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BLOODPIT – SUNDEALERS

Ort: Oelde - Alte Post

Datum: 09.11.2006

Wenn man für den Terrorverlag unterwegs ist, lernt man seine deutsche Heimat so richtig gut kennen. Bis heute Abend war mir der Ort Oelde in erster Linie durch die Etiketten der Potts Bierflaschen ein Begriff, jetzt weiß ich, dass es in dem Städtchen auch schräg gegenüber vom Bahnhof eine kleine, feine Konzertstätte namens „Alte Post“ gibt, die heuer hohen Besuch aus Finnland hatte. Zu Gast waren BLOODPIT, die für gerade mal 5 Euro Eintritt sogar noch einen Support mitgebracht hatten.

Das Einheizen hatten die Wuppertaler SUNDEALERS übernommen. Anders als man es üblicherweise von Läden diesen Schlages gewohnt ist, spielte die Band schon vor der angekündigten Zeit, als wir um 20.40 Uhr die Alte Post betraten. Glücklicherweise verpassten wir aber nur ein Stück und so lauschten wir ohne große Akklimatisierungsphase dem quirligen Quintett, das sich auf der recht kleinen Bühne eingerichtet hatte. Mit dabei hatten die Herren in den schwarzen Anzügen eine Leinwand auf der passend zu den jeweiligen Songs Videos liefen. Hut ab, wirklich sehr professionell und ansprechend gemacht! Aber auch die Musik hatte es in sich: Die aktuelle Single „Gun Crazy“ vom „Tears Love Religion“-Album ging gleich in die Vollen. Die Gitarren von Tom Berger (auch Gesang) und Ron Kluge trieben den Sound nach vorn, Chris Zoellner gab an den Drums kraftvoll den Takt vor (heute übrigens an der BLOODPIT-Schießbude), Ed Brueckmann kümmerte sich um die tiefen Töne und Sascha Stiefeling darum, dass an der Programmierung und den Keys alles lief. Während des gesamten Konzertes wurde ein hohes Level gehalten. Mühelos bewegte der Fünfer sich zwischen Alternative Rock und leichten Gothic/ Industrial-Anklängen. Das derbe rockende Material wurde garniert mit vorzüglichen elektronischen Einschüben (wie z.B. bei „Swear“) und nicht zuletzt der ausgeklügelten Multimedia Show. Beispielsweise war im Video zu „Desperate“ ein einzelner Cowboy zu sehen, der den Song quasi mitsang. Dazu erschienen außerdem noch die Texte auf der Leinwand. Das zeugte von einem hohen Niveau, immerhin dürfen die SUNDEALERS von sich auch behaupten, von der Legende John Fryer (NINE INCH NAILS, HIM, DEPECHE MODE) produziert worden zu sein, da ist natürlich kein Platz für Amateurtum. Neben den visuellen Spielereien gefielen auch die Vocals auf ganzer Linie. Der häufig dreistimmige Gesang passte hervorragend und gelegentlich kam bei Sascha sogar mal ein Megaphon zum Einsatz („Down Again“). Zwischendurch wurde auch immer mal wieder das leider recht spärlich erschienene Publikum angesprochen, dem die Darbietung ganz offensichtlich ebenfalls sehr gefiel. Mit „Zuperstar“, dem Song für alle „Superstars, Pop Idols und all den Scheiß“, wie Tom sich ausdrückte, verabschiedeten die SUNDEALERS sich nach schweißtreibenden 45 Minuten von den Zuschauern. Ich muss gestehen, dass ich von der Combo angefixt wurde, also habe ich mir gleich mal ne Konserve für zuhause besorgt und werde die Augen offen halten, damit ich sie nicht verpasse, wenn die SUNDEALERS das nächste Mal ins Terror-Territorium kommen.

Nach einer kurzen Umbaupause, die man vernünftigerweise mit Erzeugnissen der einheimischen Pottsbrauerei überbrücken konnte, stand dann der Auftritt der finnischen Shooting Stars an. Zwar sind sie in Germany noch nicht so bekannt und konnten gerade erst ihr zuvor nur via Import erhältliches Debüt „Mental Circus“ veröffentlichten, dafür hatten sie in ihrer Heimat schon einen Nr. 1 Hit („Out to find you“). Kurz zur Geschichte von BLOODPIT: 1998 gab man sich diesen Namen, nachdem man zuvor schon einige Jahre unter anderem Etikett (und extrem jung) herumlärmte. Als Sänger fungiert mit Matthau Mikojan kein Geringerer als der Bruder von Christus – natürlich nicht Jesus, sondern ein bekannter Musiker der ungleich erfolgreicheren NEGATIVE. Und dieser war auch mal kurzzeitig in der Truppe, die nunmehr aber Aleksi Keränen am Bass, Alarik Valamo (Drums) sowie Paavo Pekkonen an der zweiten Gitarre im Line Up führt. Während die anderen äußerlich durchaus dem typisch skandinavischen GlamGothRock Style verfallen waren, überraschte Paavo damit, nicht ein einziges Mal während des Gigs nach oben zu schauen und sein Haupt zudem unter einer Kapuze zu verstecken. Sah ein wenig wie Catweazle aus, aber die anwesenden Mädels konzentrierten sich eh auf den Fronter, der mit modischen Accessoires wie Plüschhandschellen, Piratentuch oder Totenkopf/ Eisernes Kreuz-Kette glänzen konnte. Das Quartett hatte auf seiner aktuellen Deutschlandtour ursprünglich den Donnerstag off, wie man so schön sagt, wollte aber unbedingt spielen. Und von daher nahmen sie das Angebot der Alten Post dankend an, obwohl ihnen von vorneherein klar war, dass hier weder Geld noch Zuschauer in Strömen fließen würden. Respekt! Geboten wurden dann insgesamt 13 Stücke, von denen die meisten auf dem besagten Langspieler Debüt zu finden sind, wie etwa „In a Furnace“, „Bad-Ass Blues“ oder die recht erfolgreiche Auskopplung „Platitude“. Mit deren B-Seite „Triangular“ sowie dem älteren „Jealousy“ (mit netter Ansage) waren aber auch andere Schätzchen im Gepäck. Allzu viel wurde nicht gequatscht, dafür beherrscht man das Stage Posing schon annähernd perfekt, auch auf der kleinen Oelder Spielwiese. Ein paar Fans, die teilweise sogar aus England angereist waren, verstanden sich auf die Texte, so dass Matthau einen recht zufriedenen Eindruck machte. Das kleine „Fuck“-Mitsingspiel am Ende klappte zwar nicht so gut, dennoch kehrte man noch für eine Zugabe zurück. Und die bestand natürlich aus dem besagten Nr-1-Erfolg, wie die anderen Kompositionen auch eine Mischung aus NEGATIVE und etwas härteren Sleaze Acts mit einem Gesang, der bisweilen an THE RASMUS erinnerte. Solide Kost aus dem Land der 1000 Seen von sympathischen Musikern dargeboten, die einfach nur rocken wollen. Ob sie damit (hier) ebenso erfolgreich werden können wie ihre großen (sic) Brüder, bleibt abzuwarten. Die Alte Post erlebte an diesem Abend auf jeden Fall ein sehr lohnendes Konzert zweier engagierter Kapellen, welches durchaus mehr Zuschauer verdient gehabt hätte.

Setlist SUNDEALERS
Bomb Your Head
Sweat
Gun Crazy
Sleeping Desire
Desperate
Sunshine & Rain
Swear
Down Again
Deliver Me
Zuperstar

Setlist BLOODPIT
Bad Echo
One More Time
Triangular
In a Furnace
Rotten to the core
Jealousy
February Day’s Draught
Play your Role
Bad-Ass Blues
Wise Men don’t cry
Platitude
Autumn

Out to find you

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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