Ort: Essen - Grend
Datum: 03.12.2005
Wie praktisch und angenehm, wenn man den Adventskaffee bei der Mischpoke gleich noch mit einem netten Konzertabend verbinden kann, und so machte ich mich am Vortag des 2. Advent auf den Weg in meine Geburtsstadt Essen. Nach Spekulatius und Co standen die BEANGROWERS auf dem Programm, mit denen ich mich zunächst zu einem entspannten und lustigen Interview im Grend, einer gepflegten Kulturstätte traf. In einem alten Bürgerhaus vereint das Grend eine Kneipe mit spanischer Küche, das Theater „Freudenhaus“, das immer gut besuchte Revierstücke darbietet und in der oberen Etage einen netten kleinen Club. Hier hatten sich gegen 21 Uhr gut 80 Leute, mehrheitlich in den Dreißigern eingefunden, um sich mal, so ein noch älteres Semester „diese Rocker aus Malta“ anzuhören.
Das Trio hatte mir schon beim Interview erzählt, dass der angekündigte „Local-Act“ entfallen würde, und so ging es um 21.20 Uhr gleich mit den BEANGROWERS los. Als Opener hatten sich Alison, Ian und Mark „Lucky Luca“ ausgewählt, ein zartes Instrumentalstück ihrer aktuellen CD, an dessen Ende Alison nur einige wenige Textzeilen singt. So nahm sie die Zuschauer sanft an die Hand, und diese bedankten sich gleich mit wohlwollendem Applaus. Drummer Ian, der seine Haare tapfer gegen erste Geheimratsecken anwachsen lässt, entpuppte sich schon beim Interview als Schelm und übernahm auch während des Konzerts die Ansagen. Wohl auch um Alisons Stimme zu schonen, um die es angeblich an diesem Abend nicht so gut bestellt war – mir ist dergleichen jedoch nicht aufgefallen. Und so folgte mit „The farewell party“ gleich ein Highlight. Das fand auch der Typ in der ersten Reihe, den ich mal fiktiver weise Lothar taufen möchte, weil er allen Klischees entsprach: Blonde krause Mähne, Nickelbrille, ausgebeulter Ringelpulli. Vom ersten Takt an geriet er in eine Art Trance und vollzog einen eigenwilligen Tanzstil. Kaum waren die letzten Töne verklungen, rief er laut zu Alison „Was ist ein „Mullet“?“ Diese Frage bezog sich auf einen Aufkleber auf Alisons Gitarre mit der Aufschrift: Jesus had a mullet. „Das ist ein Haarstil der 70er“ antwortete Alison. „Vorne kurz und hinten lang“ „Ahhh Vokuhila“ raunte es durch den Saal – da kennt man hier im Pott auch so manchen Jesus. Musikalisch ging es weiter mit 3 weiteren Ohrwürmern aus „Dance dance Baby“, denen Alison, vom Aussehen wie vom Habitus eine sympathische Mischung aus Alanis Morissette und Minnie Driver, mit ihrer einschmeichelnden Stimme den Stempel aufdrückte. Es folgte ein Ausflug in die Vergangenheit, „Ranchero“ und „Frenchy“ stehen auf dem Programm. „Was hat Euch zu diesem Song inspiriert?“ will Lothar wissen. „Ein Film“ erläutert Alison. „Ich glaube Alphaville“, derweil Bassist Mark, der das ganze Konzert sehr zurückhaltend aber mit hellwachen Augen von einem Barhocker aus spielt und Ian vor sich hingrinsen und das Schauspiel mit einem „It’s questiontime….“ kommentieren. Am Ende des nächsten Stücks schlägt Ian dann vor, dass alle, die noch irgendwelche Fragen haben, diese doch am Ende ihres Auftritts hinten in eine Sammelbox stecken könnten. Er kündigt ein neues, bislang namenloses Stück an. Falls jemand im Publikum einen Vorschlag hätte, sei dieser willkommen „but not in the question box, please! Put it in the suggestion box.“ Drei weitere Titel älteren Datums laden zum Träumen und Mitwippen ein, während uns Alison zwischendurch neidisch macht aufs Maltesische Wetter, zurzeit hat man dort 18-20 Grad. Mit „Dance dance Baby“, „I like you“ und „You are“ gibt es dann spätestens eine geballte Offensive aufs Tanzbein, dem auch einige im Publikum nachkommen. „Advantage McEnroe“ wohl ein Titel, der auf alte Tenniszeiten von Mark und Ian anspielt, beendet das reguläre Set.
Mit lang anhaltendem Applaus bedacht, bleiben die Drei einfach sitzen und spielen nun noch einen Zugabenwunsch aus den Zuschauerreihen. Dann mischen Ian und Mark sich unters Publikum und überlassen Alison die Bühne für ein verträumtes „Stop heart“. Und so endet das Konzert wie es begonnen hat: Unspektakulär, leise und sehr warmherzig.
Setlist
Lucky Luca
The farewall party
Russian Boulevard
The Priest
Star in Monaco
Ranchero
Frenchy
Waiting
Untitled
Astroboy
Miffy
Atari vs. Spectrum
Dance dance baby
I like you
You are
Analyze
Advantage McEnroe
Genzora
Stop heart
Die nun folgenden Bilder stammen von dem Konzert der BEANGROWERS am 7.12.2005 in der Weberei Gütersloh, wo sie quasi als „Barmusiker“ auftraten.
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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