Ort: Herford - Club X
Datum: 24.03.2005
Bevor am bevorstehenden Karfreitag in unserer Region ja die Bürgersteine hochgeklappt werden und alle Läden dicht bleiben müssen, ist man natürlich dankbar den Tag davor noch sinnvoll nutzen zu können. Dazu machte man sich dann also auf ins Herforder X um die Hardcore-Veteranen von AGNOSTIC FRONT zu begutachten. Der Beginn des Konzertabends gestaltete sich aber denkbar schwierig. So war die Langhaar-Fraktion des Terrorverlags aus beruflichen Gründen schon etwas spät dran und dann kamen noch unerwartete Schwierigkeiten mit unseren Gästelisten-Plätzen dazu. Als man es dann endlich ins Innere der Halle schaffte, machten sich gerade DIECAST für ihren Auftritt bereit. So hatten wir schon zwei Kapellen verpasst, aber den Meinungen vereinzelter bekannter Gesichter nach zu urteilen, hatte man auch nicht sonderlich viel versäumt.
Auf DIECAST aus Boston war ich an diesem Abend allerdings sehr gespannt. Das hier zu Lande völlig untergegangene Album „Tearing down your blue Skies“ ist nämlich gar nicht so übel. Doch live konnte der Fünfer diese Leistung leider nicht abrufen. Die Band zockte zwar ihren HATEBREED- und BORN FROM PAIN-lastigen Metalcore sehr solide runter, doch mehr auch nicht. Das Markenzeichen der Band, nämlich die melodischen Parts mit den cleanen Vocals, ließ man fast komplett außen vor. Ihren Video-Song, der meiner Meinung nach auch der beste ist, spielte man gleich gar nicht. Damit wurden DIECAST eine Band von vielen. Auch sound-technisch war der Gig nicht das Gelbe vom Ei. War dieser unlängst bei KILLSWITCH ENGAGE noch überraschend ordentlich, kamen die Riffs diesmal ziemlich verwaschen aus den Boxen und der Gesang von Mr. Stoddard war 1. mit zuviel Hall versehen und 2. zu weit in den Hintergrund gemischt. Selbst die Ansagen zwischen den einzelnen Songs verstand man so gut wie gar nicht. Trotzdem gab die Band 30 Minuten lang ihr bestes und konnte immerhin schon einige Leutchens dazu bringen, vor der Bühne ihre Turn-Übungen vorzuführen. Zum Ende präsentierten DIECAST noch eine ordentliche Version des SLAYER-Klassikers „Raining Blood“ (*Ironie ein* man, was für eine innovative Wahl… *Ironie aus*) und dann war es auch geschafft. Schade, doch hoffen wir mal, dass die Boston-Corer ihre Leistung im Vorprogramm von NAPALM DEATH besser abrufen können.
Im ganzen war ich schon etwas überrascht, dass schätzungsweise nur etwas über 400 Nasen den Weg ins X gefunden hatten und das, wo doch am nächsten Tag jeder ausschlafen konnte. Zudem war der Kartenpreis mit 16 Euro an der Abendkasse voll im grünen Bereich. Vielleicht lag das auch daran, dass bis vor wenigen Wochen eigentlich Hannover für diesen Tag auf dem Tourplan stand und einige Fans vielleicht nicht wussten, wo die Bands denn nun spielen würden…
Nach gut 20 Minuten war es dann aber soweit und eine der HC-Legenden überhaupt betrat die Bühne. Man sah den Mannen um Sänger Roger Miret und Gitarrero Vinnie Stigma zwar schon an, dass man so langsam in die Jahre kommt, doch zum alten Eisen gehört man noch lange nicht. Los ging’s mit „The Eliminator“ vom 86er Album „Cause for Alarm“. Die Setlist war im ganzen gut gemischt und beinhaltete Songs aus allen Werken der Veteranen. Dabei besann man sich allerdings größtenteils auf die Knüppelsongs und gab der ganz ordentlich abgehenden Meute mit Klassikern wie „United Blood“, „Riot Riot“, „New Jack“ und „Your Mistake“ richtig gut zu tun. Aber auch neuere Kracher a la „Peace“, „Take me back“ und „Still here“ kamen gut an. Die Haupt-Bewegungspunkte waren Sänger Roger und Basser Mike, die beide dauernd unterwegs waren, umher sprangen und ordentlich Alarm machten. Interessant zu beobachten war, dass Roger eine „Gehilfin“ (anscheinend die Tourmanagerin) dabei hatte, die zwischenzeitlich immer mal wieder das Mikro säuberte und abtrocknete. Muss ja auch alles sein Ordnung haben. Die Gitarrenfraktion Vinnie und Lenny hielt sich etwas mehr im Hintergrund, konzentrierte sich auch ihr Spiel und überließ den anderen beiden das Feld. Ungewöhnlich waren diesmal die Soundverhältnisse. Stand man weiter hinten in der Halle kam der Sound ziemlich undifferenziert und teils sogar schepprig daher. In der vorderen Hälfte bzw. direkt an der Bühne war der Sound ordentlich fett und die Songs knallten richtig. Seltsam, seltsam. So spielten AGNOSTIC FRONT einen weiteren soliden Gig in ihrer mehr als 20-jährigen Laufbahn, aber keinen außergewöhnlichen. Highlight des Abends war natürlich der Überhit „Gotta Go“. Als Roger „from the eastcoast to the westcoast“ anstimmte, gab’s kein Halten mehr, und es wurde mitgesungen und gepogt was das Zeug hielt. Nach 23 Songs in 60 Minuten war es dann auch vorbei, wobei eine Band mit so vielen Alben und Songs eigentlich schon quantitativ mehr bieten könnte und ruhig auch sollte. Aber an diesem Abend darf man ja im Zweifel den Karfreitag vorschieben, denn Mitternacht war nicht mehr allzu weit, als die verschwitzten Musiker die Bühne und die erledigten Fans die Halle verließen.
Setlist AGNOSTIC FRONT
Eliminator
New Jack
VIP
Fall of the Parasite
Pride, Faith, Respect
United Blood
Your Mistake
So Pure to me
Dedication
Friend or Foe
Crucified
All is not forgotten
Peace
I live it
Gotta go
Riot Riot
Police State
Take me Back
Definiton
Undertow
Public Assistance
Power
Still here
Copyright Fotos: Michael Werneke
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.