szene hilft Helfen” organisierte der Gothic Aid e.V. bereits zum zweiten Mal ein Benefiz-Festival. Das Ganze fand in der Hamburger Markthalle mit einer Vielzahl von Bands aus der Gothic-Szene statt, die auf ihre Gage verzichteten, um den Gesamterlös des Abends an das Kinderhospiz Sternenbrücke zu spenden. Dass diese Idee und der Zweck dahinter großen Anklang fanden, bewiesen schon allein die vielen Gäste, die sich während meines Eintreffens überall in der Markthalle tummelten. Im Foyer waren diverse Merchandise-Stände aufgebaut, an denen man nach Herzenslust shoppen konnte.

Nur ein paar Minuten zu spät kam ich zum Opener NEW DAYS DELAY, die als erste ihr Set in der kleineren Halle MarX begannen. Gerade noch den Beifall und herausströmende Menschen bekam ich von diesem Auftritt mit. Somit beeilte ich mich, um in der Mainhall einen guten Platz für den Eröffungs-Act zu bekommen. Die Industrial Rocker PESTICIDE aus Kiel stürmten zu sechst die Bühne und legten mit wild bemalten Gesichtern und cyberartigen Outfits direkt los. „Murder Arts“ hieß der erste Song den Sänger J. Stealth mit Fliegerbrille und langem Pimp-Mantel intonierte. Vergleichen kann man den Sound von PESTICIDE mit dem von Formationen wie SLIPKNOT oder KORN. Die Mischung aus Rock und NuMetal schien den Anwesenden zu gefallen, denn im Publikum kam schon ordentlich Bewegung auf. Tiefe Growls, harte Drums und ein donnerndes Gitarrengewitter ließen mit „Tranquilizer“ die Markthalle beben, wobei mich auch der melodiöse Gesang begeisterte. Einige Herren entledigten sich schon zu diesem Zeitpunkt ihrer T-Shirts. An LINKIN PARK erinnerte mich der letzte Song des Sets „Something Inside me“. Jedoch absolut gut gemacht und mitreißend. Die Überraschungs-Band für mich an diesem Abend!

Setlist PESTICIDE
Murder Arts
Walking Ghost Syndrome
The Letter
Tranquilizer
Metroid
What I feel for you
Something Inside Me

Im Anschluss ging es wieder zurück zur kleineren Bühne, wo ON THE FLOOR bereits seit gut zehn Minuten spielten. Das Quartett kann man in die Sparte Gothic Wave Pop einordnen. Ein Heimspiel für die Hamburger Truppe, die schon seit Ende der Neunziger existiert. Das kleine MarX war gut gefüllt und die rockig emotionalen Songs vom Album „Under a Heart-shaped Sun“ gingen unter die Haut. Ich machte mich jedoch nach kurzer Zeit wieder zurück zur Hauptbühne auf den Weg, wo in wenigen Minuten das neueste Oswald Henke Projekt FETISCH:MENSCH beginnen sollte. Neben Oswald Henke besteht die Band weiterhin aus Tim Hoffmann (Gitarre), Dirk Törppe (Schlagzeug) und Jochen Schoberth (Gitarre). Viele Anhänger in den ersten Reihen beobachteten fasziniert den wirr und abgedreht wirkenden Herrn Henke, der in einer Art Sprechgesang Songs wie „Narbengarten“ oder „Fetisch:Mensch“ darbot. Immer wieder nahm er den Platz auf einer Kiste ein, um dort sitzend, stehend oder hockend Texte aus einem Hefter abzulesen. Nachdem lautstark eine Zugabe gefordert wurde, wurde zur Freude aller Anwesenden ein ERBLAST Song gespielt.

Zu diesem Zeitpunkt begannen im MarX schon die Newcomer CYAN INC. bestehend aus Sänger Cyan (Ex THE ETERNAL AFFLICT), Per Anders Kurenbach (ehemals PSYCHE) und Schlagzeuger Chains (THE SPOOK) ihr Set mit einem Spoken Word Intro, indem der eigentliche Grund des Abends thematisiert wurde, nämlich der Hilfe von kranken Kindern. Im weiteren Verlauf folgten elektronische Titel aus dem Debüt-Album „Better Leave my dying“, wobei besonders Cyans Gesang hervorstach.

Mein Highlight des Abends sollte nun auf der Mainstage mit SONO folgen. Florian Sikorski und Martin Weiland nahmen Stellung ein hinter ihren Keyboards und kurze Zeit später betrat Sänger Lennart A. Salomon unter großem Beifall die Bühne. Kein Wunder: Als Hamburger hatten auch SONO an diesem Abend ein Heimspiel. Die Stimmung war sofort gelöst und der gut gefüllte Saal tanzte, was das Zeug hielt, zu den neuen Stücken des Albums „Panoramic View“. Bevor „Always something missing“ angestimmt wurde, erklärte Lennart noch, dass dies die neue Single werden würde, was ebenfalls großen Anklang fand. Natürlich durften auch die alten Lieder wie „Keep Control“, „A New Cage“ oder „2000 Guns“ nicht fehlen. Immer wieder griff Lennart zur Gitarre und begeisterte uns mit der ADAMSKI Original Version von „Killer“, die lauthals mitgesungen wurde.

Als nächstes standen THE PROMISE im MarX auf dem Plan. THE PROMISE hatten ebenfalls einen gewissen Heimvorteil, da der Sänger Sven Enzelmann den meisten auch als DJ aus dem Kir bekannt sein dürfte. Nach anfänglichen kleineren technischen Problemen ging es dann auch schon mit „Rain“ los. Die Stimmung beim anwesenden Publikum war gut. Es folgten Songs wie „No Joy“ und die Coverversion „Das Model“ und nach einer halben Stunde war auch schon wieder alles vorbei.

Setlist THE PROMISE
Rain
The Rebel
No Joy
Hold On
You and me
More than this
Das Model
Der Abgrund

Mittlerweile hatte sich durch den zeitlichen Verzug die Planung so verschoben, dass auf beiden Bühnen die Bands parallel anfingen zu spielen, so dass man nicht mehr wechseln konnte, um alle Gigs anzusehen. Das war ein bisschen schade, aber bei den nachfolgenden Bands AGONOIZE und KIEW war sowieso keine Chance mehr, überhaupt in die kleine Halle zu gelangen. Wegen Überfüllung platzte das MarX aus allen Nähten und nur heiße verschwitzte Luft wehte einem entgegen, wenn man versuchte, am Eingang einen Blick zu erhaschen.

Daraufhin konzentrierte ich mich nur noch auf das Programm an der Hauptbühne, wo es mit feinem Elektrosound von ROTERSAND weiterging. Das Trio Rasc, Gun und Krischan legte sofort mit dem Clubhit „Electronic World Transmission“ vom Debüt-Album „Truth is fanatic“ los und animierte das Publikum zum Mitmachen. Rasc gab sich erst zufrieden, als er eine tanzende Masse sah und schrie immer wieder, dass wir langsam aufwachen sollten. Songs wie „I cry“ und „Lost“ wurden richtiggehend abgefeiert und die Bühne bebte vor Energie und Bewegung. Rasc riss mit seiner imposanten Erscheinung, Stimme und Bewegung alle mit. Für viele wird der Auftritt als Support-Act von COVENANT noch in guter Erinnerung geblieben sein und so fragte Rasc auch, wer sich an den letzten Auftritt in der Markthalle erinnern könne. Einige hoben die Hände und das „legendäre“ „Exterminate Annihilate Destroy“ begann. Rasc wanderte wie schon so oft durch das Publikum, während Krischan und Gun auf der Bühne die Stellung und den Scheinwerfer auf ihn hielten. Zu dritt umarmt wurde der Refrain eingeleitet und im Publikum hoben sich die Arme und die Stimmung steigerte sich nochmals. Ein viel zu kurzer Auftritt und obwohl lauthals Zugabe-Rufe zu vernehmen waren, ließ der Zeitplan diese nicht zu.

Setlist ROTERSAND
Electronic World Transmission
Almost Violent
I cry (Re-Work)
I don’t know
Lost
Exterminate Annihilate Destroy

Das Publikum im vorderen Bereich wurde zunehmend weiblicher und teils auch jünger, als der Co-Headliner ZERAPHINE die Bühne betrat. Extra für den guten Zweck aus Berlin angereist starteten Sven (Gesang), Norman (Gitarre), Manuel (Gitarre), Michael (Bass) und Marcellus (Schlagzeug) mit dem allseits bekannten „Die Macht in Dir“. Weiter ging es mit den englischen Stücken „No more doubts“ und „I feel your Trace“. Einige Fans sangen textsicher mit. Die Band strahlte Harmonie aus und Sven sang gefühlvoll die Texte, wobei er eigentlich wie immer das Mikro nicht losließ und ein paar Schritte vor und zurückging, was fast schüchtern wirkte. Der Klassiker „Be my Rain“ durfte auch nicht fehlen. Eine tolle Atmosphäre umgab die Hauptstädter und diese übertrug sich auf das Publikum, die in der viel zu heißen Markthalle ordentlich schwitzten. Trotzdem stand man nicht still und feierte zu jedem der Songs. Fasziniertes Hin- und Herwiegen begleitete die emotionalen Balladen wie „Wenn Du gehst“ und „For a Moment“ und nach 13 Stücken war auch dieser Auftritt Geschichte.

Setlist ZERAPHINE
Intro
Die Macht in dir
No more doubts
I feel your trace
Niemand kann es sehen
Nichts aus Liebe
Be my rain
Die Wirklichkeit
Sterne sehen
Ohne Dich
Inside your arms
No tears
Wenn Du gehst
For a Moment

Das Publikum in den ersten Reihen wechselte wieder. Nun dominierten wieder mehr männliche Wesen den vorderen Bereich und wer den Headliner PROJECT PITCHFORK schon einmal live gesehen hat, weiß, warum das so ist. Alle anderen suchten sich wohlweißlich ein Plätzchen am Rande. Von hinten wurde so gedrängelt, dass die vorderen Reihen an die Absperrung gepresst wurden, als die Mannen um Peter Spilles auf die Bühne kamen und der donnernde Elektrosound begann. Zu Klassikern wie „IO“, „Existence“ und „K.N.K.A“ tobte die pogende Masse in fesselnder Atmosphäre. Mit Blutkapseln im Mund trieb Sänger Peter Spilles die Meute immer mehr an und hatte sichtlich Spaß dabei. Dirk Scheuber am Keyboard bewegte sich ebenfalls ordentlich und Gitarrist Carsten Klatte behandelte aggressiv sein Instrument und sank damit immer wieder zu Boden, um sofort wieder aufzustehen. Bei „Timekiller“ bebte der Saal und der Schweiß floss in Strömen. Ein Fan war so aus dem Häuschen, dass wir seinen nackten Hintern bewundern konnten, als er versuchte auf die Bühne zu klettern. Es war bereits weit nach 2.00 Uhr nachts, als nach zwei Zugaben der Abend in der Markthalle zu Ende ging.

Setlist PROJECT PITCHFORK
Intro – Drone Assembly
IO
Existence
Carrion
Requiem
Terra Incognita
Revolution now
Human Crossing
K.N.K.A
Timekiller
Mine
En Garde
Rescue

Souls
???

Fazit: Das 2.Gothic Aid Benefiz-Festival war ein voller Erfolg für Bands und Gäste. Die Höhe der Einnahmen ist mir leider noch unbekannt, aber anhand der großen Besucheranzahl könnte es eine stattliche Summe geworden sein, die dem Hamburger Kinderhospiz Sternenbrücke gespendet werden kann. Insgesamt ein toller Abend für einen guten Zweck. Danke an alle Künstler und Organisatoren!

Copyright Fotos: Susanne Schuchardt

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