Ort: Berlin - Wild at Heart
Datum: 07.01.2005
Die GOOF-KICKS, das sind vier smarte Jungs aus Konstanz, die heute Abend auf der kleinen Bühne im Wild at Heart die Vorband geben für AMERICAN HEARTBREAK. Sie behaupten von sich selbst, mit Ihrer Musik das Rad nicht neu erfunden zu haben, aber frischen Mutes an die Sparte Punk-Rock gehen und sich über das eine oder andere Stereotyp hinwegsetzen. Und zu dieser sympathischen Selbsteinschätzung kann man nur schreiben: Recht haben sie!
Schnell und gut aus der Garage, manchmal hört man ein wenig HIVES durch, der Stil ist trotzdem eigen. Im Habitus gibt sich der Frontmann sehr englisch und kommt auch wirklich glaubwürdig rüber. Der Schlagzeuger mäkelt dann allerdings irgendwann die Maulfaulheit seines Sängers im Publikumsverkehr mit einem lapidaren: „wir haben heute keine Lust mit euch zu reden“ an und es ist klar, dass die Beheimatung dann doch im Deutschen liegt. Zwar nicht kommunikativ, dafür aber in der Beinarbeit umso agiler löst sich Sänger zezo von den knappen vorgegebenen 5 qm der Bühne und steppt mit seinem Mikro quer durchs pogende – jawohl pogende – Publikum; zeigt vollen Körpereinsatz, kniet vor der Bühne, wälzt sich auf dem Boden und erklettert die Bassdrum. Bis auf zwei Jugendliche mit Schwächeanfall, die es trotz der hämmernden Beats vorziehen auf dem Boden rumzulungern, gibt es tatsächlich mal wieder pogende Menschen zu sehen. Gut zu zwei Dritteln gefüllt findet man im Publikum neue Nachwuchs-Wilde, aber auch die ältere Liga ist vertreten, die vormals schon die WALTONS beklatschten und aus selbiger Altersschicht entstammen. Trotz der guten Stimmung und tanzender Menschen gab es leider keine Zugabe, die allerdings auch nicht eingefordert wurde.
AMERICAN HEARTBREAK, eine Formation aus San Francisco (sich selbst als Glam-Rocker bezeichnend) kommen schon viel versprechend gewandet auf die Bühne. Schwarze Hose, weißes Sakko, Schuhe mit Gamaschen-Applikation, schwarzes Hemd mit weißen Tupfen…so schaut die Bekleidung des Gitarristen Casey Crenshaw aus. Schlicht in schwarz mit Stutzer-Mütze Schlagzeuger Paul Scavuzzo. Der Gitarrist Billy Rowe trägt lila Hemd zu guter 80er Limahl-Frisur (blond mit schwarzen Strähnen oder auch umgekehrt. Wie auch immer.) Und Sänger Lance Boone trägt zum Nadelstreifensakko schwarzes Hemd mit lila Krawatte – ganz der Edel-Rocker. Am Bass: Michael Butler erst mit Titten-Tshirt, das dann zu späterer Stunde der Freikörperkultur weicht.
Die Stücke, welche nun folgen, sind astrein gespielt, schnell – eher wenig hart, aber eingängig und melodisch. Das ist es wohl, was den sogenannten Glam-Rock ausmacht. Punk-Rock Attitüden sind zu hören, tragen aber nicht. So wie Lance das Publikum auch immer wieder zum Mitklatschen auffordert (Pogen wäre natürlich auch möglich), ist ihre Musik ein Konglomerat vieler Stile und was ganz eigenes; wenn Punk, dann ist er freundlich gesinnt und alles andere als hart und destruktiv, was ja nicht unbedingt negativ sein muss. Alles in allem sind die Fünf hochprofessionell und gut equipt, ziehen ihre Bühnenshow nicht als Ego-Nummer durch, sondern feiern mit dem Publikum zusammen die Party und die machen mit.
Um Mitternacht fällt einem Berliner Punk-Urgestein noch ein, dass wir dem King noch zum Geburtstag gratulieren müssen und Lance wünscht: „Happy Birthday Elvis Presley“. Soviel Zeit muss sein. Seltsamerweise schwächelt auch hier das Fußvolk und die Jungs verschwinden ohne Zugabe von der Bühne und bleiben verschwunden. Warum der Mob nicht mehr wollte, bleibt unerklärlich; die Wege der Herrn sind unergründlich. Wie stand so schön auf dem T-shirt des Rowdies: Rock today – tomorow it might be illegal.
Setlist THE GOOF-KICKS
Gö För Bröke
Losers Romantics
Wanda
Starin At You
Carefully Selected
Ozporns
Would Ya?
Sero Quel
She Said
Death Buy Potatoe Chips
Fast Forward
I Hate Suckers
Small Jobs
Setlist AMERICAN HEARTBREAK
Condemned
Sick n´ Tired
Raise up your hands
Somedody
Things are looking up
Methadone Baby
Crawling
1970´s
Too Beautiful
Unhappily everafter
Another wasted day
Drinks
Bitch
Cover
Copyright Fotos: Lo Voelsen
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