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APOCALYPTICA – ANGELZOOM

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 07.04.2005

Das A-Team in Bielefeld: APOCALYPTICA und ANGELZOOM! Da konnten die Ostwestfalen nicht widerstehen und strömten in Scharen in das ehemalige Eisenbahngebäude, womit sich die Frage „Großer Saal oder nicht?“ schon erledigt hatte. Mindestens 1500 Wesen dürften es dann gewesen sein, etwa zu gleichen Teilen schwarz (Metaller/ Goths) und Normalos, sicher auch angezogen von den Singleerfolgen der Skandinavier. Auf der riesigen Bühne bot sich kurz nach Betreten der Halle ein imposantes Bild: Die 4 majestätischen Sitzgelegenheiten des finnischen Quartetts, wie 4 Throne festgeschmiedet jeweils mit dem eingefrästen „Schädel-Symbol“ bildeten bereits während der Vorgruppe den erhabenen Background. Manch einer hatte sich gefragt, ob ANGELZOOM denn zum Hauptact passen würde und noch mehr fragten sich, um wen es sich dabei überhaupt handelt. Eigentlich ist es ja „nur“ die sehr apart aussehende Claudia Uhle, welche vormals als Sängerin der Popgruppe X-PERIENCE in Erscheinung trat und seit 2004 plötzlich bei Nuclear Blast veröffentlicht. Daneben trat sie in letzter Zeit mehrfach als Gastsängerin in Erscheinung, etwa bei NIK PAGE oder JOACHIM WITT, mit beiden war sie ja auch im Vorjahr auf der sogenannten Tiefenrausch-Tour. Damals wie heute wurde sie unterstützt von den Streichern der LETZTEN INSTANZ, dem charismatischen Benni Cellini am (sic) Cello sowie M. Stolz an der Violine. Dazu kam ein etwas blasser Keyboarder ohne namentliche Kennung. Das kurze Set beinhaltete Cover Versionen von DEINE LAKAIEN („Into my arms“) und LINKIN PARK („Crawling“) aber auch die erste Single „Fairyland“, die zum Schluss härtemässig immer mehr zulegte und so einen perfekten Übergang zum Hauptact bildete. Im Grunde kann man den Sound als Mischung aus den momentan so angesagten weiblichen Vocals, Streichern und eben auch elektronischen Elementen beschreiben, recht nett anzuhören, aber auch ein wenig gleichförmig. In einem kleinen Club vor ausgesuchtem Publikum würden ANGELZOOM sicher noch mehr hermachen, stimmlich wie optisch aber gab sich Claudia keine Blöße. Über mehrere Oktaven traf sie sicher die Töne und ihr schwarzes „Göttin“-Shirt in Verbindung mit einer Krawatte aus Glitzersteinen setzte modische Akzente. Man hatte nur manchmal den Eindruck, sie wüsste nicht, wohin mit ihren Armen. Aber egal, nach einer halben Stunde war der Auftritt dann auch schon wieder beendet.

Als um 21 20 Uhr die ersten Töne des sehr langen Intros erklangen, brandete schon erster Jubel unter den gut 1.500 Anwesenden auf. Ich war wirklich gespannt, wie sich die Stimmung entwickeln würde. Ich habe die Finnen auf jeder Tour gesehen und bislang konnten sie jede Halle zum Kochen bringen, egal ob vor 100 oder 1000 Leuten, und sogar beim sonst schwierigen OWL-Publikum gelang ihnen dies immer ohne Probleme.

So gingen die vier Cellisten plus Schlagzeuger auch gleich von Beginn an in die Vollen. Mit ihrem ersten MTVIVA-Hit „Path“ hatte man sofort die Meute auf ihrer Seite. Schon beim zweiten Song brachten die Jungs dann eines ihrer Markenzeichen, durch welche sie zu erster Berühmtheit kamen: Coverversionen von METALLICA! Doch bei „Master of Puppets“ kam diesmal die altbekannte Mitsing-Passage nicht so zur Geltung, da ein Teil der Menge anscheinend nicht vertraut mit den Klassikern und eher durch Stücke wie „Path“ oder „Bittersweet“ auf die Finnen aufmerksam geworden war. Dies merkte man später auch z.B. bei „Creeping Death“, wo dann aus der Masse nur zaghafte „Die, Die, Die“-Schreie zu hören waren. Insgesamt packte man neun Coverversionen ins Set, wobei die vielumjubelten „Nothing else Matters“, „Enter Sandman“ und Edvard Griegs „Hall of the Mountain King“ natürlich nicht fehlen durften. Das neue Album kam mit ganzen sieben Songs zum Zuge, wobei man (meiner Meinung nach glücklicherweise) davon absah, für die Singles „Bittersweet“, „Life burns“ und „Quutamo“ (in deutsch als „Wie weit“ mit Marta von DIE HAPPY bekannt) Gastsänger zu verpflichten.

Auch die gesamte Show an sich war wieder einmal mehr als sehenswert. So nahm jeder der vier Cellisten zu Beginn auf einer Art Thron Platz, dessen Verzierung wie schon eingangs erwähnt dem Schädel vom Cover des Albums „Cult“ ähnelte. Doch lange hielt es die Finnen nicht auf ihren Plätzen. So machte sich vor allem Perttu zusammen mit Eicca immer mal wieder auf zum Bühnenrand, um wild zu bangen, das Instrument in die Luft zu recken und die Stimmung immer weiter anzuheizen. Die Menge ließ sich bei Krachern wie „Enter Sandman“ und „Seek & Destroy“ natürlich nicht lange bitten und machte ordentlich Lärm. Bei „Inquisition Symphony“ und „Refuse/ Resist“ (SEPULTURA) war Perttu dann so in Fahrt, dass man schon Angst um sein Cello haben musste, so wie der junge Skandinavier mit seinem Instrument hantierte. Das alles schien aber einen Mann auf der Bühne völlig kalt zu lassen. So verharrte das für die Live-Aktivitäten zurück gekehrte Gründungsmitglied Antero die ganze Zeit über auf seinem Thron und ließ sich auch durch die Versuche seiner Band-Genossen nicht dazu animieren, mit in die Action einzusteigen. Dies hatte diverse Lacher zur Folge als Bandchef Eicca nämlich erst die Fans fragte, ob man Spaß hätte und dann in seinem eigentümlichen Akzent „Antero, do YOU having Fun??“ fragte, was den Musiker mit der Sonnenbrille sogar zu einem seiner seltenen Grinser brachte. Erstaunlich dabei fand ich, dass der neue/ alte vierte Mann einen Großteil der Lead-Passagen übernahm und das sowohl bei den alten als auch bei den neuen Songs. Auch die amtliche Lightshow machte ordentlich was her und versorgte die einzelnen Tracks noch zusätzlich mit einer eindrucksvollen Atmosphäre.

Nach dem traditionellem Finale mit dem Klassiker „Hall of the Mountain King“ ging dieses wirkliche tolle Konzert nach gut 100 Minuten dann leider zu Ende. Minutenlang noch jubelte die Menge und forderte eine weitere Zugabe, doch wie so oft merkte man den Ausnahme-Musikern an, dass nach so einer Show einfach nicht mehr drin ist. Dennoch blieb man noch einige Zeit am Bühnenrand stehen und bedankte sich bei den Anwesenden. Manch einer dürfte sich zuerst über die happigen rund 25 Euro Eintritt beschwert haben, doch APOCALYPTICA haben wieder einmal gezeigt, dass sie dieses Geld mehr als Wert sind!! Hoffentlich kommen sie bald wieder!

Setlist APOCALYPTICA
Path
Master of Puppets
Somewhere around Nothing
Fight Fire with Fire
Farewell
Hope
Quutamo
Heat
Distraction
Betrayal
Nothing else Matters
Refuse / Resist
For whom the Bell tolls
Life Burns
Fisheye
Bittersweet
Seek & Destroy
Creeping Death
Inquisition Symphony

Enter Sandman
Hall of the Mountain King

Copyright Fotos: hellectric

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