Ort: Bielefeld – Ringlokschuppen
Datum: 27.09.2007
Offensichtlich sollte es heute Abend im Ringlokschuppen etwas ruhiger zugehen. Mal abgesehen von der Bestuhlung machte auch das überwiegende Ü30-Publikum eher den Eindruck, als freute es sich auf eine musikalische Darbietung, bei der es mehr ums Zuhören denn ums wilde Mittanzen ging. Sie sollten von der Schwedin ANNA TERNHEIM nicht enttäuscht werden, die an das erste Mal und solo nach Bielefeld gekommen war, um an der Gitarre und am Klavier ihre Songs in bester Singer-Songwriter-Manier zu performen.
Zu einem kurzen Intro aus der Konserve erschien Anna in einem weißen Oberhemd mit aufgekrempelten Ärmeln, einer dunkelgrauen Hose mit Hosenträgern und derben Stiefeln. Was sich beim Lesen eher burschikos darstellt, nahm der blonden Musikerin jedoch nichts von ihrer zarten Erscheinung, sondern unterstrich eher die Wirkung der Songs. Nach dem ersten Stück „Better Be“ vom Debütalbum „Somebody Outside“ aus 2005, welches sie an der Gitarre vortrug, gesellten sich beim BOWIE-Cover „China Girl“ herzschlagartige Rhythmen vom Band zu ihrem Live-Spiel und sehr schönem Gesang. Besonders erfreut zeigte sie sich über die gut 150 Zuschauer, sie sei sogar schon über einen Gast froh gewesen, da sie noch nie in Bielefeld gewesen sei. Außerdem käme sie sich auf der großen Bühne so klein vor und die Zuschauer wirkten so weit weg. Eine Spur Nervosität blitze da schon durch, dabei hatte sie dazu überhaupt keine Veranlassung, immerhin gewann ANNA TERNHEIM 2005 den P3s Goldpreis in der Kategorie „Bester Newcomer“ und 2007 in der Kategorie „Best female act of the year“ und dürfte in der Heimat vor deutlich mehr Leuten spielen. Zu „One To Blame“ vom aktuellen „Separation Road“ bewies die sympathische Künstlerin ihr Können am knallroten Klavier. Wie wir erfuhren, ein Stück über Stalker, das wieder rhythmische Unterstützung aus dem Off erfuhr. Beim nächsten Titel nahm Anna auf einem Hocker am Bühnenrand Platz und griff zu ihrer ersten Gitarre, einer schwedischen Schulgitarre, um mit „Night In Goodville“ über das Zusammenleben mit den falschen Menschen zu singen. Wie bereist ein Interviewpartner am gleichen Tag festgestellt hatte, verfügt Frl. TERNHEIM über eine Vielzahl von traurigen Songs, wahrscheinlich legte sie deshalb großen Wert darauf zu betonen, dass „Wedding Song“ ein fröhliches Lied sei, bevor es mit „Not Subtle Men“ in sehr schöner Weise darum ging, dass man sich das Leben oft selbst zu schwer macht. „Words of Love“ wurde abermals vom imaginären Bass und ebensolchen Drums begleitet, die hier sogar ziemlich tonangebend waren, bis Anna ihrer Gitarre sehr ungewöhnliche, teils eher disharmonische Töne entlockte. Wieder am Klavier sitzend, erklärte das Schwedenmädel, dass sie allein auf Konzertreise sei, da eine Band einfach zu teuer sei, sie normalerweise aber auch mit einer Kapelle spiele und die Songs ihrer zweiten Platte „Saparation Road“ viel mehr Arrangements und lärmende Drums enthielten, die sie jetzt aber allein umsetzen müsse. Wir begnügten uns mit einigen orchestralen Akkorden zu Beginn von „Girls Laying Down“ und genossen dann die keinesfalls zweitklassige Solo-Darbietung, die auch mit langem Applaus belohnt wurde. Nicht weniger gelungen war ihre Version von „Shoreline“, das im Original von der schwedischen Indie-Pop-Band BRODER DANIEL stammt. Auf die Stimme von FYFE DANGERFIELD mussten wir bei „Lovers Dream“ leider verzichten. Der Herr, bei dem Anna nicht weiß, ob sie sich in seinen Namen oder seine Stimme verliebt hat, war ihr Duettpartner der aktuellen Singleauskopplung, aber auch ohne männliche Unterstützung war der Song ein Genuss. Zu „To Be Gone“ sang Anna ohne Instrument zum treibenden Halbplayback, bevor sie bei ihrem Lieblingstitel der neuen CD „Halfway To Fivepoints“ wieder zur Gitarre griff und das letzte reguläre Stück spielte. Belohnt wurde die gut einstündige Vorstellung mit frenetischem Klatschen und Zugaberufen, so dass es auch noch eine Verlängerung gab, die mit „A Voice To Calm You Down“ fast a cappella ausfiel. Es schloss sich das tolle „My Secret“ an, dann verließ die ob der Begeisterung fast ein wenig beschämt wirkende Hauptakteurin des Abends erneut die Stage, kehrte aber noch ein letztes Mal zurück und beendete das Konzert mit ihrer Interpretation des FLEETWOOD MAC-Songs „Litte Lies“. Eine Spur ruhiger als das Original und mit einer schwedischen Strophe vorgetragen, veranlasste das Stück um 22.10 Uhr einige der Anwesenden sogar zu Standing Ovations.
Nicht wenige zog es dann noch zum Merchandising Stand, um einen der TERNHEIM- Silberlinge zu erwerben. Außerdem hatte man hier auch noch Gelegenheit, sich ein Autogramm von AT zu holen, die den Ostwestfalen wirklich einen bezaubernden Abend geschenkt hat.
Setlist
Fagel Intro
Better Be
China Girl (DAVID BOWIE-Cover)
I’ll Follow You Tonight
?
One To Blame
Nights In Goodville
Wedding Song
No Subtle Men
Words of Love
Girls Laying Down
Shoreline (BRODER DANIEL-Cover)
Lovers Dream
To Be Gone
Halfway To Fivepoints
A Voice To Calm You Down
My Secret
?
Little Lies (FLEETWOOD MAC-Cover)
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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