Ort: Bielefeld - Uni Max
Datum: 02.11.2003
An einem nasskalten Sonntag Abend sollte mal wieder ein ungewöhnliches Event auf dem Speiseplan des Terrorverlags stehen: Die beiden Prophecy-Bands ANTIMATTER und AUTUMNBLAZE machten auf ihrer Akustik-Tour einen Zwischenstopp in Bielefeld. Die Location war reichlich ungewöhnlich, denn das Uni Max ist eigentlich eine Studentenkneipe, dir mir bis dato entgangen war, das Essen sah aber gut aus… Ob der ungewissen Anfangszeit betrat ich kurz nach 20 Uhr den relativ kleinen Laden und wurde sofort von den Kollegen vom Metalius Webzine in Empfang genommen. In einer kleinen Ecke hinter dem Tresen waren auch schon Musikinstrumente aufgebaut, hier sollte der Ohrenschmaus also seinen Lauf nehmen. Gitarrist Jochen Siedl von AUTUMNBLAZE erzählte, dass man bei der Tour jeden Tag auf neue Überraschungen stoße. So wäre es am Vortag in Goslar stockduster gewesen und die Zuschauer hätten auf dem Boden gesessen. In Berlin sollen dafür angeblich 600 Zuschauer gewesen sein, das lag aber auch daran, dass das Konzert mit der Halloween-Party des
Whiskey-Soda Magazins gekoppelt wurde. In Bielefeld waren es jedenfalls genau 49 zahlende Gäste, welche das geringe Salär von 6 Euro investiert hatten. Angeblich würden beide Bands vor jedem Auftritt würfeln, in welcher Reihenfolge man denn nun spielt, bis auf Gießen startete jedenfalls immer AUTUMNBLAZE und das sollte auch hier so sein.
Zu meiner Überraschung agierten die Deutschen in Vierer-Besetzung mit Schlagzeug, so dass doch ein relativ kräftiger Sound durch die Kneipe wehte. Sänger Markus im weißen Hemd (Germanistikstudent-Look) begeisterte mit tollem Gesang und hintersinnigen Ansagen. „We are AUTUMNBLAZE from Liverpool and can’t speak German so well” – Das mögen ihm wohl auch manche abgekauft haben, denn neben ein paar Gothics und Metallern waren eben hauptsächlich Studenten anwesend. „Warum ist es während der Songs laut, dazwischen aber leise?“ fragte er ins Rund, und er hatte nicht unrecht, denn ein paar Gestalten mussten fortwährend labern, na ja, das nennt man wohl Pub-Atmosphäre… Der Sänger mit dem wallenden Haupthaar wies auch auf die Akustik-CD hin, die Normalsterbliche erst im Januar erwerben können, auf der Tour aber schon zum Verkauf stand. Als Opener wählte man „I shiver“ von der „Bleak“-CD, von der u.a. auch noch das Titelstück und „So close yet so far“ erklang. Dazu spielte man sich fehlerlos durch „Kiss my Fear away“ und das abschließende „The Nature of Music“ von der „Mute Boy, Sad Girl“-Scheibe. Nur einmal ließen Bass und Schlagzeug die beiden Gitarren allein für einen kleinen emotionalen Tanz. Sehr gelungen und gefühlvoll das Ganze!
Während ich AUTUMNBLAZE noch auf dem Boden sitzend betrachtete, schwang sich mein erkalteter Leib dann nach oben, um Ex-ANATHEMA-Bassist Duncan und seinem Kollegen Mick Moss bei der Arbeit zuzuschauen. Diese beiden agierten wirklich ohne jede Unterstützung nur mit ihren Klampfen. Der nahezu glatzköpfige Sänger verzichtete zwar fast komplett auf Ansagen, verfügte dafür aber über eine fast magische Stimme. Selbstverständlich präsentierte man Material der beiden bisherigen Veröffentlichungen wie „Everything you know is wrong“ und „Saviour“, dem Titelsong der Debüt-CD. Bei letzterem wurde Mick im Refrain von ABs Markus unterstützt. 2 besondere Stücke befanden sich in der Setlist: „Black Sun“, ein DEAD CAN DANCE-Cover, welches im nächsten Jahr auf einem Tribut-Sampler erscheinen soll (neben ANTIMATTER werden auch ULVER oder THE GATHERING darauf vertreten sein!) sowie das unglaublich intensive „Lost Control“, welches Duncan noch für ANATHEMA („Alternative 4“) komponierte. Leider war der Spaß relativ schnell wieder vorbei, vielleicht war es auch nur die Zeit, die wie im Fluge verging. Jedenfalls gab es keine Zugabe, die Bandmember widmeten sich lieber der Getränkeaufnahme…
Eine wunderbare Idee von Prophecy sehr gut ausgeführt möchte man meinen. Wenn man technisch und stimmlich so versierte Musiker an der Hand hat, kann eigentlich gar nichts schief gehen und so verließ man mit neu gewonnener innerer Ruhe den Schauplatz des Abends. Vielleicht werde ich hier mal essen gehen…
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