Ort: Leipzig WGT Schauspielhaus
Datum: 15.05.2005
Der Sonntag, ein etwas ruhigerer Tag für mich, wenn auch eher unfreiwilliger Weise. Nachdem ich beim Ansturm auf die Cinestar-Tickets zur GOETHES ERBEN DVD-Präsentation leer ausgegangen war, wartete nach UNHEILIG eben nur noch ANNE CLARK im Leipziger Schauspielhaus. Wie bei allen kleineren Locations brauchte man bequemes Schuhwerk und geduldige Füße, denn erst einmal hieß es: anstehen! Ich erwischte noch einen halbwegs günstigen Platz in der Schlange, laut Aussagen anderer stand man später bis hin zur Gottschedstraße. Das Vorprogramm mit TROBAR DE MORTE und LOVE IS COLDER THAN DEATH konnte ich mir aber sehr gepflegt abschminken. Die Security ließ sich nur ab und zu blicken um vereinzelte Leute hineinzulassen und den Rest des schwarzen Mobs zu vertrösten. Nach einer halben Stunde etwa befand ich mich dann schon einmal im Foyer des noblen Schauspielhauses, aber das Warten hatte erst begonnen.
Glücklicherweise gab es doch noch Menschen, die nach LICTD das Schauspielhaus verließen, so dass einige Wartekandidaten nachrücken konnten, so sah ich mich dann nach einigem Geschiebe und Gequetsche tatsächlich im Saal wieder, genoss den Polstersessel und wartete mit den Anderen glücklich auf den heißersehnten Akustikgig. Dann kamen die Musiker die Bühne, stimmten einen ruhigen Song an und nach wenigen Minuten trat auch ANNE CLARK – wie immer mit blonder Kurzhaarfrisur und in schlichtes Schwarz gekleidet – vor das laut jubelnde Publikum. Die mittlerweile 45jährige britische Künstlerin, die nur noch vereinzelt live auftritt, verstand es nach wie vor, die Massen zu begeistern. Man lernte dabei auch, dass „akustisch“ nicht zwingend mit „ruhig“ gleichzusetzen war. Ich, die eigentlich eher ihre klassischen und langsameren Poesievertonungen erwartet hatte, war erstaunt, als Percussionist, Pianist und Gitarrist teilweise ordentlich loslegten und eine fast schon rockige Umsetzung alter elektronischer Klassiker erkannte. Es war wirklich unglaublich, wie mitreißend „Sleeper in Metropolis“ oder „Our Darkness“ mit Schlagzeug, Cello, Akustikgitarre und Klavier bzw. Keyboard umgesetzt werden konnten. Besonders der Gitarrist legte eine Energie an den Tag, der jeder Rockband zur Ehre gereicht hätte. Die Gäste honorierten das mit durchgehend frenetischem Applaus, die ersten hielt es nicht mehr in den Sitzen und tanzten völlig verzückt in den Seitengängen vor sich hin.
So war es auch möglich, mit lautstarken Bekundungen ANNE CLARK zu einigen Zugaben zu bewegen, die Grande Dame der Elektronikmusik fühlte sich sichtlich geschmeichelt. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass nach ca. einer Stunde der ganze Zauber schon wieder vorbei war und kein Jubeln und Klatschen eine Verlängerung bewirken konnte. Der einzige Wermutstropfen bei einer ansonsten großartigen Performance in der stilistisch genau passenden Location. Wieder einmal ein Häkchen mehr auf meiner „Alte-Helden-Liste“!
Copyright Fotos: Antje Wagler
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