Ort: Büren - Wewelsburg
Datum: 08.09.2007
Petrus meinte es wahrlich nicht gut mit uns. Er zeigte uns seit Tagen seine nass-kalte Schulter und hatte auch an diesem Samstag kein Einsehen mit seinen mittelalterlichen Jüngern, die sich im Schatten der geschichtsträchtigen Wewelsburg nahe Paderborn versammelt hatten. Neben einem Mittelaltermarkt mit allerlei Speis und Trank, Gewürzen, Geschmeide, Kleidung und Ähnlichem (sehr zu empfehlen waren z.B. die ungarischen Langos), sollten auch diverse Bands für Kurzweil sorgen und die Aussicht auf LOKIS ROTTE, LEX MIHI ARS, OBSCURATIS, SCHIMMELREYTHER, RAPALJE, NACHTGESCHREI, CRADEM AVENTURE, ADORNED BROOD, DUNKELSCHÖN, POTENTIA ANIMI, WELTENBRAND, ELIS, CULTUS FEROX, TANZWUT und CORVUS CORAX zog auch uns zum Medieval Emporium. Allerdings hatten wir ob der ungemütlichen Witterung die ersten Spielleute des Tages von unserem Zettel gestrichen und machten uns erst am Nachmittag auf den Weg und suchten an der imposanten Burg angekommen erst einmal den Ort des Geschehens. Ausgeschildert war nämlich nichts, hören konnte man die SCHIMMELREYTHER zwar, aber noch war unklar, wie wir zur Austragungsstätte des zweitägigen Festivals, bei dem auch die Möglichkeit des Zeltens bestand, gelangen sollten. Wenig später hatten wir einen kleinen Umweg und steilen Abstieg hinter uns gebracht und gelangten auf den Markt, wo wir zuerst einmal die Auslagen prüften, bevor es musikalisch losgehen konnte.
Als erstes sollten wir NACHTGESCHREI aus Frankfurt am Main zu sehen und hören bekommen, welche mit zehnminütiger Verspätung um 17.10 Uhr die mit einem großen Band-Backdrop und einer riesigen Orgel geschmückte Stage enterten. Die sieben jungen Hessen haben sich Anfang 2006 zusammengetan und rekrutieren sich aus Ex-Mitgliedern der Kapellen BLACK SHEEP (Folk Rock) und PAIMON (Melodic Death Metal). Entsprechend gitarrenlastig gingen die Jungs auch zu Werke und ließen es am Fuße der Wewelsburg ordentlich krachen. Dargeboten wurde relativ harter Mittelalterrock/ Metal ohne Schnörkel, dafür jedoch mit einer Spur Folk, wofür besonders Joe an der Drehleier und dem Akkordeon und Nik an der Flöte und dem Dudelsack verantwortlich zeichneten. Fronter Hotti kümmerte sich derweil um den Gesang, der leider etwas dünn aus den Boxen drang. Das mag zu einem Großteil daran gelegen haben, dass die Vocals im Vergleich zu den Instrumenten einfach zu leise abgemischt wurden, ein bisschen aber auch an der eigentümlichen Stimmfärbung, was jedoch durch das handwerkliche Können der übrigen Mannschaft locker wieder wett gemacht wurde. Und so feierten die nicht eben zahlreichen Zuschauer vor der Bühne eine dreiviertel Stunde knackigen Rock ab, zu dem es eine nette Lightshow und zahlreiche Ansagen von Drummer Danu (übrigens ein Cousin von Hotti) gab. Zwischen den Songs meldete sich der Herr über die Felle von seinem Arbeitsplatz am hinteren Bühnenrand zu Wort und gab Erklärungen zu den einzelnen Titeln oder forderte zum Nähertreten, Klatschen und Singen auf. So wissen wir jetzt beispielsweise, dass „Deine Spur“ vom eigenen Weg handelt, den man durchs Leben geht, auf dem man jedoch auch von Vorbildern begleitet wird. Der Aufforderung zum Tanze kamen die Anwesenden bei „Räuber der Nacht“ durchaus willig nach und auch das folgende, leicht irisch anmutende Instrumental wurde mit ausdauerndem Klatschen unterstützt. Zu „Die Reise“ nahmen Hotti und Gitarrist Sane am Bühnenrand Platz und legten mit Mundharmonika und Akustikgitarre gefühlvoll los, während der Rest der Meute verschwand und erst zum Ende des Songs wieder lautstark ins Geschehen eingriff. „Das Spiel“ und „Windstill“ waren weitere Tracks der aktuellen Promo-CD, die zu Gehör gebracht wurden und in ihrer straighten Art durchaus gefielen. Den Abschluss machte „Der Meister“, zu dem die Mittelalter-Fans noch mal richtig abgehen konnten. Ein gelungener Auftakt unseres sehr kurzen musikalischen Reigens, der nur vom Regen und damit verbundenen Matsch getrübt wurde.
Direkt im Anschluss sollte die „härteste“ Combo des gesamten Festivals den Anwesenden ordentlich einheizen. Leider regnete es nun immer heftiger, so dass die Grevenbroicher ADORNED BROOD vor einer recht überschaubaren Zahl von Besuchern aufspielen mussten, die noch dazu kaum mit dem Song Material des Fünfers vertraut waren. Lediglich in den ersten Reihen hatten sich einige „richtige“ Metal Fans eingefunden, den immerhin bereits seit 1993 existierenden Folk Black Metallern die entsprechende Ehrerbietung zu zollen. Im Laufe ihrer wechselvollen Karriere veröffentlichten AB 5 Alben bei verschiedenen Labels, mittlerweile ist man bei Black Bards unter Vertrag, die denn Auftritt dann auch gleich mal mitschnitten. Am Video-Gerät übrigens ein Musiker der finnischen Kollegen von LET ME DREAM! Kurz vor dem Emporium hatte es eine wichtige Änderung im Line Up gegeben, Benny, der 6 Jahre lang die Gitarre „gezupft“ hatte, war durch Mirko ersetzt worden, der unter dem Pseudonym „Pagan“ auch zur Urbesetzung gehört hatte und nun die Songwriting Fäden wieder in die Hand nehmen will. Vom neuen Album „Heldentat“ präsentierte man neben dem Titeltrack auch „Farewell“, „Tanze mit dem Tod“ und die Coverversion des bekannten Saufliedes „7 Tage lang“, das erwartungsgemäß die Zuschauer mobilisierte. Mit Double Bass und aggressiven Growls wurde auch Fans extremerer Metal Spielarten etwas geboten, wohingegen Ingeborg Anna den optisch wie musikalisch liebreizenden Part inne hatte. Mein persönliches Highlight war der „Totenmarsch“ von der 2002er Scheibe „Erdenkraft“, ein mitreißendes aber auch nachdenkliches Stück. Nach je 4 Liedern der letzten beiden Veröffentlichungen unternahm man noch eine Zeitreise in die Vergangenheit: „Wigand“, Titelstück der gleichnamigen CD aus dem Jahre 1998 sowie zum Abschluss „Die Wiederkehr“ (entnommen der „Asgard“-Lichtscheibe) erinnerten an die ehedem deutlich heftigere Ausrichtung der Formation, die in Zukunft auch wieder verstärkt Heavy-Elemente in ihre Kompositionen einbauen will. Alles in allem eine runde Darbietung, die von den weitestgehend durchnässten Menschen mit Zugabe-Rufen quittiert wurde. Leider wurden auch wir von dem nassen Unbill nicht verschont und in Anbetracht einer drohenden Lungenentzündung machten wir uns bereits jetzt wieder auf den Heimweg. Die Entscheidung fiel schwer ob der zu erwartenden POTENTIA ANIMI, ELIS und natürlich vor allem TANZWUT, aber die persönliche Gesundheit geht einfach vor. Bis hierhin auf jeden Fall ein gut organisiertes Festival in malerischer Kulisse, das leider ein wenig „baden“ ging.
Setlist ADORNED BROOD
Tanze mit dem Tod
Welcome Our Friends
Totenmarsch
7 Tage lang
Lebenslied
Erdenkraft
Heldentat
Farewell
Wiegand
Die Wiederkehr
Copyright Fotos: Karsten Thurau
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.