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ARCTURUS – SECRETS OF THE MOON

Ort: Wertherbruch

Datum: 03.09.2004

Nebelmondmetalparty – Das ist doch mal ein netter Name für ein Konzertevent und hier handelte es sich schon um die sechste Auflage. Veranstalter des wüsten Treibens ist der eingetragene Verein Nebelmond, mit Unterstützung diverser Sponsoren wie etwa das Legacy oder das Metalius Webzine. Nachdem man im letzten Jahr noch in Isselburg lärmte, wurde dieses mal Hamminkeln heimgesucht, genauer der kleine Stadtteil Wertherbruch (sicherlich der kulturelle Höhepunkt der diesjährigen Dorfgemeinschaft). Aufgrund massiver Zeitprobleme wollten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und das waren für uns die Auftritte von SECRETS OF THE MOON und ARCTURUS, beide bekommt man ja nicht alle Tage geboten. So machten wir uns an einem warmen Freitag Abend auf dem Weg und erreichten nach ungefähr 100 Minuten den kleinen Ort in der Nähe von Bocholt. Sofort wurde deutlich, dass man organisationstechnisch nichts dem Zufall überlassen hatte. Es gab einen abgesperrten Parkplatz, freundliche Ordner und einen großen Zeltplatz, auf dem man für lau campieren konnte, was auch gut angenommen wurde. Überhaupt sind die Preise mehr als vorbildlich zu nennen: Ein halber Liter Bier nur 1 Euro, allerdings ist Oettinger Pils nicht Jedermanns Sache… Auch die Eintrittspreise sind mehr als human, 10 Euro pro Tag oder 15 für das gesamte Festival dürfte nur schwer zu toppen sein. Als Location hatte man die sogenannte B-Halle gebucht, die sich augenscheinlich als Schützenhalle entpuppte. Abgesehen von den saunaartigen Temperaturen (weder Klima noch Fenster) eine gute Wahl, an der einen Seite befand sich die nicht allzu hohe Bühne, an der anderen die längste Theke der Welt… zumindest waren die ausschenkenden Metaller schon bester Laune ob des fortschreitenden Bierkonsums.

Mit FALL OF SERENITY, GUERILLA, BURDEN OF GRIEF und DISILLUSION hatten wir bereits 4 Acts verpasst, doch nun sollte es schwarzmetallisch werden. Die anwesende Meute – es werden so zwischen 400 und 500 Metalheads gewesen sein – zog es nach innen, um einem der seltenen Auftritte der deutschen Blackies SECRETS OF THE MOON beizuwohnen. Die existieren bereits seit 1995 und haben in dieser Zeit eine Menge an mittlerweile raren Releases unters Volk gebracht: Demos, Split-EPs, Tapes. „Komplette“ Alben hat man erst 2 veröffentlicht, „Stronghold of the Inviolables“ und das 2004er Werk „Carved in Stigmata Wounds“, welches bei Prophecy erschienen ist und größtenteils hervorragende Kritiken erhalten hat. 4 leicht geschminkte Gestalten betraten die Bühne, neben Daevas (Gesang und Bass), S.Golden (Gitarre) und Thrawn an den Drums noch ein zusätzlicher Gitarrist. Ohne irgendwelche Ansprachen an das Publikum ging das Spektakel dann auch gleich los, wobei ich zugeben muss, dass es für mich die erste Begegnung mit der Band war, deren intellektuelles Konzept so oft hervorgehoben wird. Musikalisch war es jedenfalls ein außerordentlich gelungener Gig, Old School Black Metal vom Feinsten mit leicht avantgardistischem Anstrich. Die Stücke währten zum größten Teil überlang und unterstrichen mit ihren vielen abwechslungsreichen Instrumentalpassagen die Tonkunst der Deutschen, welche im übrigen bis auf 2 Ausnahmen in absehbarer Zeit keine Konzerte mehr geben wollen. Neben nordisch anmutenden, durchaus melodischen Riffs, gab es auch immer wieder schnelle Eruptionen rasender Gewalt, die von dem grandiosen (Drum-)Sound nur profitierten. Die Gesangspassagen waren eher rar gesät, hin und wieder schaltete sich Daevas dahingehend ein, einmal auch mit einer Art flüsterndem Sprechgesang. Kurzzeitig viel auch mal eine der beiden Gitarren aus, man ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Ein rundum gelungener Auftritt, lediglich die Kommunikation mit dem Publikum fiel etwas dürftig aus, was aber durchaus im Sinne von SOTM gewesen sein könnte. Ein würdiger Anheizer für das, was noch kommen sollte…

Und das ließ sich zunächst ein wenig Zeit, denn das aller erste (!) deutsche ARCTURUS-Konzert (und sechste insgesamt) wollte natürlich gebührend vorbereitet sein. Besonders Hellhammer’s Drumkit wurde immer und immer wieder einer kritischen Inspektion unterzogen. Auch das Licht schien millimetergenau ausgerichtet zu werden, damit ja keine optische Nuance verloren gehen konnte. Mittlerweile war es schon deutlich nach Mitternacht und die Vorfreude der gut gelaunten Anwesenden hatte ihren Siedepunkt erreicht. Wie erwartet betraten 5 begnadete Musiker die Bühne: Neben dem bereits erwähnten Jan Axel von Blomberg (Hellhammer) mit seinem typischen Bandana traten Sverd an den Keys, Gitarrist Knut M. Valle, Bassist Hugh Stephen James Mingay (Ex-ULVER) und Sänger Øyvind Hægeland vor die Anwesenden. Letzterer gehört erst seit 2003 zum Bandkollektiv und ersetzt (soweit das überhaupt möglich ist) Garm bzw. Trickster G. Der gute Mann ist im übrigen auch bei den Progressive Metallern von SPIRAL ARCHTITECT am Start, was eine gute Basis für seinen Auftritt heute sein sollte. Sämtliche Musiker hatten sich in feinen Zwirn geschmissen, den ich in seiner Gesamtheit mal als „barock“ bezeichnen würde, jedenfalls setzte man sich damit schon mal ein wenig von der Metal-Konkurrenz ab. Mit dem Intro von der „La Masquerade infernale“ stieg man ins Geschehen ein, und es wurde sofort klar, dass der neue Vokalkünstler über eine herausragende klare Stimme verfügt, die sich nicht unbedingt am Vorgänger orientiert und etwas mehr in Richtung Power Metal tendiert. Bei den später einsetzenden „harten“ Gesangparts gab sich Øyvind solide aber auch ein wenig bieder. Nichtsdestotrotz wurde die musikalische Reise durch das mittlerweile 3 reguläre Alben währende Universum der Norweger ein Genuss, alle Perioden wurden zudem ausreichend gewürdigt. So gab es etwa 5 von 7 Tracks der „The Sham Mirrors“-Veröffentlichung zu hören, aber immerhin mit „Raudt Og Svart“ und „To Thou Who Dwellest In The Night“ auch zwei ganz alte Stücke des „Aspera Hiems Symfonia“-Debüts. Besonders erfreut war ich über das Stück „Deception Genesis“ von der „Disguised Masters“-Kuriositäten-VÖ, welches ich nicht unbedingt im Set erwartet hätte, eine sehr positive Überraschung!

Trotz der noch geringen Live-Erfahrung im Kollektiv klang alles wie aus einem Guss, kurze Stromprobleme wurden locker gemeistert. Vielleicht waren die Gitarren im Vergleich zur Rhythmus-Sektion etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt, aber das störte auch nicht wirklich. Die Mischung aus aggressiven, melodischen und bombastischen Passagen begeisterte auch die Anwesenden, die zwischen Bangen und Staunen hin- und hergerissen waren. Als weiterer optischer Augenschmaus fungierten bei 3 Stücken Tänzerinnen mit Masken (wieder in Anlehnung an das 97er „LMI-Album“), die eine Art Pantomimen-Performance zum besten gaben. So langsam näherte sich das Event seinem unweigerlichen Ende, welches von 2 weiteren Glanzstücken der „TSM“-Scheibe eingeleitet wurde. Und obwohl die Zuschauer minutenlang frenetisch eine Zugabe forderten, kamen die Skandinavier nicht mehr zurück, da sie sich schnellstmöglich auf den Weg nach Italien machen mussten, wo sie bereits am nächsten Tag auf dem „Extreme Music Festival IV“ auftreten sollten. So bedauerte man im nachhinein noch einmal die lange Umbauzeit. Dennoch war dies ein berauschender Auftritt, den man so schnell nicht vergessen wird, da haben die Veranstalter des Festivals einen wirklich guten Fang gemacht. Und um dies noch einmal unterstreichen, zeigte sich auch der Wettergott beeindruckt, indem er unsere Rückfahrt in fast undurchdringlichen Nebel hüllte…

SETLIST ARCTURUS
Intro (La Masquerade infernale)
Kinetic
Nightmare Heaven
Painting My Horror
Raudt Og Svart
Deception Genesis
To Thou Who Dwellest In The Night
Alone
Ad Absurdum
The Chaos Path
Star-Crossed
Radical Cut

Copyright Fotos: Hellectric

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