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BLACKFIELD FESTIVAL 2009 – TAG 2

Ort: Gelsenkirchen - Amphitheater

Datum: 21.06.2009

Viel zu müde begannen wir den Festival-Sonntag und kamen vor 12 Uhr auf dem Gelände an, wo alles ganz entspannt zuging und das Amphi-Theater noch richtig leer war. Das Wetter schien ebenfalls mitzuspielen und gespannt warteten wir auf den Opener des Tages, die DOPE STARS INC.

Die italienische Synth-Rock-Band wurde im Jahre 2003 gegründet. Aktuell gehören die Gründungsmitglieder Victor Love (Gesang) und Darin Yevonde (Bass) zur Band, sowie seit 2007 auch Alex Vega (Leadgitarre) und La Nuit (Gitarre). In exzentrischer und farbenfroher Kleidung betraten die Herren die Bühne und legten mit einer Mischung aus Electronica und harten Gitarrenriffs und ihrem ersten Song „Theta Titanium“ los. Von der 2006er E.P. gab es „Make a Star“ und das Quartett auf der Bühne rockte, was das Zeug hielt. Das Publikum reagierte eher verhalten und der Sound war auch nicht wirklich berauschend, so dass auch ich mich wieder etwas an den Rand verzog und das Ganze vom weiten beobachtete. Auch die Stimme des Sängers Victor konnte mich nicht wirklich überzeugen. Dem ziemlich jungen Publikum in den ersten Reihen schien es aber zu gefallen und schon im Juli gibt es mit dem Album „21st Centrury Slave“ neues Material, von dem uns an diesem „Morgen“ schon die Songs „Criminal Intents“ und „Digital Warriors“ präsentiert wurden.

Setlist DOPE STARS INC.
Theta Titanium
Criminal Intents
Bang Your Head
Make A Star
10.000 Watts + Infection 13
Vyperpunk + Beatcrusher
Digital Warriors

Eine Premiere für mich war im Anschluss Peter Spilles (PROJECT PITCHFORK, IMATEM) (Familien-)Projekt SANTA HATES YOU, bei dem er sich nach eigenen Aussagen musikalisch austoben kann. Ein noch viel gruseligeres Make-Up, als am Vortag mit PROJECT PITCHFORK schmückte den Herrn Spilles, der rechts hinter seinem Keyboard stand und gleichzeitig sang. Auf der linken Seite stand JINXY, eine sexy aussehende, dunkelhaarige Schönheit, die auch im Privatleben des Hamburgers eine große Rolle spielt. Außerdem als Überraschungsgast im Gepäck hatte das Duo Gregsen von REAPER, der hinter seinem Keyboard abging und offensichtlich Spaß an dem Auftritt hatte. Vom bisher einzigen Album „You’re on the naughty List“ bekamen wir unter anderem die dunklen, harschen und treibenden Electro-Klänge der Songs „U’r fucking it up“, „Karoshi“, „Ego inc.“ und „Feuerball“ um die Ohren geschmettert. Das war genau das, was das müde Publikum an diesem frühen Sonntagnachmittag brauchte und langsam kam Bewegung auf. Peter stand entweder hinter dem Keyboard oder frei auf der Bühne und sang, wobei JINXY zusätzlich zur Augenweide, auch noch gesanglich unterstützte. Die Texte und der Sound machten einfach Spaß und so vermochten SANTA HATES YOU uns in ihren Bann zu ziehen.

Nun ging es in eine ganz andere Stilrichtung mit der Mittelalter/Paganfolk-Band FAUN, die auf einer mit Kunstefeu geschmückten Bühne und etlichen mittelalterlichen Instrumenten mit dem Song „Rosmarin“ begannen. In den Songpausen erklärte Sänger Oliver „SaTyr“ Pade immer wieder, wie naturverbunden die Band sei und spielte zeitweise auf einem schwedischen Instrument namens Nyckelharpa. Niel Mitra kümmerte sich um die Samples am Synthesizer. Die zwei Damen der Band: Sandra Elflein spielte Geige und sang und Fiona Rüggeberg nutzte ebenfalls ihre Stimme und bediente verschiedene Pfeiffen und Flöten. Ein weiteres Bandmitglied ist Rüdiger Maul an den Perkussionsinstrumenten. Songs wie „Wind & Geige“ oder „Zeitgeist“ gefielen vor allem den Mittelalterfans, die teilweise barfuß vor der Bühne tanzten oder der Anregung Olivers nachkamen und Tanzkreise bildeten. Hauptsächlich wurden melancholische und ruhige Balladen präsentiert, welche für meinen Geschmack leider etwas langweilig und eintönig waren.

Setlist FAUN
Rosmarin
Wind & Geige
Egil Saga
Iyansa
Zeitgeist
Rhiannon
Tagelied

Das änderte sich wieder schlagartig, als die Synthiepop-Band FROZEN PLASMA endlich an der Reihe war. Vasi Vallis (REAPER) und Felix Marc (DIORAMA) harmonieren seit 2005 prächtig als Duo, wobei Felix die Gesangsparts übernimmt und Vasi für die Keys und die Produktion verantwortlich ist. Nach dem einschlagenden Erfolg auf dem diesjährigen Wave Gothik Treffen in Leipzig war ich gespannt, was sich das sympathische Duo diesmal einfallen lassen würde. Zwei orangefarbene FROZEN PLASMA-Banner zierten die Bühne, farblich passend zum aktuellen Album „Monumentum“. Genau von dieser Veröffentlichung waren die beiden ersten Stücke „Speed of Life“ und „Murderous Trap“, die gleich ordentlich Galopp machten, während Strahlemann Felix wie aufgezogen über die Bühne fegte. Er sang, tanzte, lachte und eroberte damit die Herzen des Publikums im Sturm. Wir gerieten alle ins Schwitzen, so dass es nicht weit hergeholt war, das kommende Stück „Tanz der Revolution“ als „Tanz der Transpiration“ anzukündigen. Dieses erfreut sich zunehmend an größerer Beliebtheit und das Publikum sang lauthals mit. Der erste Singleerfolg „Hypocrite“ wurde durch den Bewegungsmelder „Warmongers“ abgelöst, bei dem aus dem Publikum eine einheitlich, springende Masse wurde. Vasi grinste hinterm Keyboard vor sich hin und ließ sich sein Prickelwasser schmecken. Felix verbreitete derweil weiterhin allerbeste Stimmung und freute sich über die empor gestreckten Hände, die sich zu „Irony“ hin- und herwiegten. Überraschenderweise wurde nun Lis van den Acker angekündigt, die schon auf der Singleveröffentlichung von „Earthling“ bei einer Version den Gesangspart übernahm. Lis selbst ist Sängerin der holländischen Electro-Rock-Band MISERY und stand nun zusammen mit Felix auf der Bühne, um den letzten Song „Earthling“ als verträumtes Duett zu präsentieren.

Setlist FROZEN PLASMA
Intro
Speed of Life
Murderous Trap
Tanz die Revolution
Hypocrite
Warmongers
Irony
Earthling (Blackfield Version)

Stimmungsgeladen ging es mit der LETZTEN INSTANZ weiter, die erwartungsgemäß das Amphi-Theater rockten. Wie gewohnt sahen wir Specki T.D. am Schlagzeug, M. Stolz (Violine), B. Cellini (Cello), Holly D. (Gitarre), Micha (Bass) und Sänger Holly auf der Bühne. In den 40 Minuten energiegeladener Show bewegten wir zu „Tanz“, „Ohne Dich“ und „Mein Todestag“. Holly hatte höllischen Spaß daran die Massen auf den Rängen zum Mitmachen zu animieren und versuchte das mit Singchören und einem Gesangswettstreit mit dem Refrain des Songs „Das Stimmlein“ zwischen Rängen und Kessel, wobei natürlich letzterer besser abschnitt. Wir machten alles, was die Band wollte, tanzten, sangen, schrieen und kurz vor dem letzten Song „Wir sind allein“ fassten wir uns alle an die Hände und schwangen diese über unseren Köpfen hin- und her. Leider war zu wenig Zeit, für beispielsweise den Stimmungskracher „Rapunzel“ und trotzdem haben die INSTANZLer mal wieder überzeugen können!
(Cath)

Setlist LETZTE INSTANZ
Mea Culpa & Engel
Flucht ins Glück
Tanz
Ohne Dich
Mein Todestag
Finsternis
Stimmlein
Wir sind allein

Ich freute mich nun besonders auf IAMX, deren expressive Show mich bereits auf dem M’era Luna 2007 begeistert hatte. Chris Corner, der in Sachen Körperbau und Exaltiertheit stark an PRINCE erinnert, präsentierte sich heute als Rumpelstilzchen mit roten Schuhen und NVA-Schiffchen, ihm zur Seite neben Dean und Tom die ewig unter Strom stehende Janine an Keys und Bass, heuer im weißen Tutu mit roten Accessoires. „Bring me back a dog“ offerierte gleich einen brachialen Einstieg, gefolgt von „Nature of inviting“ vom brandneuen Album „Kingdom of welcome addiction“ und dem Stampfer „The Alternative“. Chris und Janine waren ständig um Interaktion mit dem Publikum bemüht und ließen sich von der Meute ordentlich abfeiern. „Mercy“ wurde recht noisig dargeboten, ehe es mit „My secret friend“ vom neuen Album quasi so etwas wie eine Ballade auf die Ohren gab. Dann folgte mein Favorit „Spit it out“, eigentlich von sehr erhabener Schönheit, die heute ein wenig im Getöse unterging. Party und Körperertüchtigung standen klar im Vordergrund und fanden mit „Nightlife“ und „Kiss & Swallow“ nach kurzweiligen 45 Minuten einen schweißtreibenden Abschluss. Für mich wieder einmal eine gelungene Performance, schrill, von aggressiver Erotik, großmäulig und ordentlich durchgeknallt!
(CS)

Lange nicht mehr live gesehen hatte ich das Projekt SUICIDE COMMANDO des Belgiers Johan van Roy, umso mehr freute ich mich auf den bevorstehenden Auftritt. Die Keyboarder Jan (NOISUF-X) und Torben Schmidt (Labelchef von Infacted Recordings) sowie ein Livedrummer kamen auf die Bühne und das Intro zu „Blind, Torture and Kill“ begann. Johan stürmte im schwarzen Hemd und roter Krawatte plus Sonnenbrille die Bühne. In der Hand hatte er einen Mikrofonständer, den er aggressiv in meine Richtung warf und der gefährlich nah am Fotograben landete. Okay, zwei Schritte zurück und weitergemacht. Aggressiv und tanzbar blieb der gesamte Auftritt. Passend zu den Songs liefen interessante Videoprojektionen im Hintergrund. Johan brachte sich immer mehr in Rage und schlug mit dem Mikro auf seine Brust, während das Publikum wild tanzte. Mit verzerrter Stimme gab es „Conspiracy with the Devil” und das ebenso bekannte und geliebte “Mein Herz, Deine Gier”. Wir tanzten uns in Trance und genossen die Stimmung, die sich im Theater breitmachte. Der hämmernde Bass ließ einem keine Minute zum Verschnaufen und wir kamen auch in den Genuss die bald erscheinende neue Single „Die, Motherfucker, Die“ zu hören und zu sehen. Zum Ende hin kletterte Johan in den Fotograben und suchte die Nähe zum Publikum. Der letzte Song „Hellraiser“ ging nochmal richtig in die Beine und ein mördermäßiger Applaus belohnte die Musiker auf der Bühne für eine sensationelle und schweißtreibende Show.

Setlist SUICIDE COMMANDO
Bind, Torture, Kill
Menschenfresser
Conspiracy with the Devil
Dein Herz Meine Gier
Hate Me
Love Breeds Suicide
Die, Motherfucker, Die
Cause of Death: Suicide
Hellraiser

Mit sanfteren, electropoppigeren Klängen ließ uns die nächste Band MESH ein klein wenig ausruhen. Sänger Mark Hockings, Gitarrist Richard Silverthorn, Keyboarder Geoff Pinckney und Drummer Sean Suleman begannen mit „Firefly“ ein gemischtes Set aus alten und neuen Stücken. Mark hatte auch diesmal sein Markenzeichen, die Wollmütze auf dem Kopf und stand im weißen Hemd auf der Bühne. Die Stimmung war zwar gut, aber mit dem vorherigen Act nicht zu vergleichen. Dazu kam auch schon wieder Regen, der die Ränge in ein Meer aus Regenschirmen verwandelte. Bei „Leave you nothing“ wurde das Publikum allerdings textsicherer und ging ordentlich mit. Voller Energie konnten Mark und Richard das Publikum animieren bei „It scares me“ mitzuklatschen und auch der Singleerfolg „Crash“ wurde mit heftigem Applaus belohnt. „From this heigth“ rundete den kurzen Auftritt musikalisch ab, wo Marks Gesang besonders eindringlich rüberkam. Für die vielen MESH-Fans gab es außerdem mit der Ankündigung eines neuen Albums und anstehender Tour in diesem Jahr gute Nachrichten.

Setlist MESH
Firefly
People like me
What are you scared of?
Everything I made
Leave you nothing
Not prepared
Can you mend hearts
It scares me
Petrified
Friends like these
Crash
From this height

Als Co-Headliner begrüßten wir am zweiten Festivaltag die Norweger APOPTYGMA BERZERK, die es nun auch schon seit 20 Jahren gibt. Genau wie auf der letzten Tour startete das Quartett um Sänger Stephan Groth, Gitarrist Angel (in blond), Drummer Frederik und der sympathische Geir am Keyboard mit dem Song „Weight of the world“. Hier reagierte das Publikum noch zurückhaltend, jedoch bei den Klängen des Old-School-Hits „Love never dies“ fielen sämtliche Hemmungen und es ab dem Moment wurde eine riesige Party gefeiert, auch wenn man den Synthesizer kaum hörte (dies änderte sich erst nach dem vierten Song). Auf der Bühne landeten Seifenblasen und Luftballons. „In this together“ kannten dann auch die etwas neueren APOP-Fans, was sich auf den Rängen bemerkbar machte, wo ebenfalls gesungen und getanzt wurde. Die Band harmonierte und hatte trotz der wohl unzähligen Auftritte noch immer eine Menge Spaß. Gerade bei den älteren, elektronischen Songs wie „Deep Red“ oder „Starsign“ trafen sie bei den Schwarzgekleideten mitten ins Herz. Rockiger wurde es dann mit der aktuellen Single „Apollo“ vom Album „Rocket Science“. Die letzten 3 Songs waren zwar unterschiedlich und aus den verschiedensten, kreativen Phasen APOPs, dennoch alles drei absolute Mitsingnummern. Darunter die auch kommerziell erfolgreichen Titel „Until the End of the world“ und „Shine on“ und abschließend der Kultsong „Non Stop Violence“. Erschöpft mussten wir uns nach dem Auftritt erstmal setzen und mit einem kühlen Getränk stärken. Aber APOP haben es immer noch drauf und begeistern alle Fans, egal ab welcher Schaffensphase diese sie kennen-/ liebengelernt haben.

Setlist APOPTYGMA BERZERK
Weight of the world
Love never dies
You keep me from breaking apart
In this together
Deep red
Starsign
Shadow
Apollo
Until the end of the world
Shine on
Non stop violence

Der letzte Act des Festivals stand mit ASP an. Dieser wurde vom Veranstalter anmoderiert, der es sich nicht nehmen ließ, sich bei allen Anwesenden für das gelungene Festival zu bedanken und das nächste Blackfield 2010 anzukündigen. Es waren mittlerweile weitaus weniger Zuschauer anwesend als am Vortag, was aber auch daran lag, dass es Sonntagabend war und das arbeitende Volk wieder früh aufstehen musste. Zum Intro kamen die bekannten Gesichter von Gitarrist Matthias, Bassist Tossi, Schlagzeuger und Sänger ASP auf die Bühne. Die ersten Klänge von „Ich bin ein wahrer Satan“ und eine kleine Pyroshow bildeten den Startschuss für einen gewohnt ausgezeichneten Auftritt des Quartetts. Im Hintergrund prangte wieder der riesige Schmetterlingsbanner, der in verschiedenen Farben angestrahlt wurde. Wie immer präsentierten sich ASP live ausdrucksstark und kündigte voller Stolz und auch ein bißchen nervös den brandneuen Song „Wer sonst?“ an, der als Single im Oktober erscheinen wird. Ganz klar, das wird wieder ein Hit und die Anwesenden ließen stimmungsmäßig keine großen Unterschiede zu den alten Krachern spüren. Diese folgten dann auch auf Schritt und Tritt mit „Werben“, „Sanctus“ und „How far would you go?“. Wieviele Fans extra wegen ASP gekommen waren, zeigten die unzähligen Band-Shirts, aber auch die endlose Schlange am Nachmittag zur offiziellen Autogrammstunde. Eine dicke, fette Gänsehaut bekam ich bei „Und wir tanzten“ und dann hieß es auch schon Abschied nehmen. So verließen wir das Amphi-Theater zum Song „Denn ich bin der Meister“ und genossen ein letztes Mal den Ausblick von oben auf die Bühne und die feiernden Massen davor.

Setlist ASP
Intro + Ich bin ein wahrer Satan
Duett
Kokon
Wer sonst?
Werben
Sanctus
How far would you go?
Und wir tanzten
Denn ich bin der Meister
Schwarzes Blut

Sing Child
Krabat

Ich will brennen
Biotopia

Das 2. Blackfield-Festival endete als voller Erfolg. Für das Wetter, welches nur wenige Stunden nicht mitspielte, kann ja auch niemand etwas. Aber der Preis für zwei Tage Musik und Stimmung vom Feinsten sucht seinesgleichen. Hoffentlich hält man auch an dieser tollen Kulisse fest und sucht sich nicht eine größere, denn die gute Stimmung lag definitiv auch an der gemütlichen und intimen Atmosphäre der Location.

Copyright Fotos: Cathie Niemann

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