Ort: Lüdinghausen – Flugplatz Borkenberge
Datum: 21.08.2010
Sorgfältig mit Sonnencreme präpariert, erwartete ich frohen Mutes den zweiten Festivaltag, der mich mit strahlendem Sonnenschein empfing und einen wahrlich bunten Musik-Mix versprach. Daher hatte ich mich pünktlich um 12.00 Uhr erneut vor der Bühne eingefunden, wo vom ursprünglichen Grasgrün nicht mehr viel übrig war. Auch die Reihen waren noch deutlich gelichtet, vermutlich hatte das Festivalvolk die laue Sommernacht nicht ausschließlich zum Schlafen genutzt.
KYLESA
Möglicherweise wusste die Meute allerdings auch, dass KYLESA noch ein wenig brauchen würden, bis sie ihr Equipment endlich in Position gebracht haben würden. Nun gut, es galt gleich zwei Drumkits in Stellung zu bringen, den Tag aber gleich mit 20 Minuten Verspätung zu beginnen, ist nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Das war die Musik dann dummerweise auch nur in Teilen. Grundsätzlich ist die Idee des Sludge ja nicht unspannend, aber die Kombination aus Stoner, Doom und Punk krankt bei dem seit Ende 2000 aktiven Amis ein wenig. Nicht unwesentlich liegt das an der Stimme von Gitarristin Laura Pleasants, die eher laut als schön sang. Die Kollegen Phillip Cope (Gitarre) und Corey Barhorst (Bass) übernahmen derweil die männlichen Vocals und variierten cleane und gegrowlte Parts, die auf eine krachende Instrumentierung trafen, ganz so, wie man es von einem doppelten Schlagzeug und einer massiven Langaxt-Fraktion erwartet.
LONG DISTANCE CALLING
Schlechte Nachrichten gab es für die Fans von THE OCEAN. Die Post-Hardcore-Kapelle, die in ihre Musik auch klassische Elemente und Progressive Metal einbaut, war mit einem Fahrzeugschaden in der heimischen Schweiz liegen geblieben und musste den Auftritt beim AREA 4 daher absagen. Wie gut, dass es im Münsterland erstklassige Bands gibt, die man nächtens noch anrufen kann und die dann um kurz nach 13.00 Uhr schnell innerhalb kürzester Zeit alles kurz und klein rocken! Es war mir auf jeden Fall ein ganz besonderes Vergnügen, auf diese Weise völlig unverhofft in den Genuss der instrumentalen Musik von LONG DISTANCE CALLING zu kommen. Der Fünfer mit Hauptquartier in Münster hat im letzten Jahr mit „Avoid The Light“ ein wunderbares zweites Album abgeliefert, das von Kurt Ebelhäuser (SCUMBUCKET, BLACKMAIL) produziert wurde und natürlich wurde auch Material dieses Longplayers zum Besten gegeben. Mehr als eine knappe halbe Stunde war leider nicht drin, aber in dieser Zeit wurde gegniedelt was das Zeug hielt und emotionsgeladen mit viel Schmackes gerockt, so dass schon bald mancher Kopf beifällig zum LONG-DISTANCE-CALLING-Gefrickel nickte. Mit viel Drive schloss sich noch eine kurzerhand erlaubte Zugabe an (der Zeitplan hinkte halt…), für die die Westfalen verdienten Applaus erhielten. Definitiv ein früher Höhepunkt des AREA 4!
MINUS THE BEAR
Beim nun folgenden Act stand eine Kombi aus Rock und Funk-Grooves auf dem Programm. Der Funk-Anteil blieb jedoch dezent und der Sound zeigte sich angenehm eingängig. So geschehen bespielsweise bei „My Time“ vom diesjährigen fünften Album „Omni“. Der Crowd gefiel die Mucke allem Anschein ebenfalls, es wurde zumindest kräftig mitgeklatscht bei der fünfköpfigen Band aus Seattle, sie seit nunmehr neun Jahren energiegeladene Melodien unters Volk bringen, auch wenn es noch einige Zuschauer gab, die sich das Treiben auf der Bühne bequem im Sitzen zu Gemüte führten.
FRANK TURNER
Mit Mister Turner habe ich bereits beim diesjährigen Hurricane Bekanntschaft geschlossen und angesichts des fröhlichen Folk-/Punk-Rocks des Briten freute ich mich auf den nachmittäglichen Auftritt des sympathischen Singer-/Songwriters, der seine Wurzeln im Punk hat. So stieß er 2001 als Sänger zu MILLION DEAD, ist aber seit fünf Jahren als Solokünstler unterwegs und hat in dieser Eigenschaft inzwischen drei Alben veröffentlicht. Die letzte Scheibe „Poetry of The Deed“ ist 2009 erschienen und der Titelsong markierte in Lüdinghausen den Beginn der schwungvollen FRANK-TURNER-Dreiviertelstunde. In diesem Sinne schloss sich auch „Try This At Home“ an und auch „Reasons Not To Be An Idiot“ machte uneingeschränkt Spaß, weshalb hier ausgiebig mitgeklatscht wurde. „Substitute“ rückte Franks akustischen Sechssaiter in den Vordergrund, ehe es mit „Back In The Day“ schrammelige Gitarrenriffs auf die Ohren gab. „Long Live The Queen“ gefiel mit einer rhythmusbetonten, reduzierten Instrumentierung, die jedoch erst zum Einsatz kam, nachdem Turner verkündet hatte, dass er gedachte, sein komplettes Publikum zu heiraten. Noch lieber wäre den Zuschauern vermutlich das Bier gewesen, welches er mit den Anwesenden trinken wollte. Zunächst gab es jedoch „I Knew Prufrock Before He Got Famous” zu hören, das auf der zweiten Veröffentlichung „Love, Ire & Song“ verewigt wurde. Es ging hier etwas ruhiger zu und wer dachte, das wäre auch der Fall, wenn Frank auf seine vierköpfige Begleitband verzichtete, hatte die Rechnung ohne den temperamentvollen Barden gemacht, der sein Auditorium bei „I Still Believe“ schnell mit dem Text vertraut machte und so fix einen lautstarken Chor ins Leben rief. Eine klasse Nummer, die für Stimmung sorgte. Gleiches galt für das punk-folkige „Sons of Liberty“, das als Ventil für Ärger und Stress jeder Art diente und Erinnerungen an die DROPKICK MURPHYS wach rief. Die Kapelle war wieder zurück und nach diesem gemeinsamen Ausflug in irische Gefilde, war die Zeit für die die Mitsing-Hymne „The Road“ gekommen, der man sich unmöglich entziehen konnte. Zu „Photosynthesis“ durfte noch mal das Tanzbein geschwungen werden, ehe FRANK TURNER „The Ballad Of Me And My Friends” vom 2007er Debüt „Sleep Is For The Week“ im Alleingang unters Volk brachte. Die lauten Zugaberufe ließen vermuten, dass die Meute gern noch einen Nachschlag bekommen hätte, für den Moment ging das zwar nicht, aber Ende September/Anfang Oktober kommt der Mann noch einmal für einige Konzerte nach Deutschland und hat wahrlich volle Clubs verdient!
Setlist FRANK TURNER
Poetry of The Deed
Try This At Home
Reasons Not To Be An Idiot
Substitute
Back In The Day
Long Live The Queen
I Knew Prufrock Before He Got Famous
I Still Believe
Sons Of Liberty
The Road
Photosynthesis
The Ballad Of Me And My Friends
ALL TIME LOW
2003 haben ALL TIME LOW als High-School-Spaß-Kapelle den Betrieb aufgenommen und sind seitdem ihrer Berufung eindeutig treu geblieben. Daheim in den USA ist das Quartett mit seinem eingängigen Pop-Punk durchaus erfolgreich und die Besucherströme vor der AREA-4-Stage deuteten daraufhin, dass ALL TIME LOW auch in good old Germany bereits auf eine gewisse Fanbase zurückgreifen können. So starteten die aufgekratzten Burschen denn auch mit einem flotten Song ihres dritten Longplayers „Nothing Personal“, der es in den Ami-Charts bis auf Platz 4 gebracht hat und bereiteten das AREA 4 mit ihrer Mucke perfekt auf den Hauptact des Tages vor. Stilistisch nahe an BLINK-182 sorgten ALL TIME LOW für gute Laune und machten allerlei Späße. Dazu gehörte auch, einen Typ aus dem Publikum auf die Bühne zu holen, dessen Perücke es den beiden Sängern Alex Gaskarth und Jack Barakat angetan hatte. Das Haarteil wurde dann selbstverständlich auch gleich ausprobiert und umgehend eine frappierende Ähnlichkeit mit der Mutter des Trägers festgestellt. Ja ja, was so eine Frisur doch ausmacht… Dass Crowdsurfen aus Sicherheitsgründen auf dem AREA 4 eigentlich nicht erlaubt ist, wussten Alex und Jack wahrscheinlich nicht oder es war ihnen völlig egal, auf jeden Fall kam passend zum „Party Song“ die Aufforderung, sich im Crowdsurfen zu versuchen, bevor zu „Poppin’ Champagne“ Schreispielchen mit der Zuschauerschaft veranstaltet wurden. Zu guter Letzt gingen Alex und Jack schließlich noch im Graben auf Tuchfühlung mit ihren Fans und schon war auch dieser kurzweilige Gig schon wieder Geschichte.
Setlist ALL TIME LOW
Damned If I Do Ya (Damned If I Don’t)
Stella
Six Feet Under The Stars
Break Your Little Heart
A Party Song (The Walk Of Shame)
Jasey Rae
Poppin‘ Champagne
Weightless
Dear Maria Count Me In
DONOTS
Langsam nahte der Abend und es wurde wieder ein wenig voller vor der Bühne. Der Grund waren die DONOTS, die für sich in Anspruch nahmen, die kürzeste Anreise zum AREA 4 gehabt zu haben, was man natürlich noch mal mit LONG DISTANCE CALLING aus Münster klären und abgleichen müsste. Definitiv liegt das beschauliche Ibbenbüren bzw. Ibbtown wie man bei den DONOTS sagt, quasi „um die Ecke”, so dass es auch nicht weiter verwunderte, dass nicht wenige „Ibbtown-Schilder” und sogar eine Fahne mit dem Stadtwappen vor Ort zu sehen waren. Als die Knollmanns der Textilie ansichtig wurden, verlangten sie selbige auch gleich zur Verschönerung ihrer Wirkungsstätte, die bisher mit einem großen Backdrop auskommen musste. Der Wunsch der Herren wurde natürlich schnellstens erfüllt, schließlich sorgten die DONOTS ja dafür, dass es auf dem Flugplatz ordentlich zur Sache ging. Gleich mit ihrem Opener „Calling“ vom aktuellen achten Studio-Output „The Long Way Home“ ging der Fünfer auf ihrem letzten Festival des Sommers in die Vollen und schon beim folgenden „Big Mouth“ (2002 auf „Amplify The Good Times“ erschienen) fraß das Publikum den Jungs aus der Hand. So wurde auch „Pick Up The Pieces“ nicht minder abgefeiert wie „Today“ vom 2001er „Pocketrock“, bei dem eine kleine Wall of Death angedeutet wurde. Derweil standen beim von Ingo vorgetragenen „Dead Man Walking“ mal wieder Cirlce Pits auf dem Programm, während zu „Duck And Cover“ unzählige Arme geschwenkt wurden. Die DONOTS brachten eindeutig Lokalkolorit in die Veranstaltung und sind definitiv zudem auch seit 17 Jahren ein Garant für beste Live-Unterhaltung. Ein Hit wie die 2008er „Coma-Chameleon“-Nummer „Stop The Clocks“ tut da natürlich ein Übriges, ganz zu schweigen von den Gassenhauern „Whatever Happened To The 80s“ und dem TWISTED-SISTER-Cover „We’re Not Gonna Take It“. Beim erstgenannten Song zeigte sich erneut die Willfährigkeit der Fans, die sich tatsächlich größtenteils hinhockten, um dann auf ein Zeichen gemeinsam aufzuspringen und mit dem zu werfen, was sie gerade griffbereit hatten, während der finale Track noch mal aus dem Nichts einen großen Chor herbeizauberte. Hat Spaß gemacht!
Setlist DONOTS
Calling
Big Mouth
Pick Up The Pieces
Today
Dead Man Walking
Duck And Cover
Stop The Clocks
Whatever Happened To The 80s
We’re Not Gonna Take It (TWISTED-SISTER-Cover)
THE SOUNDS
Für die Herren sollte es beim nächsten Act nicht nur was für die Ohren sondern auch was für die Augen geben. Schwedische Spezialitäten verhieß die Running Order und wenn sich dahinter THE SOUNDS verbergen, dann bedeutet dies, dass nicht nur treibender Indie-Rock mit New-Wave- und Synthie-Pop-Elementen auf dem Speiseplan steht, sondern auch viel Frischfleisch in Form der blonden Fronterin Maja Ivarsson, die wie üblich in knappen Hot-Pants die Stage enterte. Bereits seit zwölf Jahren gibt es THE SOUNDS aus Helsingborg und wenn man sich die Ausbeute von gerade mal drei Alben anschaut, könnte man meinen, dass Quintett sei nicht besonders fleißig. Tatsächlich sind die Skandinavier allerdings viel lieber auf Tour als im Studio – allen voran Rampensau Maja, die auch beim AREA 4 ihr Temperament zeigte und kaum einmal ihre langen Beine stillstehen lassen konnte. Die Mucke ging zweifelsohne allen ins Bein und so durfte vom ersten Moment an ausgelassen getanzt werden, was bei „No One Sleeps When I’m Awake“ vom letztjährigen „Crossing The Ribicon“ auch dem Titel entsprechend mit wildem Gehüpfe umgesetzt wurde. „Queen of Apology“ und „Beatbox“ animierten zu ausführlichen Handclaps, wohingegen „Something To Die For“ einen Moment lang durchatmen ließ, um es dann wieder gewaltig krachen zu lassen. „Painted By Numbers“ vom 2006er Studio-Output „Dying To Say This To You“ schrammelte munter vor sich hin, während „Dorchester Hotel” auf Synthie-Klänge setzte und es beim 2002er Titeltrack des Erstlings „Living In America“ richtig rund ging. Schließlich erklärte das gute Fräulein Ivarrson bei „Ego“ auf Deutsch mit der ihr eigenen kratzigen Stimme, alle Anwesenden zu lieben und fing damit vielleicht auch schon an, nachdem sie die Bühne verlassen hatte und ihre Jungs gemeinsam noch ein wenig auf das Drumkit eindroschen.
Setlist THE SOUNDS
Tony The Beat
Seven Days A Week
No One Sleeps When I’m Awake
Queen Of Apology
Something To Die For
4 Songs & A Fight
Beatbox
Painted By Numbers
Dorchester Hotel
Living In America
Ego
MONSTER MAGNET
Überpünktlich ging es nur 25 Minuten später mit MONSTER MAGNET und der bangen Frage weiter, wie sich das Gewicht von Fronter Dave Wyndorf entwickelt haben könnte. In den letzten Jahren ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied aus 1989 ziemlich auseinander gegangen, dafür soll der Sänger und Gitarrist allerdings seine Drogenprobleme im Griff haben und seiner Stimme haben die Extrakilos glücklicherweise auch nicht geschadet, wie Herr Wyndorf gleich mit dem Opener „Dopes To Infinity“ vom gleichnamigen 1995er Album unter Beweis stellte. Wer noch keinen Gehörschutz in Position gebracht hatte, tat gut daran, dies schnellstens nachzuholen, denn der Fünfer machte richtig Lärm. Mit drei Sechssaitern, einem Stahlsaiter und der Schießbude von Bob Pantella waren die Voraussetzungen für ein amtliches Brett allerdings auch ausnehmend gut und die Zuschauerschaft (die ich etwas zahlreicher erwartet hätte) wurde keinesfalls enttäuscht. Der brachiale Mix aus Stoner-, Space- und Psychedelic Rock ging durch Mark und Bein und erneut wieder zeigte sich, dass 65 Minuten unfassbar schnell vorbeigehen können. Neben bewährten Klassikern (selbst das letzte Studio-Album „4-Way-Diablo“ hat auch schon wieder drei Jahre auf dem Buckel) gab es einen kleinen Ausblick auf den nächsten Silberling, der im Herbst unter dem Namen „Mastermind“ erscheinen soll. „Dig That Hole“ war definitiv ein vielversprechender Stomper, der Lust auf mehr machte. Bis die Blätter fallen dauert es zwar noch ein bisschen, aber es ging in Lüdinghausen dafür ja nahtlos mit der vollen Breitseite von „Radiation Day“ weiter, ehe wahrlich meisterliches Gitarrengeschwurbel „The Right Stuff“ auszeichnete. Mit „Negasonic Teenage Warhead” schlug schnell noch einmal die psychedelische MM-Seite durch, bevor die Band-Hymne „Space Lord“ vom 1998er „Powertrip“ das Set auf das Feinste abrundete. Eine ganz große Sache, der die ganz große Enttäuschung folgen sollte.
Setlist MONSTER MAGNET
Dopes To Infinity
Crop Circle
Powertrip
Twin Earth
Bored With Socery
Dig That Hole
Radiation Day
The Right Stuff
Negasonic Teenage Warhead
Space Lord
WIZO
WIZO aus Sindelfingen waren in den Neunzigern eine angesagte Nummer in Sachen Politpunk und sorgten immer wieder auf verschiedenste Art und Weise für Aufsehen. 2005 haben sie sich dann getrennt, jedoch Ende letzten Jahres ihr Comeback verkündet und für dieses Jahr eine neue Platte in Aussicht gestellt. Am Pfingstsonntag trat die Band das erste Mal in neuer Besetzung als einer der beiden Headliner auf dem Punkfestival Ruhrpott-Rodeo bei Hünxe auf und wurde ganz offensichtlich bereits dringend von jeder Menge Fans erwartet, wie etliche WIZO-Shirts und Fahnen bekundeten. Wie das abgelieferte Ergebnis bei den Anwesenden angekommen ist, vermag ich nicht abschließend zu sagen. Mich haben die Schwaben einfach nur enttäuscht. Insbesondere Sänger Axel Kurth hat mit seinen ziemlich überflüssigen Sprüchen wahnsinnig genervt. Zum einen ist es reichlich überflüssig, in jedem Satz mehr oder weniger ausschließlich Fäkalsprache zu verwenden und zum anderen ununterbrochen darauf herumzureiten, dass WIZO die einzige Band in Deutschland sein soll, die Stellung gegen Rechts bezieht und wie daneben die Rechten doch sind, wird auch ziemlich schnell ziemlich langatmig. Es reicht, das einmal zu sagen, ist nämlich durchaus bekannt. Außerdem werden übertriebene Ansagen, man vergäße den tollen Abend niemals, auch nicht glaubwürdiger, wenn man sie möglichst häufig wiederholt. Hier haben WIZO eindeutig in allen Bereichen viel zu dick aufgetragen. Musikalisch sind sie sich treu geblieben, das mag viele freuen; „Scheiße kotzen“ und „Königin“ sind so allerdings ein schlichter Abklatsch bereits vorhandener Stücke, so dass sich die Frage stellt, ob die Welt dieses neue Album tatsächlich braucht. Hätten WIZO einfach nur ihre Songs munter runtergespielt, hätte es ein schöner Ausflug in die Vergangenheit werden können, so waren es eher quälend lange 75 Minuten – hätte man die doch noch MONSTER MAGNET zur Verfügung gestellt…
Setlist WIZO
Nana
Kopfschuss
Hey Thomas
Diese Welt
Das goldene Stück
Scheiße kotzen
Kadett B
Tod im Freibad
Raum der Zeit
Gute Freunde
Königin
Nichts & niemand
Quadrat im Kreis
Alte Frau
Käfer
Die letzte Sau
BLINK-182
Fehlten noch die Headliner des Samstags, die meine Laune wieder heben mussten. Auch BLINK-182 hatten sich vor fünf Jahren getrennt und 2009 ihre Reunion bekannt gegeben. Ob den Kapellen das Geld ausgegangen ist? Auch hier wird wohl an neuem Material gearbeitet, die heutige Setlist rekrutierte jedoch noch gut abgehangene Stücke. Immerhin ist die letzte Studioplatte auch schon sieben Jahre alt. So konnte sich auf keinen Fall irgendjemand beschweren, dass er sich nicht ausreichend auf das Konzert vorbereiten konnte. Der Inhalt war bekannt und angesichts des rappelvollen Festivalgrounds schienen sich so ziemlich alle 23.000 Besucher (übrigens neuer AREA-4-Rekord!) vor der Bühne eingefunden zu haben. Insbesondere in den ersten Reihen herrschte ein ziemliches Gedränge, nachdem der schwarze Vorhang gefallen war und es mit „Dumpweed“ blitzschnell ans Eingemachte ging. „Feeling This“ ließ es dann etwas ruhiger angehen, während zu „The Rock Show“ wieder Rauchexplosionen im Publikum stattfanden. Dabei schien es sich aber um keine professionellen Pyro-Effekte zu handeln, was die Vermutung nahe legt, dass hier Feuerwerksartikel unbefugt auf das Gelände geschafft wurden. Bleibt nur zu hoffen, dass durch diese Aktionen niemand zu Schaden gekommen ist. Die Situation am und im Graben entschärfte sich auf jeden Fall zusehends und spätestens mit „I Miss You“ und „Stay Together For The Kids“ konnte eine große Pop-Punk-Party gefeiert werden. Weitere Hits wie „What’s My Age Again?”, „Down”, „Always” „First Date“ und natürlich „All The Small Things” durften natürlich nicht fehlen und schon hatten auch Mark Hoppus (Gesang & Bass) und Tom DeLonge (Gesang & Gitarre), die eindeutig Sabbelwasser getrunken hatten, das Ende der regulären BLINK-182 Setlist erreicht. Gemeinsam mit Drummer Travis Barker verließen die beiden Kalifornier, die BLINK-182 1992 noch unter der Firmierung BLINK gegründet haben die Stage und ließen sich doch ziemlich bitten, bis sie endlich für drei Zugabe wieder auf die Bühne zurückkehrten. Bei „Family Reunion“ zündeten die Herrschaften noch eine Konfetti-Kanone;skandalträchtige Aktionen wie im Video zu „What’s My Ae Again?“ in dem die Bandmitglieder nackt zu sehen sind, blieben aus, im gesetzten Alter tun es auch schon mal paar Frotzeleien. Der Sound hätte bei BLINK-182 eindeutig besser sein dürfen und von der Band hätte ich nach so langer Bühnenabstinenz auch ein wenig mehr Elan erwartet, aber die Jungs sind wohl in die Jahre gekommen und müssen sich schonen.
Setlist BLINK-182 (nicht ganz vollständig)
Dumpweed
Feeling This
The Rock Show
What’s My Age Again?
I Miss You
Stay Together For The Kids
Down
Always
Stockholm Syndrome
First Date
Man Overboard
All The Small Things
Reckless Abandon
Josie
Anthem Part Two
Drum Solo
Carousel
Dammit
Family Reunion
Damit war auch Tag 2 schon wieder Vergangenheit und mich zog es nach 13 Stunden vor der Bühne in die Waagerechte. Schließlich stand noch der HC-lastige Sonntag ins Haus, da hieß es fit sein und die Akkus aufladen – nicht nur für die Fotografen.
Copyright Fotos: Uli Klenk
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