Ort: Bochum - Matrix
Datum: 09.11.2007
Vor ausverkaufter Halle stand an diesem November-Freitag die Gothic Formation ASP in der Bochumer Matrix auf dem Programm und lud zur Requiembryo Tour ein. Vorgewärmt wurde das Publikum von den Liechtensteinern ELIS, die nach dem tragischen Tod der vorherigen Sängerin Sabine nun mit Nachfolgerin Sandra unterwegs sind, die ihre Sache sichtlich gut erledigt.
ELIS waren meiner Meinung nach aber nicht ganz die optimale Vorband, da die Musik doch sehr viel rockiger/ metallischer als die von ASP selbst ausfällt, doch die Jungs und Frontlady Sandra machten ihre Sache sehr gut und spielten eine souveräne Show, wenn ihnen auch nur etwas mehr als eine halbe Stunde Spielzeit blieb. Einige Songs wurden der verstorbenen Sabine gewidmet, die mitten in den Aufnahmen zum neusten Werk „Griefshire“ an plötzlichen Hinblutungen gestorben war, aber einige Titel des Albums noch eingesungen hatte. Man merkt der Band diesen Schicksalsschlag noch deutlich an, auch wenn sich die neue Sängerin durchaus gut eingelebt hat.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es direkt weiter, schon vor dem eigentlichen Start war die Anspannung im Publikum bereits zu spüren – der Meister wurde scheinbar wie nach der längerer Abstinenz sehnlichst erwartet, was einige Gesichter verrieten. Dann endlich war es soweit – es wurde dunkel im Tunnel der Matrix – und prompt brach Jubel aus, der sich aber zu den ersten Klängen der „Offährte“ wieder in eine andächtige Stille verwandelte. Mit Gesang und akustischer Gitarre ihres Openers zogen ASP das Publikum schnell in ihren Bann und begannen das Konzert auf vertraute Weise mit dem aktuellen Album „Requiembryo“, aus dem auch noch etliche Songs folgen sollten. Andächtig wurden die Lieder mitgesungen und der folgende Titel „6th of September/ How far would you go“ lud zum mitrocken ein, was das Bochumer Publikum auch dankend annahm. Spätestens ab dem dritten Stück („De Profundis“) waren dann alle mit in die Tiefe gezogen worden. Und so versprach ASP: „Bis zum letzten Atemzug.“ So ging es auf eine musikalische Reise einmal quer durch alle bisherige Werke, wobei die aktuelle Scheibe zwar deutlich im Vordergrund stand, aber auch alles andere nicht zu kurz kam – man hatte ja schließlich den ganzen Abend Zeit.
Klassiker wie „ Schwarzer Schmetterling“ und das Urgestein „Sing Child“ wurden natürlich abgefeiert, und überall in der Menge sah man leuchtende Augen, die voller Bewunderung zu ihren Idolen hinaufschauten – auch fand sich auf so manch einer Schulter ein tätowierter Schmetterling – ja, ASP sind wahrlich eine DER Größen in der Gothic Szene. Und wie so oft gab es auch diesmal wieder die Publikums-Rufe: „Auszieh’n! Auszieh’n! Auszieh’n!“ Worauf sich ASP fragte: „Ich weiß gar nicht warum, ihr das immer wollt“ – Was Matze nüchtern kommentierte: „Ich hab’s schon gesehen“ ASP mit fragendem Blick: „Und wie war’s?“ — „Äh – schön…….“ Wir wollen es mal glauben. Bevor ASP mit „Offährte (Reprise)“ zum Abschluss der eigentlichen Setlist kamen, ertönte, wie sollte es anders sein der Ruf „Wir wollen brennen“ eines einzelnen Fans, was sich nach der Abschluss-Offährte zu einem einstimmigen Chor entwickelte. Erstmal verließen die Hessen aber die Bühne, doch man ließ sie noch nicht wirklich gehen, und mit „Wir wollen Brennen“ und „Zugabe“ Rufen wurden die Herren zurückbestellt. Der „Brenn-Wunsch“ wurde aber erstmal noch nicht erfüllt, denn im eigenen Sinne wollte ASP aber erst einmal Werbung machen – sind ja alles auch nur arme Musiker, die irgendwie ihren Unterhalt verdienen müssen, und spielte den Song „Werben“. Die anschließend wieder aufebbenden Zugaberufe mit „Wir wollen brennen“ beschwichtigte ASP mit den Eingangs-Worten: „Ihr nehmt das mit dem „Bis zum letzten Atemzug“ ziemlich wörtlich.“ – und sie spielten „Finger weg“. Die Fans wollten aber die Finger noch lange nicht von ihren Idolen lassen und schafften es locker, mit vereinten Kehlen lauter zu rufen als die Band – mit Verstärker. Und endlich, nachdem sich der Fangesang zu einem eigenen Lied mit rhythmischem Applaus aufschwang („Wir wollen brennen – Uuah“), beichtete ASP: „Ich gestehe: wir auch!“ Und entließen uns, nach jenem Wunschsong „Ich will brennen“ und einem weiteren Klassiker – „Und wir tanzen“ in die anschließende e.o.d.-Nacht der Matrix.
Man muss schon sagen – ASP verstehen es, die Menge zu fesseln und die gesamte Spielzeit über (ca. 90 Minuten) im Bann zu halten. Diesmal ohne irgendwelche Pyroeffekte – aber dafür ist die Matrix wahrlich nicht gemacht – das tat der Show aber keinen Abbruch.
Copyright Fotos: Cynthia Theisinger
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