Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 27.05.2007
Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit gastierten die Berliner BEATSTEAKS in Bielefeld, schafften es schon Wochen im Voraus den Ringlokschuppen „Ausverkauft“ vermelden zu lassen und so strömte das feierwillige Jungvolk aus allen Richtungen zusammen.
Los ging es um 20 Uhr zunächst mit JAMIE T., der zusammen mit vier Musikern die Bühne betrat, die eher den Charme von Kiffer-Kumpels versprühten. Jamie selbst auch betont lässig, schnell mal noch den letzten Zug seiner Zigaretten genießend, ehe es mit „Brand new bass guitar“ losging. Der Engländer mit unüberhörbar breitem Akzent hat mit „Panic Prevention“ sein Debütalbum am Start, aus dem dann auch das restliche Set bestanden haben dürfte, schwer zu sagen, schafft der Mann es doch ähnlich wie ARCTIC MONKEY Sänger Alex Turner möglichst viel Text in kürzester Zeit unterzubringen und dabei noch etliche Silben zwischen den schiefen Zähnen stecken zu lassen. Dazu und dazwischen gibt es Punk-Rotz-Rock auf die Ohren, manchmal auch partytaugliche Reggaeklänge. Auf jeden Fall affin zum erwartungsfrohen Publikum, das bereits JAMIE T. mit sattem Applaus bedachte. „If you got the money“, „Peacemaker“ und „Salvador“ lassen die Anwesenden schon auf ordentliche Betriebstemperatur kommen, die Single „Sheila“ war sicher auch dabei, ehe Jamie nach einer guten halben Stunde Platz macht für den Hauptact.
Schon in der Umbaupause skandieren die Fans lautstark „Beatsteaks, Beatsteaks“ und als um 21 Uhr endlich ein Intro den nahenden Auftritt ankündigt, verwandelt sich der Ringlokschuppen binnen Sekunden in einen Hexenkessel. Als das Quintett die mal wieder mit überdimensionalen Glühbirnen dekorierte Bühne betritt und Fronter Arnim Teutoburg die ersten Zeilen von „As I please“ intoniert, geht ein massiver Rück Richtung Bühne durchs Publikum, so dass die Ordner von der ersten Sekunden an ein- und zugreifen müssen. Die Kracher von „Smack Smash“ und der aktuellen Scheibe „Limbo messiah“ dominieren das Set und derer sind es verdammt nicht wenig. Mit „Türlich, Türlich“ – Rufen (DAS BO) wird nach „Demons Galore“ mal eben clever „Monsters“ eingeleitet und Arnim verrät uns, dass wir heute Abend Glück haben – dies würde nämlich das beste Konzert der ganzen Tour. Das Publikum ließ daran keinen Zweifel und grölte lauthals „What’s coming over you“ mit.
Von „Ain’t complaining“ über „Loyal to none“ bis zu „I don’t care as long as you sing“ folgt ein Hit nach dem anderen und Brüllaffe Arnim stellt eine unglaubliche Kondition unter Beweis, bleibt sein Bewegungsdrang doch nicht hinter dem der Fans zurück. Doch auch die anderen Bandmitglieder präsentieren sich bestens aufgelegt und untereinander flachsend. War bislang als Backdrop das „B“ des Bandlogos zu sehen, bekommen wir nun die nächsten Titel zu einem mit 1000 Birnchen wunderschönen Sternenhimmel präsentiert, u.a. die aktuelle Single „Jane became insane“ (mit dem O-Ton „besten Gitarrensolo der Welt“), „Summer“ und die wohl ungewöhnlichste Beatsteaks-Nummer „She was great“, bei der Arnim seine Fähigkeiten im Falsettbereich unter Beweis stellt. Wieder wechselt der Hintergrund in ein blau-rot-gestreiftes Zirkuszelt und mein Alltime-Favourit „Hello Joe“ erklingt. Die Stimmung könnte unter den 2.700 Leuten nicht besser sein und zu „What’s coming over you“ erklimmt Arnim den bühnennächsten Ausgang, singt von oben weiter und stürzt sich am Ende mit einem Salto in die tobende Menge. Auf Händen getragen wieder auf der Bühne gelandet gönnt er sich eine kleine Verschnaufpause, in der Gitarrist Peter Baumann „Hey Du“ aus dem Berliner Musical „Linie 1“ zum Besten gibt, gefolgt von der TURBOSTAAT-Kollaboration „Frieda und die Bomben“ hier vorgetragen vom anderen Gitarristen Bernd Kurtzke.
„Könnt Ihr noch?“ fragt Arnim frisch zurück und nach „Hand in Hand“ verlassen die Jungs nach 70 Minuten Volldampf zum ersten Mal die Bühne. Doch noch ist nicht Schluss und in zwei Zugabenblöcken geht es noch u.a. weiter mit „Cut off the tops“, „Panic“ und „Let me in“, zu dem auch in Bielefeld das obligatorische gemeinsame Hinhocken und Aufspringen funktioniert. Nach 90 Minuten erklingt dann aber doch Oasis „Don’t look back in anger“ als Rausschmeißer und selten habe ich so viele klatschnasse Menschen den Ringlokschuppen verlassen sehen. Selbst ich muss für dieses Konzert den Begriff des „Fremd-Schwitzens“ kreieren, klebten mir doch trotz minimaler Bewegung und geringer Neigung zur Transpiration die Klamotten am Leib. Wieder einmal hatten die BEATSTEAKS bewiesen, dass sie zu den deutschen Top-Live-Acts gehören und einfach die Lizenz zum Tinnitus besitzen – Hail to the freaks!
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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