Ort: Bielefeld - Stereo
Datum: 16.04.2006
Erst vor 14 Tagen hatte Bielefelds neuer Club Stereo seine Pforten am Boulevard geöffnet, heute Abend nun stand die Premiere des ersten Live-Acts an. Angekündigt hatte sich dafür das agile Damenquartett AK4711, deren Teilnahme an Raabs Bundesvision Songcontest und die dort dargebotene aktuelle Single „Kein schönerer Land“ den Bekanntheitsgrad des Kleeblatts erhöht hatte. Es mag daher wohl eher an der recht mageren PR des Clubs gelegen haben, dass um 20 Uhr noch gähnende Leere und großes Tischerücken an der Tagesordnung waren.
Da um 22 Uhr noch normaler Diskobetrieb auf dem Programm stand, begannen AK4711 um 21 Uhr ihren Gig tapfer vor einer Hand voll Leuten und forderten die sich an der Theke rumdröselnde Schar zunächst einmal auf, wenigstens mit ihren Barhockern ein paar Schritte näher zu kommen. Und siehe da, die sonst eher reservierten Ostwestfalen leisteten der Bitte sogar gleich Folge (oder waren wir gar die einzigen Ortsansässigen?). Los ging es mit der ersten Single „Rock“ ihres Debütalbums „Erste Hilfe“, wobei man auf das gebremste Intro der Albumversion verzichtete und gleich in die Vollen ging. Gefolgt von der Ode ans Tagebuch „Mich und Dich“ begrüßte Sängerin Anja die Anwesenden in Form einer Stewardess-Ansage, von ihren Kolleginnen durch synchron einstudierte Bewegungen unterstützt. Das Stereo bot den Damen mit einer erhöhten Bühne und einem knallroten Ballsaal-mäßig drapierten Vorhang im Hintergrund einen optimalen Rahmen. Die Damen selbst hatten die Bühne mit pinken Pappaufstellern (die auch die Rückseite des Albums zieren) und die Mikroständer mit Lichterketten und pinken Mini-Pompons verziert. Nach „Sexappeal“ trat die aus Belgien stammende Bassistin Cindy in die Mitte, um „Katalysator“ zu intonieren. Auch hier gab es eine nette Variation zur Albumversion. Sowieso präsentierten sich alle Mädls sehr spielfreudig, bei bester Stimme und Laune – die interne Chemie scheint spürbar zu stimmen. Nachdem Anja dem Publikum mit Berliner Kodderschnauze das band-interne Dilemma zwischen Disco und Rock näher gebracht hatte, wurde es mit „Macht nix“ souverän gelöst. Es folgte zu sommerlichen Reggaeklängen „Die Stimme der Vernunft“. Zum Titel „Geld“ forderte Anja die Anwesenden zum Hüpfen auf. Auch hier zeigten sich die Handvoll Leute willig, wobei diese kleine hüpfende Schar ein wenig an Kindergeburtstag erinnerte, derweil die Damen auf der Bühne synchrone Gitarrengymnastik zum Besten gaben. Nach „Liebe ist nicht weil sondern trotzdem“ wurde uns noch eine Geschichte erzählt, offensichtlich ein interner Running-Gag der Band, um Kaugummis ging es dort, auf einer Party an die weiblichen Gäste verteilt und anschließend wieder eingesammelt. Allein die Pointe, was nun mit diesem Gummiklumpen geschah, blieb das Geheimnis der Mädls. Für „Ich mach Dich“ übernahm nochmals Cindy das mittlere Mikro, mit Countyrhythmen und „Ich will küssen“ beendeten AK4711 ihr reguläres Set.
Da die Damen sich angesichts der Umstände schon als äußerst professionell gezeigt hatten, reichte ihnen auch der Applaus von 40 Händen für eine Zugabe und so gab es mit einer Swing-Version von „Erste Hilfe“ den Abschluss unter ein Konzert, das nun auch ohne „Kein schönerer Land“ auskommen musste und zweifelsohne mehr Resonanz verdient gehabt hätte. Die Anwesenden indes sind in den Genuss einer dynamischen, facettenreichen und kurzweiligen Performance gekommen und haben AK4711 als charmantes, ambitioniertes und sympathisches Quartett kennen gelernt.
Setlist
Rock
Mich und Dich
Sexappeal
Katalysator
Macht nix
Die Stimme der Vernunft
Geld
Liebe ist nicht weil sondern trotzdem
Ich mach Dich
Ich will küssen
Erste Hilfe
Copyright Fotos: Sebastian Schulz
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