Konzert Filter

BLOODHOUND GANG – ELECTRIC EEL SHOCK

Ort: Dortmund - Soundgarden

Datum: 27.11.2005

Die Bluthunde sind los! Passend zum Erfolg des aktuellen Werks „Hefty Fine“ und den außergewöhnlichen Performances bei deutschen TV-Ikonen waren die Trash-Rocker aus Amiland unterwegs, um ihren Fans auch live das Fürchten zu lehren. Oder so ähnlich… Zum Fürchten war auch das Wetter an diesem Wochenende, aber wo etwas weiter im Westen noch einige Tausend Menschen ohne Strom ausharrten, mussten die Fans im Dortmunder Soundgarden nicht auf Stromgitarren verzichten. Schon eher leider auf die erste Vorgruppe SPITTING OFF TALL BUILDINGS um die singende Schauspielerin Jana Pallaske. Und das kam so: Aufgrund der jüngsten Erfahrungen beim DIE HAPPY-Gig an selber Stelle hatten wir uns wirklich früh an diesem Sonntag auf die Bahn begeben, die sich auch einigermaßen gnädig zeigte. Fast pünktlich zum offiziellen Einlass standen wir dann auf dem verschneiten/ -eisten Parkplatz der bekannten Ruhrpottlokalität. Und mit uns Hunderte andere, die sich in bester deutscher Manier an zwei entgegenläufigen Schlangen positioniert hatten.

Seit längerem stand ja schon fest, dass die BLOODHOUND GANG-Tour restlos ausverkauft sein würde, und so hatten sich wohl alle zeitig aufgemacht, um ihre Lieblinge zu sehen. Aber leider kam das Soundgarden-Personal dem nicht nach. So war man mit der Sicherheitskontrolle hoffnungslos überfordert, und auch die Verwendung von Verzehrkarten halte ich bei solchen Konzertereignissen für absolut schwachsinnig. Während wir uns also Millimeter für Millimeter über die Eisplatten schoben, begannen dann schon die deutschen Hopefuls SOTB ihr Set vor noch überschaubaren Zuschauerzahlen. Damit hilft man nun wirklich niemandem und einen Bericht aufgrund der nach außen dringenden Töne kann ich leider auch nicht erstellen. Witzige Ereignisse innerhalb der Schlange (2 Jungens wollten sich aus Jugendschutzgründen an uns anhängen, ein Mädel hielt uns für „wichtige“ Visions-Mitarbeiter, eine Horde altersschwacher Ich-AGs graste den Platz nach Getränkedosen ab) konnten unsere Enttäuschung nicht wirklich kompensieren. Dann ging plötzlich alles ganz schnell: Es wurden auf einen Schlag nur noch Gestalten mit Tasche kontrolliert, so dass wir uns nach 75 Minuten Wartezeit dann doch noch im Innenraum wieder fanden, bereit für den eigentlichen Support der Tour.

Die Japaner ELECTRIC EEL (EAR?) SHOCK waren mir gerüchteweise als verrückte Freaks bekannt, und diesem Vorurteil kamen die drei Herren aus dem Land der aufgehenden Sonne auch gerne nach. Aki Morimoto (git., voc.), Kazuto Maekawa (bass) und Tomoharu „Gian“ Ito (dr.) sind richtige Rock-Tiere, sie hatten schon Unmengen Konzerte gespielt, bevor überhaupt ihre erste Schreibe draußen war, die 2te war dann bezeichnenderweise gleich eine Live-Scheibe. Aktuell betouren sie ihre 2005er Scheibe „Beat me“, von der sie unter anderem auch den Titeltrack performten. Und was war das für eine Performance! Während die Saitenkünstler noch einigermaßen gesittet (will sagen nur vollkommen hysterisch) die Zuschauer zum Bangen und Pogen animieren wollten, war Drummer Tomoharu fast reif für die Klapse. So spielte er mit nur einem Socken vorm Genitalbereich bekleidet (RHCP lassen grüßen!), aber dafür gleich mit vier Drumsticks. Währenddessen überzeugte Aki mit witzigen Ansagen und komischem Akzent, bezeichnete das Auditorium ganz liebenswert als Bastarde und verfiel dann wieder ins Rockdelirium. So wurde BLACK SABBATHs „Iron Man“ heruntergebrettert und nach ein paar Metal Anfeuerungen auch schon mal METALLICA angespielt. Herrlich krank, herrlich abgefahren und spieltechnisch voll auf der Höhe: So sind sie, die Asiaten, deren Mentalität man hierzulande wohl nie so ganz erfassen wird. Dass es noch abgedrehter abgehen kann, sollten aber wenig später ein paar abgefuckte „Rednecks“ beweisen…

Tja, und während die beiden Kollegen ihre Kräfte ja schon in der Warteschlange verpulvert hatten, sah die zweite 2-Mann/ Frau-Fraktion des Terrorverlags ganz gelassen im Auto dem Einlass und nach dem japanischen Warm-Up später dann dem Grande Finale mit der BLOODHOUND GANG entgegen. Denn furios sollte es werden, das war klar! Bevor es aber so weit war, betrat noch einmal der EES-Fronter Aki die Bühne, um die gespannte Crowd mit ein paar lockeren Sprüchen auf Betriebstemperatur zu bringen. Dann ging es aber auch schon los, und mit „Boom“ und „Along Comes Mary“ wurde der Masse gleich mal ordentlich eingeheizt. Diese erwies sicher während des gesamten Auftritts als außerordentlich textsicher und konnte fast alle Highlights des Abends stimmlich veredeln. Das gewaltige Backdrop, welches die Bühne zierte, zeigte eine Comicfigur, der über eine große Sprechblase diverse Kommentare und sinnentleerte Sprüche in dem Mund projiziert werden konnten. Ein paar Beispiel gefällig?: „Sarah Connor sieht aus wie ein Ameisenbär“; „Die erste Reihe stinkt schlimmer als Nena´s Achseln“; „Angela Merkel hat Bratwurstarme“; „Dieses Lied ist ein wenig schwul“. Naja… Nicht nur deshalb wurde deutlich, dass die GANG nichts verlernt hat und sich für keinen noch so schlechten Scherz zu schade ist. Daneben gab es zwischen allen Liedern jede Menge weitere unterirdische Gags und Einlagen. Hin und wieder war auch eine gewisse Kreativität nicht abzusprechen, aber nüchtern betrachtet wirkten viele der „spontanen“ Mätzchen einstudiert. Wie auch immer, so wurde etwa voll im Trend über TOKIO HOTEL und US5 gewitzelt, dann ein Fan auf die Bühne geholt, dem 25 EUR dafür angeboten wurden, sich zwei Lieder nackt auf die Bühne zu setzen (was dieser zum Unmut von Jimmy Pop dankend abgelehnte) oder aber Evil Jared Hasselhoff entblößte seinen durchtrainierten Oberkörper und verschenkte sein zerfetztes T-Shirt gönnerhaft an einen Fan, natürlich nicht, ohne zuvor damit noch einmal unter den Achseln und in der Arschgegend ordentlich durchzuwischen.

Besser sah es da schon musikalisch aus, denn hier folgte ein Burner nach dem anderen. Exemplarisch seien mal „The Ballad of Chasey Lain“, die aktuelle Single „Uhn Tiss Uhn Tiss Uhn Tiss“, bei der sich ein paar Tage zuvor in Hamburg als Gast-MC noch H.P. Baxxter auf die Bühne gesellt hatte, oder „Lift Your Head Up High (And Blow Your Brains Out)“ erwähnt. Vorrangig bei den älteren Stücken griff auch DJ Q-Ball ab und an zum Mikro und wirbelte gemeinsam mit „Osama Jim Laden“ über die Bühne. Dieser hatte auch großen Spaß daran, sich gelegentlich an ein wenig DEPECHE MODE zu vergreifen, was nicht verwundert, wenn man weiß, dass die Jungs einst 1993 als DEPECHE MODE-Coverband begonnen haben. Er musste insoweit aber den Alleinunterhalter geben, der Rest der Band war nämlich not amused. Ohnehin wurde ja eh alles, was nicht cool war, als schwul abgetan. Was dann aber folgte, kann man nur noch mit „crazy“ beschreiben. Das Unheil nahm seinen Lauf, als Evil Jared Hasselhoff eine 0,75 l Flasche Jägermeister auf Ex durch einen Trichter wegzog. Beim anschließenden „Foxtrot Uniform Charlie Kilo“ hinkte die Bassline dementsprechend hinterher und sein Bewegungsablauf auf der Bühne war nun ein wenig unkoordiniert. Etwas später, als Jimmy Pop abermals zu DEPECHE MODE ansetzte, wurde dies von Jared schließlich mit einer vollen Ladung Urin quittiert, die er vom Drumpodest aus mitten über seinen armen (aber nicht sonderlich überraschten oder verärgerten) Bandkollegen ergoss (irgendwie musste ja schließlich der Jägermeister wieder raus). So far so good. Nach gut einer Stunde war dann aber bald auch erst mal Schicht im Schacht.

Den Zugabenteil eröffnete zunächst „You’re Pretty When I’m Drunk“, bei dem die Protagonisten sich allesamt Teile des Drumkits auf den Kopf gebunden hatten und so quasi als „human drums“ fungierten. Im Anschluss suchte sich noch der Rest des Jägermeisters den Weg nach draußen, diesmal allerdings gut durchgemischt mit Magensäure. Es folgte das hochumjubelte „Fire Water Burn“, bevor vor dem abschließenden „The Bad Touch“ die vorderen Reihen plötzlich ihr Heil in der Flucht suchten, als Evil Jared angekündigte, den Eimer mit seinem Erbrochenen in die Menge zu schütten. Als sich dessen Inhalt aber lediglich als Konfetti entpuppte, hieß es dann wirklich endgültig „Sweat, Baby sweat!“. Und der Rest ist bereits Geschichte…

Setlist BLOODHOUND GANG:
Boom
Along Comes Mary
No Hard Feelings
I Wish I Was Queer So I Could Get Chicks
Uhn Tiss Uhn Tiss Uhn Tiss
Lift Your Head Up High (And Blow Your Brains Out)
Three Point One Four
Foxtrot Uniform Charlie Kilo
The Ballad of Chasey Lain
Hell Yeah

You’re Pretty When I’m Drunk
Fire Water Burn
The Bad Touch

Copyright Fotos: Jörg Rambow

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu BLOODHOUND GANG auf terrorverlag.com

Mehr zu ELECTRIC EEL SHOCK auf terrorverlag.com