Konzert Filter

AND ONE – SPETSNAZ – OBSCENITY TRIAL – UNTERART

Ort: Rostock - Scandlines Arena

Datum: 04.11.2006

Was hatte ich nicht alles über die laufende AND ONE Tour gelesen. Eine wahnsinnige Setlist inklusive echter Hit-Raritäten, ein 2,5 Stunden-Programm mit genial gelaunter Band und Bombenstimmung im Publikum. Das schraubte die Erwartungen und Vorfreude auf den Abend ins Unermessliche! Pünktlich um 20.00 Uhr standen wir im gut gefüllten Foyer der Scandlines Arena, die eigentlich eine Sporthalle ist und wir hörten doch tatsächlich schon Live-Musik aus dem Saal. Nichts wie rein und mit Erstaunen stellte ich fest, dass das weder OBSCENITY TRIAL noch SPETSNAZ sein konnten. Dank des Bandlogos in Form eines Banners konnte man endlich erkennen, dass wohl eine weitere Support-Band namens UNTERART auf der Bühne musizierte. Die Labelkollegen von AND ONE kommen aus Hamburg und sind in die Kategorie harter Electro/ Industrial-Sound mit melodischen Elementen und männlichem Gesang einzuordnen. Das Trio bestehend aus Sänger Chris Harms und den beiden Musikern und Gründungsmitgliedern Grigory Feil sowie Thomas Stein stellten dem Rostocker Publikum Songs aus ihrem abwechslungsreichen Debüt-Album „Noice and Grace“ vor. Mit hämmernden Beats, ausgefeilten Melodien und toller Stimme konnten Songs wie „Hirntod“ oder „Headshot“ beim Publikum punkten und wurden mit einem netten Applaus belohnt. Ganz sicher haben UNTERART an diesem Abend bei einigen Gästen das Interesse an ihrer Musik geweckt!

Ein weiterer Grund für meine tagelang anhaltende Vorfreude auf diesen Abend war, dass ich endlich meine persönliche Neuentdeckung OBSCENITY TRIAL live erleben würde. Deren aktuelles Album „Here and Now“ habe ich bis zum Umfallen gehört und ihren aktuellen Werdegang verfolgt, welchen man als Senkrechtsstart bezeichnen kann. Nach der Bandgründung im Jahre 1993 rief Sänger Oliver Wandt im Jahre 2004, nach 4 Jahren Ruhepause, OBSCENITY TRIAL wieder ins Leben zurück und konnte mit Keyboarder Frank Hass, dem Label Infacted Recordings und dem Album „Here and Now“ in der Hinterhand neben positiven Pressestimmen und DAC-Charts-Einstieg eben auch den Support-Act_Job für AND ONE einfahren. Oliver und Frank betraten die groß wirkende Bühne in Jacken bekleidet, auf denen ihre Nachnamen („Wand“ und „Hass“) gedruckt waren. Mit „World“ und dem WHITE STRIPES-Cover „Seven Nation Army”, bewies Oliver, wie wunderschön seine Stimme auch live klingt. Schwungvoller und tanzbarer arrangiert wirkten die Songs live ein wenig anders als auf Silberling. Was aber blieb, waren die Anziehungskraft, Ausstrahlung und Charme der Synthiepop-Stücke wie „Your Skin“ oder „Never to Late“. Oliver wirkte überhaupt nicht schüchtern und ging richtig aus sich raus, während das Publikum sich vom warmen Sound berieseln ließ und genoss. Mit „All that´s left” folgte dann auch noch mein absoluter Favorit und Gänsehautgarant des Albums. Auf der rechten Seite der Bühne haute Keyboarder Frank ordentlich in die Tasten und stimmte bei einigen Songs in den Refrain ein. Als letzten Titel hatte man „Here and Now“ gewählt, welcher ein letztes Mal zum Tanzen aufforderte. Das sympathische Duo verabschiedete sich mit der Frage, ob wir bereit seien für AND ONE, was mit einem lauten „Ja“ bestätigt wurde. Oliver konterte daraufhin „dann viel Spaß mit SPETSNAZ“ und weg waren die Beiden. Während der Umbaupause konnte man schon ein wenig von der AND ONE Bühnendeko begutachten, die der vor zwei Jahren sehr ähnelte. Große AND ONE Buchstaben in gelb waren an der Bühnenwand angebracht. Neu waren die zwei Pults, die rundherum mit Neonröhren ausgestattet waren.

Doch nun war es erstmal Zeit für die Schweden SPETSNAZ, die mir schon öfter wärmstens empfohlen wurden, ich aber bisher weder live gesehen noch gehört hatte. Sänger Pontus und Drummer Stephan eroberten die Herzen der Rostocker mit hartem EBM-Sound und sympathischen Gesten und deutschen Worten, wie „Bier“, „Danke“ und auch „Scheiße“ bei technischen Problemen. Als es zum Totalausfall des Sounds kam, gab Pontus das schwedisch gesungene Pippi Langstrumpf zum Besten und sorgte damit für viel Gelächter. Die aktuelle Single „Hardcore Hooligans“ wurde überschwänglich abgefeiert. Pontus marschierte am Bühnenrand auf und ab und heizte den etwa 800 Gästen ordentlich ein. Die Stimmung steigerte sich von Song zu Song. Die Leute wurden langsam warm und nachdem alle zur Ankündigung von „That perfect Body“ Stephans nackten Oberkörper sahen und wieder lachten, ging es mit dem Smasher „Apathy“ zum Abschluss richtig zur Sache. Über die Einstimmung auf den heiß ersehnten AND ONE Auftritt konnte sich nach den drei abwechslungsreichen Bands niemand beschweren.

Doch erst einmal hieß es wieder warten. Kurz vor 22.00 Uhr betraten zum Intro (eigentlich Outro) „Dein Ende“ zuerst Gio van Oli und Chris Ruiz die Bühne, welche sich gegenseitig den Vortritt ließen (dieses Ritual begleitete uns den gesamten Abend). Gio stellte sich hinter das linke, Chris hinter das rechte Pult, langsam aufsteigender Nebel und die dazu typischen AND ONE-Klänge ließen die Leute im Publikum richtig kribbelig auf den Meister Steve Naghavi werden, der endlich nach einigen weiteren Minuten die Bühne betrat. Sehr schick im schwarzen Anzug und passend zu den orange angeleuchteten Riesenbuchstaben und Neonröhren war auch seine Krawatte in orange gehalten. Fehlende Körpergröße kompensiert dieser Mann durch seine wahnsinnige Ausstrahlung, die reihenweise Herzen im Publikum öffnete. Die Sympathien sprühten nur so von der Bühne und wieder zurück aus der Menge. „Stand the Pain“ wurde anfangs nur „bestaunt“, viele standen regungslos da und wachten erst bei „Military Fashion Show“ wieder auf. Steve tanzte unnachahmlich locker, leicht und mühelos. Von elegant bis sexy und aufreizend war da alles dabei. Was für ein Jubel im Publikum und Gegrinse auf der Bühne. Die Gute Laune war spürbar. Mit „High“ folgte der erste Höhepunkt und wieder erstarrten alle, weil Steves Stimme so wahnsinnig warm, samtig und wunderschön rüber kam. Diese Leistung wurde durch einen fetten Applaus belohnt. Nach „Enjoy the Unkown“ vom aktuellen Album „Bodypop“ kam Chris hinter seinem Pult hervor in den vorderen Bereich der Bühne und zusammen mit Steve stimmte er „Metalhammer“ an. Damit überwand wirklich jeder im Publikum seine Hemmschwelle und sprang und sang, was die Kondition hergab. Es muss ein schickes Bild ergeben haben, wie alle Hände empor gestreckt wurden und die Massen hüpften, jedenfalls konnte man das den Gesichtern des Trios entnehmen. Nach einigen weiteren Klassikern, die allesamt gnadenlos bejubelt wurden, kam Gio nach vorne und Steve verschwand von der Bühne. Ein gefühlvolles „Consequence of Time” wurde als Verschnaufpause dankbar angenommen und andächtig gelauscht.

Ein heftiger Beifall belohnte Gio angemessen, während Steve umgezogen die Bühne betrat. Mit weißem Hemd, schwarzem Schlips und Lederjacke sah er nicht minder gut aus. Immer wieder zeigte er sich als perfekter Entertainer, der das Publikum in seiner Hand hatte. Er konnte mit den Armen rudern und damit Jubel und Geklatsche erzeugen und dieses genauso schnell abebben lassen – mit einer einzigen Geste. Wir fraßen ihm alle aus der Hand und er verarschte uns hin und wieder ein wenig mit witzigen Sprüchen und Kommentaren. Nach „Krieger“ vom letzten Album „Aggressor“ folgte die angekündigte neue Single „Traumfrau“, welche sich als gute Wahl herausstellte, denn ein Riesenchor sang den Refrain textsicher mit. Steve war so glücklich, dass er laut eigener Aussage gerne die Deko-Buchstaben umgerissen hätte. Auf Nachfrage, ob denn alle den nächsten Song kennen würden, erklangen die ersten Takte von PROJECT PITCHFORKs „Timekiller“, was wieder zu unbändigem Jubel führte. Hin und wieder wurden als kleine Motivation zum Weitermachen DEPECHE MODE Songs eingebaut. Zum Beispiel „Personal Jesus“ bei „Wasted“, was die mittlerweile etwas müde gewordenen Rostocker wieder aufmunterte. Die Band war jedoch gar nicht müde und wieder kam Chris nach vorn und tanzte und sang energiegeladen „Fernsehapparat“, währenddessen Steve in den Hintergrund trat. Bei „Strafbomber“ und „Steine sind Steine“ ging es wieder aggressiv und ironisch heiß her, bis sich am Ende des Songs Chris, Gio und Steve verabschiedeten. Kaum von der Bühne verschwunden hallten ihnen schon die Zugabe-Rufe hinterher. Doch der Weg zum Backstage-Bereich schien weit gewesen zu sein, denn es dauerte eine Weile, bis wieder zuerst Gio und Chris die Bühne betraten. Steve nahm Anlauf, rannte auf die Bühne, genoss den aufflammenden Applaus und verschwand wieder rechts nach hinten, um kurz darauf wieder hervorzukommen. Er hatte es richtig erkannt, an diesem Abend mussten AND ONE arbeiten, aber morgen hätten ja alle frei und deshalb könnten ja auch alle zur Aftershowparty bleiben, schlussfolgerte er. Auf die Frage „Könnt Ihr noch?“ folgte ein lautes „Ja“. Keine Frage! Es folgte ein Medley bestehend aus „Recover you“, einem live besonders genialen „So klingt Liebe“, „Driving with my Darling“, „Sweety Sweety“ und noch einigen Songs mehr. Wir wurden bombardiert mit Kulthits, die kräftig mitgesungen wurden, so dass Steve sein Mikro ständig ins Publikum hielt und im Nachhinein die Textsicherheit überschwänglich lobte, bis die Drei wieder von der Bühne verschwanden. Einige wussten es nicht, hofften aber darauf: Auf eine weitere Zugabe und die bekamen wir auch. Ein letztes Mal betraten AND ONE die Bühne und sahen frisch und munter aus, als ob sie gerade erst begonnen hätten. Steve plauderte ein wenig und stimmte „Body Company“ an. Der Klassiker „Für“ brachte Gänsehaut und noch mehr Euphorie. Ein letztes Mal zusammen mit Chris folgte „Technoman“ und nahm den Anwesenden die letzte Puste. Davon unbeeindruckt berieten Steve, Chris und Gio, ob sie noch etwas singen könnten und schlussendlich folgten nach über 2 Stunden Show noch „Schmerzengel“, „Sternradio“ mit „Photographic“-Einlage, „Klaus“ und „Pimmelmann“ als a Capella Versionen.

Auf die Frage, wer denn jetzt überzeugt wurde, nach Hamburg zum Abschluss-Konzert mit DVD-Aufzeichnung zu kommen, hoben viele und auch ich meinen Arm. Sich bedankend und glücklich beendeten AND ONE nach 2,5 Stunden die Show und ließen diesen Auftritt als wohl längsten in meiner Konzertgeschichte eingehen. Zugegeben, ich hatte an diesem Abend so einige Schwierigkeiten mit dem Fotografieren, denn es hat einfach viel zu viel Spaß gemacht mitzufeiern, zu singen, zu springen…. Ja und die Tickets für Hamburg habe ich noch am selben Abend bestellt!

Setlist UNTERART
Zion
Calvary Campaign
Wasteland
Hirntod
Nephelim
Exit
Headshot

Setlist OBSCENITY TRIAL
World
Seven Nation Army
Your Skin
Never too late
All that’s left
Here and now

Setlist SPETSNAZ
Degenerate ones
Kindred
Dead do rights
Reign of wolves
Hardcore Hooligans
That perfect Body
On the Edge
Apathy

Setlist AND ONE
Intro/ Dein Ende
Stand the Pain
Military Fashion Show
High
Enjoy the Unknown
Metalhammer
Panzermensch
Sometimes
Deutschmaschine
Exit
Consequence of Time
Krieger
Traumfrau
Timekiller
Speicherbar
Wasted/ Personal Jesus
The Walk
Bodynerv
Fernsehapparat
Strafbomber
Steine sind Steine

Medley
(Recover you
So klingt Liebe
Life isn’t easy in Germany
The Loser
Driving with my Darling
Second Voice
Movie Star
Sweety Sweety

Body Company
Für
Get you Closer
Technoman
Schmerzengel
Sternradio/ Photographic
Klaus (a capella)
Pimmelmann (a capella)

Copyright Fotos: Cathie Niemann

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu AND ONE auf terrorverlag.com

Mehr zu OBSCENITY TRIAL auf terrorverlag.com

Mehr zu SPETSNAZ auf terrorverlag.com

Mehr zu UNTERART auf terrorverlag.com