Ort: Bielefeld – Forum
Datum: 18.03.2016
Am 14. Mai wird ANNE CLARK 56 Jahre alt, denkt man da schon ans Aufhören? Nun, zumindest hat die Britin verkündet, die aktuelle Tour solle die letzte sein. Ob deshalb so viele Fans den Weg ins gut gefüllte Bielefelder Forum gefunden hatten? Der Umstand, dass der Gig in der Leineweberstadt auf einen Freitag fiel, dürfte die Ticketverkäufe jedenfalls positiv beeinflusst haben und um es gleich vorweg zu nehmen: Es war ein großartiger Abend mit der Grand Dame des New-/ Dark Waves!
Pünktlich um 21.00 Uhr enterte Mrs. Clark gemeinsam mit dem Produzenten HERR B die Stage, wo man allerdings für die erste Nummer „Orange Sun“ zunächst gemeinsam hinter einer Schattenwand Aufstellung nahm. Für das getragene „Darkest Hour“ begab sich der männliche Teil des Duos an seine Tasten und Regler, während Anne hinten rechts verweilte, ehe sie bei „Hope Road“ in die Bühnenmitte kam. Langsam nahm der Song Fahrt auf und zu „Form“ durfte dann endgültig getanzt werden, ehe dank „Counter Act“ flirrende Elektronik mit viel Drive auf dem Programm stand. 1985 war ANNE CLARK mit dem Album „Pressure Points“ zum ersten Mal in den deutschen Charts vertreten und auch 31 Jahre später hat ein Stück wie „The Power Game“ mit seinen orchestralen Sounds nichts von seiner dunklen Dramatik verloren. Für den Titeltrack „The Sitting Rom“ vom 1982er Debüt griff HERR B erstmals zur Gitarre, während Anne auf einem Stuhl Platz nahm und auf den zahlreichen Videoleinwänden opulente Bücherregale erschienen, bevor wenig später zu „Now“ eine animierte (und natürlich stumme) Schwarz-Weiß-Version des BEYONCÉ-Videos zu „Put The Ring On“ über die Screens flimmerte. Mit Begeisterung wurde im Anschluss das druckvolle „Wallies“ aufgenommen und noch viel mehr dürfte sich das Pärchen gefreut haben, das am Bühnenrand stehend versuchte, ein Selfie zu machen, das auch die Hauptperson des Abends mit erfasste. Dies gestaltete sich nämlich einfacher als gedacht, da die Sängerin das Unterfangen mitbekam und sich kurzerhand zu den beiden gesellte, damit die ein perfektes Erinnerungsfoto bekamen. Inzwischen war man ganz klar im Tanzmodus angekommen, etwa mit dem treibenden „Heaven“ und dem „Full Moon“, der 2008 erstmals auf dem letzten Studio-Silberling „The Smallest Acts of Kindness“ aufgegangen ist. „Meine fremde Seele“ war einer dieser coolen Stomper, für die ANNE CLARK zu Recht von ihren Fans geliebt wird. Gleiches gilt für den Sprechgesang, den es auch bei „When You Think Your Time…“ zu hören gab, ehe es mit „Racing Boy“ temporeich auf die Zielgerade ging.
Nach erstklassigen 80 Minuten war hier ein kleiner Cut angesagt, doch natürlich fehlten noch zwei ganz wesentliche Lieder der ANNE-CLARK-Discografie. Zuvor sorgten jedoch erst einmal die schwelgerischen Synthie-Flächen von „Abuse“ (1991 auf „Unstill Life“ erschienen) für gute Stimmung, bevor das wunderbare „Sleeper In Metropolis“ gleich doppelt performt wurde. In erster Linie selbstverständlich musikalisch von den beiden anwesenden Künstlern und dann auch noch, indem der namensgebende Film als visuelle Untermalung dargeboten wurde. Während HERR B noch in die Tasten griff, verschwand Anne erneut im Off, beide wurden jedoch vom verdienten Applaus zurück an ihre Arbeitsplätze beordert, um die Hymne „Our Darkness“ zur großen Freude des Auditoriums zum Besten zu geben, während die Stage ein letztes Mal von blauen Lichtbündeln erhellt wurde.
Damit verabschiedeten sich die beiden nach knapp 100 Minuten Spielzeit endgültig von ihren überwiegend auch nicht mehr ganz taufrischen Fans; doch wer ein bisschen Wartezeit mitgebracht hatte, konnte sich eine halbe Stunde später noch mit Autogrammen eindecken und einen kleinen Plausch halten. Sowohl ANNE CLARK als auch ihr Mitstreiter schienen dabei bester Laune – was sie auch ohne Zweifel sein konnten, hatten sie doch ein Konzert abgeliefert, das auch hinsichtlich Licht und Ton keine Wünsche offen gelassen hatte! Bleibt nur noch zu hoffen, dass es sich die Meisterin der Spoken-Word-Vocals mit dem Abschied von der Bühne doch noch mal überlegt…
Setlist
Orange Sun
Darkest Hour
Hope Road
Form
Counter Act
The Power Game
The Sitting Room
Psalm
Whisper of Shells
Now
Wallies
Eye of A Wolf
Heaven
Full Moon
Meine fremde Seele
When You Think Your Time…
Boy Racing
Abuse
Sleeper In Metropolis
Our Darkness
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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