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ACCEPT – STEELWING

Ort: Osnabrück - Halle Gartlage

Datum: 14.01.2011

An diesem total verregneten Freitagabend gab es für mich gleich eine doppelte Rückbesinnung auf meine Jugendtage, denn ACCEPT begannen ihre Welttournee durch 16 Länder in der alterwürdigen Halle Gartlage zu Osnabrück. Dort treten nicht nur in regelmäßigen Abständen gestandene Metal-Recken auf, nein, seit Jahrzehnten finden dort auch die Tier-Auktionen des Osnabrücker Herdbuches statt und da ich bereits im zarten Kindesalter mit Kühen & Co. in Berührung gekommen bin, rief der latent in der Luft liegende würzige Geruch in mir allerlei Erinnerungen an vergangene Rinder-Versteigerungen wach. Statt der vierbeinigen Verkaufsmasse hatte sich dieses Mal im 1954 erbauten Gemäuer allerdings menschliches, speziell männliches Publikum eingefunden. Das Gros gehörte eindeutig der Ü40-Fraktion an und nicht wenige Kutten hatten es heuer aus dem Dunkel des Kleiderschrankes wieder ans schummrige Konzertlicht geschafft.

Bevor die Band aus Solingen, die zweifelsohne deutsche Heavy-Metal-Geschichte geschrieben hat, jedoch die großzügige Bühne betrat, waren STEELWING an der Reihe. Die Schwedenhäppchen waren erst im Oktober mit BLIND GUARDIAN zu Gast in der Hasestadt und dürften so dem einen oder anderen bereits vor die Flinte gekommen sein. Heute enterten die fünf Buben, welche sich seit 2009 dem New Wave of British Heavy Metal verschrieben haben, zu einem Intro, das mich ein bisschen an die Anfangssequenz NENAs „Leuchtturm“ erinnerte, die Stage und begannen ihre akustische und optische Reise in die frühen Achtziger mit viel Karacho. Sänger Riley, angetan mit einer Art hautengen schwarzen Stretchleggins und rot-weiß-geringelten Socken schraubte seine Stimme in erstaunliche Höhen, während die Kollegen an den Instrumenten für eine straighte Begleitung mit gehörig Schmackes sorgten. Überwiegend wurden Songs vom letztjährigen Debüt „Lord of The Wasteland“ zu Gehör gebracht, mit „The Zone of Elemination“ gab’s jedoch auch einen blitzschnellen Ausblick auf das kommende Album, bevor mit dem noch nie live performten „Clash of Two Tribes“ der Gig ein flottes Ende zu nehmen schien. Unter Donnergrollen und im Lichterschein mehrerer orangefarbener Rundumleuchten legten die Skandinavier aber noch einmal nach und präsentierten dem begeisterten Auditorium (für die vereinzelt erschienenen Damen zeigte der klein gewachsene Fronter zudem noch seinen blanken, durchtrainierten Oberkörper) mit „Roadkill (…Or Be Killed“) einen donnerndes Finale. Welcome back to the Eighties!

Setlist STEELWING
The Illusion
Headhunter
The Nightwatcher
The Zone of Elemination
Sentinel Hill
Clash of Two Tribes

Roadkill (…Or Be Killed)

Nach dieser ersten 45-minütigen Aufwärmübung blieb eine halbe Stunde Zeit, um die Flüssigkeitsverluste auszugleichen, bevor der Hauptact des Abends die gesamte Aufmerksamkeit der Zuschauerschaft für sich beanspruchte. Um 21.15 Uhr kündete ein Intro schließlich vom Beginn der Show und nach und nach sammelte sich die ACCEPT-Mannschaft auf der Bühne. Mit den ersten Klängen des Openers „Teutonic Terror“ vom Chartstürmer „Blood of The Nations“, der es bis auf Platz 4 geschafft hat, bewies Sänger Mark Tornillo, der 2009 mit der letzten Wiedervereinigung zu den Metallern gestoßen ist, bereits, dass er sich mit dem Bandgründer Udo Dirkschneider durchaus messen kann. Publikum und Kapelle zeigten sich bester Laune und so konnten über zwei Stunden alte und neue Hits abgefeiert werden. Ein erstes Highlight war „Breaker“ vom gleichnamigen 1981er-Longplayer, mit dem sich seinerzeit langsam aber sicher der internationale Durchbruch für ACCEPT einstellte und die Halle Gartlage sich zunehmend zu einem Hexenkessel entwickelte. Dass die Jungs aber auch immer noch wissen, worauf es ankommt, bewies die Kopfnicker-Nummer „New World Comin’“ vom aktuellen Silberling ebenso wie der Titeltrack „Blood of The Nations“ mit seinen Stakkato-Langäxten. Keine Frage, dass der 1982er Kracher „Restless And Wild“ lauthals mitgesungen wurde und auch Metal-Standards wie „Son of A Bitch“ oder „Aiming High“ nicht fehlen durften. Bei „Metal Heart“ (1985 auf der gleichnamigen Langrille veröffentlicht) hatte sich Mr. Tornillo seiner Weste entledigt und war erneut die Sangeskraft der Anwesenden gefragt, welche die Ränge und den Innenraum der Viehauktionshalle weitestgehend ausfüllten. Zwischendrin gab’s zudem eine kleine Klassikanwandlung mit dem angedeuteten „Für Elise“ vom guten alten Beethoven, ehe Wolf Hoffmann, der immerhin seit 1976 dabei ist, „Neon Nights“ zunächst allein auf seinem Sechssaiter performte. Der Glatzkopf, der im Zweifel auch als Bruce-Willis-Double arbeiten könnte, zeigte sich den ganzen Abend über hervorragend aufgelegt und erntete von seinen Fans gehörigen Beifall. „Bulletproof“ begann als vermeintliche Ruhe vor dem Sturm, denn hier folgte nach ein paar ruhigeren Momenten natürlich wieder die volle Breitseite, die das Publikum zum eifrigen Mitklatschen animierte und von einem musikalischen Zwiegespräch zwischen Hoffmanns Gitarre und Peter Baltes’ Stahlsaiter veredelt wurde, ehe mit „Princess of The Dawn“ mein persönlicher Favorit an die Reihe kam. 28 Jahre ist es jetzt schon her, dass sich der Track in meinen Schädel gebrannt hat und ganz ohne Frage hat diese Granate nicht einen Deut an Sprengkraft verloren. Entsprechend wurde die Prinzessin der Dämmerung von den Anwesenden abgefeiert und Baltes, der ebenfalls seit 1976 zu ACCEPT gehört, tat mit einem langen Bass-Solo ein Übriges, um den Song ins rechte Licht zu rücken. Um erst gar keine Langeweile aufkommen zu lassen, näherte sichmit „No Shelter“ umgehend ein Rollkommando jüngeren Datums , bevor „Burning“ das reguläre Set mit viel Rock’N’Roll nach 95 Minuten beendete.

Aber natürlich gehört zu einem richtigen ACCEPT-Konzert noch ein bisschen mehr. Angefangen beim „Heidiheidoheida“-Intro, das die baldige Wiederkehr des metallischen Quintetts ankündigte, über das infernale „Fast As A Shark“ und das krachende „Pandemic“, um schließlich mit der Bandhymne „Balls To The Walls“, die auch der 1983 erschienenen Platte ihren Namen gab, den Abend standesgemäß nach fast zwei Stunden Rambazamba zu beschließen. Ein gelungener Tour-Auftakt, dem eine Woche eifriges Proben vorausgegangen war, für die der Osnabrücker Bastard-Club eine neue Bestimmung als ACCEPT-Proberaum erhalten hatte. Bevor übrigens am 09. Februar das nächste Mal schmuckes Rindvieh die Halle Gartlage in Beschlag nimmt, macht drei Tage zuvor mit HELLOWEEN das nächste deutsche Metal-Urgestein Station in der Nähe der Bremer Brücke. Natürlich ist auch der Terrorverlag dann wieder mit von der Partie.

Setlist ACCEPT
Intro
Teutonic Terror
Bucket Full of Hate
Starlight
Lovechild
Breaker
New World Comin’
Blood of The Nations
Restless And Wild
Son of A Bitch
Aiming High
Ahead of The Pack
Metal Heart
Down & Out
Neon Nights
Bulletproof
Princess of The Dawn
No Shelter
Burning

“Heidiheidoheida”-Intro
Fast As A Shark
Pandemic
Balls To The Walls

Copyright Fotos: Karsten Rzehak

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