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ASAF AVIDAN & THE MOJOS

Ort: Köln - Gloria

Datum: 22.02.2010

ASAF AFIDAN & THE MOJOS sind in Israel Stars. Und das ist ihnen ganz ohne Plattenfirma, massive Medienpräsenz oder umtriebige Booker gelungen. Die Qualität der Musik sprach einfach für sich und so füllten sich nach Konzerten vor nur zwei Leuten langsam auch die großen Hallen – Radio und Labels wurden aufmerksam. Inzwischen ist im Januar auch hierzulande das Debütalbum „The Reckoning“ erschienen, auf dem das herausragende Merkmal Asafs Stimme ist, die fast 1:1 wie JANIS JOPLIN klingt. Momentan präsentieren ASAF AVIDAN & THE MOJOS ihren knackigen Folk Rock live und sind zu diesem Zweck für neun Termine auch nach Deutschland gekommen.

Der letzte Gig sollte in Köln stattfinden, wo sich im Gloria etwa 400 Fans unterschiedlichen Alters eingefunden hatten, um dem eindringlichen Sound des Quintetts zu lauschen. Um 20.25 Uhr enterte allerdings zunächst der irokesenköpfige Asaf mit Akustikgitarre und Mundharmonika bewaffnet allein die Stage und setzte mit „Maybe You Are“ zu einem ruhigen Start an. Bereits der dann folgende Titeltrack des Silberlings wurde vom Publikum gut mitgeklatscht, vielleicht hatte der eine oder andere die Protagonisten des Abends bereits im Jahr zuvor beim Haldern Pop kennen gelernt, auf jeden Fall war man in Teilen bereits recht textsicher und zeigte zudem keine Berührungsängste. Für das sehr getragene „Devil’s Dance“ kam Hadas Kleinman mitsamt ihres Cellos auf die Bühne und gemeinsam wurde auch „Subway“ intoniert. Wie ASAF berichtete, erzählt der Song eine Geschichte über eine hübsche Frau in der New Yorker U-Bahn, die er leider nicht gewagt hat anzusprechen. Musikalisch in eine wunderbare Midtempo-Nummer mit sehr kraftvollem Gesang verpackt! Während der Bandleader zu „Hangwoman“ an den elektrischen Sechssaiter wechselte, war die Zeit für die männlichen Kollegen gekommen: Als da wären Ran Nir am Bass, Roi Peled – Lead Gitarre und Yoni „Joni Snow“ Sheleg, der sich hinter seiner Schießbude gleich einmal seines T-Shirts entledigte. Ohne Hadas wurde ohne Umschweife Gas gegeben, doch schon beim sich anschließenden „Her Lies“ war die Dame wieder mit von der Partie, während Mister Avidan in wildes Gekreische ausbrach. Nahtlos schloss sich „Rubberband Girl“ an und bot ein erstes grandioses Highlight der Show. Wer bei dem Track still stehen blieb und nicht mitsang, war definitiv am falschen Ort. ASAF AVIDAN und die MOJOS ließen es gewaltig krachen und gefielen mit donnernden Instrumentalpassagen, ehe „Everybody“ Gänsehaut-Stimmung verbreitete. Für das rhythmusbetonte „Losing Hand“ war erneut die Akustik-Langaxt gefragt, die auch für „Sweat & Tears“ zum Einsatz kam. Hier schlugen sich die vielfältigsten musikalischen Einflüsse nieder und schufen mithilfe der Instrumentalisten einen druckvollen Sound, bei dem insbesondere das Cello heraus stach. Beim amtlich rockenden „Jet Plane“ hatte das große Holzinstrument erneut Pause, dafür war die Gitarrenfraktion gefragt, allen voran der Bass von Ran Nir. Das fette Seventies-Gefrickel erntete verdient jede Menge Applaus. Mit viel Tempo und Vocals in schwindelerregenden Höhen legte „Wasting“ nach, bevor der Fronter seine Kapelle vorstellte und vom sich anschließenden Lied berichtete, das sie ins israelische Radio brachte. Außerdem lockte „Weak“ auch 13-jährige Mädels in die Konzerte, die allerdings erwartet hatten, dass die gesamte Setlist aus ähnlich ruhigen, dezent instrumentierten Popsongs bestünde. Damit lagen sie natürlich gründlich daneben, denn auch in der Domstadt gingen die Musiker mit „A Ghost Before The Wall“ alsbald wieder ziemlich steil und auch der Southern Rock Blues von „Growing Tall“ dürfte nicht unbedingt dem landläufigen Teenie-Geschmack entsprechen. Die Zuschauer im ehemaligen Lichtspielhaus an der Apostelnstraße hatten hingegen viel Spaß an den verschiedenen Soli, die mit jeder Menge Herzblut gespielt wurden und denen zu lauschen Asaf es sich auf dem Boden bequem gemacht hatte. Wahrlich ein großartiges Finale, das heftig geklatscht wurde. Keine Frage, dass eine Zugabe nicht fehlen durfte uns so kehrten zunächst Asaf und Hadas zurück und boten Falsett-Gesangsproben zu Akustikgitarre und Cello. Tatsächlich war „Devil And Me“ ein tolles Zwiegespräch zwischen den beiden Instrumenten, das in einem genialen Highspeed-Finale gipfelte. Für „Empty Handed Saturday Blues“ bewaffnete sich der charismatische Sänger mit einem Mikro und verzichtete auf der Zielgeraden auf seine Sechssaiter, um noch einmal Blues at its best zu präsentieren.

Kein Wunder, dass das Auditorium nach 90 Minuten noch nicht genug hatte, aber ASAF AVIDAN & THE MOJOS ließen sich trotz massiver Akklamationen nicht erweichen und legten leider nicht mehr nach. Dabei waren doch vier Songs des Erstlings gar nicht gespielt worden, die hätte der Mann mit der unfassbaren Stimme (die sich übrigens in ganz normalen männlichen Höhenlagen bewegt, wenn er spricht) gemeinsam mit seinen ganz hervorragenden Musikern vor ihrem Abschied aus Deutschland noch zum Besten geben können… Vielleicht beim nächsten Mal, wenn die Israeli sich wieder einmal die Ehre geben, in terrorrelevantem Gebiet zu spielen. Ich werde auf jeden Fall dabei sein!

Setlist
Maybe You Are
Reckoning Song
Devil’s Dance
Subway
Hangwoman
Her Lies
Rubberband Girl
Everybody
Losing Hand
Sweat & Tears
Jet Plane
Wasting
Weak
A Ghost Before The Wall
Growing Tall

Devil And Me
Empty Handed Saturday Blues

Copyright Fotos: Ulrike Meyer-Potthoff

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