Ort: Essen - Grend
Datum: 17.08.2006
Dass der gemeine Terrorschreiber für einen netten Konzertabend gerne mal meilenweit fährt, ist mittlerweile bekannt und so führte mich der Weg heute ins Essener GREND, wo sich zum wiederholten Male das Malteser Indie-Trio BEANGROWERS angekündigt hatte. Zunächst läuteten meine Begleitung und ich den Abend aber beim hauseignen (und unbedingt empfehlenswerten) Spanier bei einem Tisch voll Tapas ein. Neben 1000 anderen Sachen schwadronierten wir dann über lohnenswerte Support-Acts, die oft für eine überraschende musikalische Repertoire-Erweiterung sorgen und so sollte es auch an diesem Abend sein.
Denn mit dem Local-Act SISTER DEW schlug uns ab 21 Uhr im oberen Stockwerk gelegenen Club eine geballte Ladung Frauen-Power entgegen. Eine kurzfristige Web-Recherche hatte ergeben, dass das weibliche Kleeblatt schon hier und da das Ruhrgebiet gerockt hat und z. B. im letzten Jahr beim Essen Original, Bochum Total und dem Essener Campusfest für Kollegen wie ASTRA KIDS, MADSEN und VIRGINIA JETZT! eingeheizt hat. Musikalisch schlägt man jedoch in eine andere Kerbe und bietet Power-Rock mit englischen Texten. Die Mädels stehen kurz vor der Veröffentlichung ihrer ersten Full Length und so bekamen wir in einer guten Stunde Spielzeit eine satte Darbietung des derzeitigen Schaffens, darunter auch den Titelsong des Albums „Comrades in Solitude“, sowie „Not there“, das man sich auch schon auf der HP zu Gemüte führen kann.. Eingerahmt von den 3 Stücken ihres 2004er Demos gab es so insgesamt 11 Titel mit schöner Laut-/ Leise-Dynamik auf die Ohren, irgendwo im Spannungsfeld zwischen ANOUK, MELISSA ETHERIDGE und TORI AMOS angesiedelt. Dreh- und Angelpunkt ist dabei Fronterin Olga mit expressiver Röhre, die die Songs förmlich lebt und auch gerne mal flüsternd zu Boden ging. Ihre „Schwestern“ Annett an der Gitarre (die gerne und gut am Mikro unterstütze), sowie Britta am Bass und Suse an den Drums dürften hier gerne noch etwas von ihrer Schüchternheit ablegen. Man hatte zur Unterstützung Familie und Freunde mitgebracht, „gekaufte Fans“ (so Olga) wären aber wohl gar nicht nötig gewesen, denn auch das restliche Auditorium zollte gebührend Beifall. So konnten das Quartett sicher unter den ca. 60 Anwesenden einige Fans mehr auf die Liste nehmen und wurde auch nicht ohne Zugabe entlassen. Sichtlich zufrieden mischten sich die Damen anschließend unters Volk, um nun nach kurzer Pause den BEANGROWERS zu lauschen.
Noch immer touren Alison, Mark und Ian mit ihrem Album „Dance dance baby“ durch Europa, das mich schon letzten Sommer in Verzückung brachte und das aufgrund unterschiedlicher Release-Daten in Europa ein enorm langes Leben hat. So ging es auch gleich mit 4 Titeln des Albums los. Hatte Alison bei ihrem letzen Gig in Essen stark erkältet auf einem Stuhl sitzend gesungen, so ging sie heuer direkt aus sich heraus und die ersten Reihen waren gleich zu einem Tänzchen aufgelegt. Es folgte ein neues Stück, das schon eine Weile zur Setlist gehört. Schon vor 8 Monaten war es ohne Titel, was sich auch bis heute nicht geändert hat, so dass Alison es mit den Worten „Untitled forever“ ankündigte. Eine kleine Verschnaufpause gewährte „Waiting“ für alle Verliebten im Saal, während es anschließend mit Volldampf und einigen alten Stücken weiterging. Während Ian beim letzten Mal mit launigen Ansagen durch den Abend geführt hatte, beließ er es diesmal beim schelmischen Grinsen, während Mark gewohnt stoisch sein feines Bass-Spiel beisteuerte. Ein Publikumswunsch „Astroboy“ konnte spontan erfüllt werden, da dieser Titel eh als nächstes auf der Setlist stand. Noch einmal widmeten sich die drei Stücken ihres aktuellen Albums, die mit ihrer melodiösen Eingängigkeit noch keine Abnutzungserscheinungen zeigen. Doch auch die Beanies kündigten nach einer guten Stunde Spielzeit ihren letzten Song an und nachdem noch „Advantage McEnroe“ als Zugabe gegeben wurde, war diesmal ohne Alisons Solo „Stop heart“ Schluss. Doch die Fans dürfen gespannt sein: Wie Alison mir bei einem anschließenden Plausch versicherte, geht es bald ins Studio zu Aufnahmen für ein neues Album, das dann im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen soll.
Ein gelungener Abend, zwei Bands, die mit viel Verve ihren Rock unters begeisterte Völkchen gebracht hatten und das zu einem mehr als fairen Preis einer Kinokarte. Da gibt es mal gar nichts zu meckern – nur was das Fotografieren angeht, bleibe ich weiterhin talentfrei.
Setlist SISTER DEW
Suntongue
Prince
Papercut
Out of reach
Second skin
Leaf letter
Comrades in solitude
Deafmaschine
Not there
Kiss your heart goodbye
Kill the night
Setlist BEANGROWERS
The farewall party
Russian Boulevard
The Priest
I like you
Untitled Forever
Waiting
Star in Monaco
Atari vs. Spectrum
Astroboy
Dance dance baby
Miffy
Analyze
You are
Advantage McEnroe
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