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AMORPHIS – HEVEIN

Ort: Tampere - Pakkahuone

Datum: 15.09.2007

Tampere, ca. 200 km nördlich von Helsinki, entpuppt sich als DIE Metalstadt Finnlands. In der ganzen Stadt kommen einem schwarze und alternative Gestalten en masse entgegen und allein am AMORPHIS-Konzert am heutigen Abend kann dies nicht liegen, dann das dortige Publikum stellt sich als eher brav-bürgerlich angezogen heraus. Auslandssemester sei Dank beträgt mein Anfahrtsweg auch nur 2 Stunden, wodurch ich nach etwa zweijährigem Warten nun endlich HEVEIN, die sich außerhalb und auch innerhalb Finnlands bisher rar gemacht haben, zu sehen bekomme. Zwar stehen sie nur als Vorband für AMORPHIS auf der Bühne, aber die Vorfreude ist dennoch groß.

Als besagte Formation die Bühne betritt, ist das Pakkahuone noch erstaunlich leer. Die Halle ist der Länge nach durch einen kleinen Zaun geteilt, der – wie üblich hier in Finnland – den Barbereich abtrennt, wodurch man allerdings viel Platz auf der Seite der Minderjährigen hat, denn wie alle wissen, trinken die Finnen gern. Anscheinend aber nicht genug, denn während HEVEIN einen grandiosen Gig abliefern, regt sich in der Menge kaum ein Mensch. Das mag wohl am bisher geringen Bekanntheitsgrad des Sextetts liegen, das allerdings so sehr Gas gibt, dass da doch eigentlich der Funke überspringen sollte. Vor allem Juha, seines Zeichens für die Growls zuständig, scheint es sich zum Ziel gesetzt zu haben, der Menge so richtig einzuheizen, und auch als keiner so wirklich mitgeht, legt er noch einen Zahn zu. Bassist Janne ist sowieso am Dauerbangen und auch Max Lilja (ex-APOCALYPTICA) am Cello taut zusehends auf. Da die Helsinkier bisher nur ein Album aufgenommen haben, birgt die Setlist wenig Überraschungen, und dennoch kann ich kaum glauben, dass die Band tatsächlich ihr streckenweise sehr ruhiges Meisterwerk „Last Drop of Innocence“ spielt, allerdings ohne das esoterisch-angehauchte Intro. Für Überraschung sorgt bei einigen die Coverversion von PANTERAs „Walk“, bei dem es Max nun endgültig von seinem Hocker reißt, und endlich gibt’s auch mal ein paar zaghafte Reaktionen vom Publikum. Es ist schon eine Erfahrung, so einen Song mal mit zusätzlichem Cello und Geige zu hören zu bekommen, aber genau dieser Gegensatz macht diese Band so hervorragend. Mal wirken sie zerbrechlich sanft, mal hammerhart und stets arbeiten alle Instrumente zusammen. Cello und Violine dienen weder als reine Solo- noch als Hintergrundinstrumente, sondern sind vollkommen in die Songs integriert. Mal wird geschrieen, was das Zeug hält, dann wieder singt Gitarrist Leif die klaren Parts mit so viel Gefühl, dass einem fast die Gänsehaut kommt. Meine Erwartungen wurden um Längen übertroffen, ein einfach grandioser Auftritt!

Setlist HEVEIN
Fear Is
Beg to Differ
Break Out The Hammers
Bulls Run
Last Drop of Innocence
Walk
The Filth, The Scum and the Mongrel
Bleed The Day
Worth Fighting For

AMOPRHIS sind nach einem eher lustlosen Gig etwa einen Monat zuvor wieder gut drauf. Wie üblich zieht Sänger Tomi Joutsen, der Mann mit den Megadreads und der energetischen Performance, alle Blicke auf sich. Tiefes Gegrunze wechselt sich mit gefühlvollem Klargesang ab, wie Pasi Koskinen ihn nie im Leben hinbekommen hätte. Keine Frage, durch ihren neuen Sänger haben AMORPHIS noch einmal die Kurve bekommen, denn er macht wirklich 80% der Show aus. Heute sind jedoch auch die Herren an den 6- bzw. 4- Saitern wieder etwas aktiver dabei: hoch die Gitarre, ein zustimmender Blick von Esa, ein Herausfordern der Menge von Nicals, das ist jedoch auch schon das höchste der Gefühle, gebangt wird hier nicht, nur Tomi schmeißt seine Dreads wie immer durch die Luft, wobei ich mich immer frage, wie seine Kopfhaut das aushält. Songmäßig wird der Schwerpunkt natürlich auf das erst kürzlich erschienene Album „Silent Waters“ gelegt, doch auch die alten Scheiben kommen nicht zu kurz mit Stücken vom legendären „Tales From The Thousand Lakes“ oder „Elegy“. „The Castaway“, bei dessen Intro Tomi mit merkwürdig wankenden Schritten die Menge anfeuert, markiert erstmal das Ende des regulären Sets, doch die Menge lässt sich nicht lange bitten und verlangt mit einer für finnische Verhältnisse fast ungewohnten Lautstärke nach einer Zugabe, die natürlich gewährt wird. Das Gleiche wiederholt sich auch nach drei weiteren Songs, die Finnen sind anscheinend verrückt nach dieser Band. Erstaunlicherweise gibt’s dann sogar noch einen weiteren Song und wären hiernach nicht die Lichter angegangen, hätten AMORPHIS wohl noch bis zum nächsten Morgen weiterspielen müssen.

Trotz eines herausragenden Tomi Joutsen und atemberaubender Lichtshow haben HEVEIN meiner Meinung nach AMORPHIS in Sachen Bühnenpräsenz aber an die Wand gespielt.

Setlist AMORPHIS
I of Crimson Blood
A Servant
The Smoke
Perkele (The God of Fire)
Againt Widows
Leaves Scar
Weaving the Incantation
Shaman
In the Beginning
Her Alone
Silent Waters
My Kantele
The Castaway

Towards and Against
Alone
House of Sleep

Summer’s End

Copyright Fotos: Juliane John

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