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BEHEMOTH – ABBATH – ENTOMBED AD – INQUISITION

Ort: Essen - Weststadthalle

Datum: 05.02.2016

Böse Zungen würden sagen, dass dieser Tour-Tross gerade richtig zur Karnevals-Zeit unterwegs ist. Aber wer sich näher mit den Bands beschäftigt, wird schnell feststellen, dass die Kollegen alles andere als Bützen und Kamelle verteilen, sondern knallharten Metal!

Über die Jahre habe ich, sollte man meinen, so ziemliche jede Konzerthalle in der Region gesehen, besonders im Ruhrpott, wo eigentlich jede Band halt macht und es auch viele Locations gibt. Die Weststadthalle in Essen allerdings ist neu auf meinem Schirm und schon beim Eintreffen stellte sich leichte Verwunderung ein. So liegt die Location in einem Gebäudekomplex direkt an einem Shopping-Center und wird von einem Kino, einem schwedischen Möbelhaus und dem Colosseum-Theater eingerahmt. Zudem beherbergt das Gebäude noch eine Musik- und Ballett-Schule, deren aktuelle Übungsstunde von den auf Einlass wartenden Metal-Fans durch div. Fenster mit Interesse und Amüsement beobachtet werden konnte.

Als eine halbe Stunde später als auf den Karten angegeben die Türen öffneten, musste man erstmal noch 10 Minuten warten, bis der Innenraum freigegeben wurde, waren wohl noch nicht alle Vorbereitungen abgeschlossen. Die Halle selbst ließ durch ihren Schnitt leichte Fragezeichen aufkommen. So hatten die einer alten Maschinenhalle ähnelten Räume mit ihrem Industrie-Flair und Ziegelstein-Optik durchaus Charme. Nur ist der Innenraum selbst eher in die Breite als in die Tiefe angelegt, so dass die Rückwand recht nah schien und bei mir Sorgen bezüglich der Akustik aufkommen ließ. Zudem sahen viele Fans in der später sehr vollen Location durch diese Situation ihre Bands eher von der Seite als von vorne, dafür allerdings wirkte das Treiben etwas „näher“. Durch das so entstehende Gedränge waren die Wege zu den Bars, Toiletten und Merchbereich nicht unbedingt einfach zu bewältigen. Auch die Bühne selbst wirkte für die Aufbauten nicht gerade optimal, hatten die ersten drei Bands dadurch doch recht wenig Bewegungsfreiraum. Aber flexibel erwies siech die Crew der Weststadthalle, als man spontan den durch Bauzäune eingeteilten Raucherbereich am Hintereingang erweiterte, um den wohl unerwarteten Andrang zu bewältigen. Im hinteren Bereich der Location hatte man zudem das kleine Zelt für die Ausstellung von „Toxic Vision“ aufgestellt. So hat die Designerin und Cheffin Sarah Ehman bereits Outfits für DIMMU BORGIR und MORBID ANGEL entworfen und arbeitet nun auch mit BEHEMOTH zusammen. In diesem kleinen Museum bekommt man nun einige besondere Exponate ihrer Kunst zu Gesicht, wobei die kanadische Künstlerin selbst ebenfalls in einem außergewöhnlichen Outfit zugegen war und später auch auf der Bühne zu sehen sein sollte. Allerdings musste der Fan mal eben satte 10 Euro extra berappen, um sich dieses zusätzliche Erlebnis zu geben!

Nun aber zum wichtigen, nämlich der Mucke! Den Start markierte das kolumbianische Duo INQUISITION. Diese beiden Kollegen, die seit längerem in den USA leben, treten bekannterweise nur zu zweit, d.h. mit Schlagzeug und Gitarre, auf. Dies, so sollte man vermuten, würde einen eher schrebbeligen Sound ohne Bass-Druck entstehen lassen. Das ist bei dem urtümlichen Black Metal aber erstens nicht so von Belang und zweitens schaffen es die beiden Amis ihrem Sound auch so ordentlich Druck zu verpassen! Show allerdings gibt es bei nur zwei Aktiven auf der Bühne natürlich wenig. So lassen die Schwarzheimer einfach ihre direkten, eingängigen, fast hypnotischen und hier und da mit einigen Melodie-Ansätzen gespickten Hassbatzen wie „Force of the Floating Tomb“, „Ancient Monumental War Hymn“ und „Embraced by the Unholy Powers of Death and Destruction“ für sich sprechen. Und das tun diese Songs, gehören INQUISITION nicht ohne Grund bereits seit Jahren zur Speerspitze des Undergrounds!

Ein kleiner Ausreißer in diesem Black Metal-lastigen Billing waren die schwedischen Veteranen ENTOMBED bzw. ENTOMBED A.D. So haben sich Frontschwein LG Petrov und die zuletzt für ENTOMBED aktiven Kollegen Victor Brand (Bass), Olle Dahlstedt (Drums) und Nico Elgstrand (Gitarre) von Gitarrist Alex Hellid getrennt, dürfen aber aufgrund eines Namenrechtsstreit derzeit nur mit dem Zusatz „A.D.“ an den Start gehen. Die beiden unter diesem Banner erschienenden Alben „Dead Dawn“ und „Back to the Front“ erreichen soweit aber nicht die alten Gassenhauer, so dass die Schweden nur „Midas in Reverse“, „Sceond to None“ und „Pandemic Rage“ als aktuelle Tracks am Start haben. Die passen sich mit ihrem groovigen Death-Vibe zwar gut ein, aber kommen natürlich nicht an alte Hits wie „Wolverine Blues“, „Revel in Flesh“, „Living Dead“ und natürlich das bereits von Beginn an von den Fans geforderte „Left Hand Path“ heran. Diese grooven die Death Metal-Haudegen aber noch immer mit ordentlich Druck und Spielfreude runter, wissen sie doch genau,, was diese Knaller wert sind und welche Energie sie auch an diesem Abend in den ersten Reihen freisetzen. Dies war für die Band aufgrund des dürftigen Platzangebotes eher schwierig, so dass Frontheld LG Petrov oftmals wie ein Tiger im Käfig wirkte. So machen ENTOMBED auch mit A.D. richtig Bock und hoffentlich konzentrieren sich die Herren nun endlich auf typische Elchtod-Kost, die man von ihnen auch haben will!

Eine ähnliche Unruhe muss derzeit auch Abbath bzgl. seiner Ex-Kollegen von IMMORTAL durchmachen. So ist die kultige Black Metal-Legende aus Norwegen nun unter seinem eigenen Banner als ABBATH unterwegs und nutzt diese neuen Freiheit, sowohl Hits seiner Ex-Bands IMMORTAL und I zu zocken, hat aber auch vor kurzem ein Album mit neuen, grimmigen Salven veröffentlicht und dafür King ov Hell (GOD SEED, ex-GORGOROTH, auch bei I dabei, Bass) wieder an Bord geholt. Das Schlagzeug beackert derzeit Gabe Seeber (THE KENNEDY VEIL) unter dem Pseudonym „Creature“, unter dem sich zuerst Baard Kolstadd (BORKNAGAR) und für das Album Kevin Foley (BENIGHTED) verdingt haben. Die zweite Gitarre bedient live nach dem Abflug von VREDEHAMMERs Per Valla nun ein gewisser Ole André Farstad, wobei abzuwarten bleibt, wie langlebig das ganze sein wird. Geboten bekommt man natürlich an sich ein IMMORTAL-Set. So ist Namensgeber ABBATH mit seiner knarzigen Stimme, seinen aufgrund des Platzmangels etwas eingeengt stattfindenden „Signature Moves“ und dem irrwitzigen, breiten Grinsen natürlich der große Blickfang. Basser King ov Hell groovt wie auch sonst sein Instrument umherreckend durch die Songs, die von Creature und Farstad solide und spielerisch einwandfrei vervollständigt werden. Dazu noch reichlich Nebel und Strobo-Action und man fühlt sich schon fast in Blashyrkh-Regionen angekommen. Zumal Knaller wie „One by One“, „All Shall Fall“ und natürlich „Tyrants“ genauso garstig und packend rüberkommen, wie mit seinen ehem. Kollegen und auch die neue Tracks „Fenrir Hunts“, „Count the Dead“ oder „Root of the Mountain“ hätten wunderbar und dem IMMORTAL-Banner laufen können. Auch ist es verdammt stark, dass man mit „Warriors“ endlich mal einen Song vom I-Album „Between two Worlds“ live auf die Ohren bekommt. Und wenn es doch fast das gleiche ist, ist es doch irgendwie anders, wenn man weiß, das sein ehem. spiritueller Bruder Demonaz eben nicht hinter der Bühne mit von der Partie ist. Irgendwie gehören die beiden zusammen und ich bin sicher, dass dies auch wieder geschehen wird!

Setlist ABBATH
To War
Winter Bane
Nebular Ravens Winter
Warriors
Ashes of the Damned
Fenrir Hunts
Tyrants
One by One
Count the Dead
Endless
Root of the Mountain
All Shall Fall

BEHEMOTH-Shows sind mittlerweile nicht nur einfach Konzerte, sondern wahre Inszenierungen! Und diese beinhaltet auf dieser Tour das aktuelle Album „The Satanist“ gleich in Gänze! Um dies auch richtig darzubieten, wurden in der Pause erstmal Feuer-Schalen vorbereitet, kleine Leinwände angebracht und die aus okkulten Symbolen bestehenden Mikro-Ständer aufgestellt. Zudem waberte der intensive Geruch von Räucherstäbchen durch den Raum. Dann nahmen die Herren Inferno (Drums), Orion (Bass) und Seth (Gitarre) während des düsteren Intros zu „Blow Your Trumpets, Gabriel“ ihre Plätze ein und erwarteten ihren Bandleader Nergal, der mit Fackeln ausgerüstet als letzter die Bühne betrat, um zusammen mit den laut mitbrüllenden Fans das gut 90 minütige Inferno loszutreten! Ob nun das drückende „Messe Noir“, das brutale „Amen“ oder das Groove-Monster „Ora Pro Nobis Lucifer“, die Polen gehen voll in ihren Songs auf und vor allem reißen sie mit ihrer energischen Performance ihre Fans vom ersten Riff an gnadenlos mit. Ob nun Basser Orion, an sich schon ein imposante Erscheinung, mit seinen brutalen Backing-Vocals, Seth mit seinen auf den Punkt gezimmerten Leads oder Inferno mit seinem groovig-brachialen Drumming, BEHEMOTH machen live weiterhin keine Gefangenen. Und entweder ist Nergal einfach ein erstklassiger Entertainer und Fronter oder er geht wirklich seinen Songs so auf, dass man manchmal meint, er würde in eine Art Trance eintauchen. Dazu runden der besagte Auftritt von Sharon Ehman (Toxic Vision), die Pyro-Effekte, die verstörenden Leinwand-Einspielungen und als Highlight das okkulte Abendmahl, bei dem der vor wenigen Jahren erst von Leukämie geheilte Nergal den Fans aus einem Kelch entnommene, mit einem BEHEMOTH-Logo versehende, Oblaten in den Mund legt, die Show wirklich ab. Und wenn zum Album-Finale „O Father, O Satan, O Sun“ noch die, aus dem „Blow Your Trumpets, Gabriel“ bekannten, gehörnten Masken angelegt und die Feuerschalen an den Mikroständern entfacht werden, ist das antichristliche Festspiel eigentlich perfekt. Dies wird es dann aber durch den wirklich guten und fetten Sound, der auch bei den furios rausgehauenen Zugaben „Of Pure Evil And Hate“, „Antichristian Phenomenon“, „Conquer All“ und „Chant for Eschaton 2000“ nochmal für Volldampf sorgt!

Mit dieser Show gehen BEHEMOTH in Kürze auch in den USA auf Tour und dann hoffen wir, dass es nicht zu lange dauert, bis es entweder neuen Stoff oder eine neue Tour gibt. BEHEMOTH sind auf jeden Fall jede Reise wert!

Setlist BEHEMOTH
Blow your Trumpets, Gabriel
Furor Divinus
Messe Noir
Ora Pro Nobis Lucifer
Amen
The Satanist
Ben Sahar
In the Absence ov Light
O Father, O Satan, O Sun

Pure Evil and Hate
Antichristian Phenomenon
Conquer All
Chant for Eschaton 2000

Copyright Fotos: Michael Werneke

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