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BOHREN & DER CLUB OF GORE – VOIDOVVOICES

Ort: Bielefeld - Kamp

Datum: 19.04.2009

Eigentlich viel zu gutes Wetter, um in einem abgedunkelten Club vier Glatzenträgern dabei zuzuhören, wie sie apokalyptisch klingende Soundcollagen aneinanderreihen. Andererseits im Biergarten sitzen kann man auch noch den ganzen Sommer über, BOHREN & DER CLUB OF GORE geben sich dann schon seltener die Ehre. Im Kamp herrscht vor Konzertbeginn andächtige Ruhe, es wird gesessen und gewartet, vor der Tür tummeln sich die letzten Raucher und allseits herrscht eine gewisse Vorfreude und die Meisten wissen ja auch schon, was da noch folgen soll, denn schließlich gibt es die Mühlheimer Institution nicht erst seit ein paar Tagen.

Die Vorband entpuppt sich als Ein-Mann-Show, die eine halbe Stunde lang seine Stimme sampelt und loopt und immer noch eine Schicht draufpackt, damit die Stücke ins Unendliche dehnt und den meisten Kamp-Besuchern auf die Nerven geht. VOIDOVVOICES nennt sich das Ganze, als Idee recht einzigartig und sicherlich nicht völlig uninteressant, allerdings in dieser Form umgesetzt und in die Länge gezogen kaum zu ertragen. Aber trotz alledem im Vorprogramm zu dieser außergewöhnlichen Kapelle nicht völlig fehl am Platze.

Um nun zu erklären, womit wir es bei BOHREN & DER CLUB OF GORE überhaupt zu tun haben, möchte ich gerne ein Zitat vorweg schieben: „Diese Musik machen wir, weil wir gerne so was hören, wenn wir Auto fahren. Und weil solche Musik sonst keiner macht, müssen wir sie halt machen.“ (nach zu lesen auf www.jazzdimensions.de ). Pianist Morten Gass bringt es auf den Punkt, die absolute Eigenheit und Eigenständigkeit seiner Band zu erklären, diesen entschleunigten Entwurf zwischen Jazz, Doom und Drone, der so gut auf den Blade Runner-Soundtrack gepasst hätte. Nach den ersten Tönen dröhnt der Bass schon derart furchteinflößend, dass ich mir Sorgen um die Statik des Gebäudes mache und noch gar nicht bedenkend, dass ein Bass, kein Bass ist. Achtseitige Bässe sind natürlich was Perverses und das Ding sieht dann auch noch aus, als ob es Bruce Wayne entworfen hätte. So klingt es dann auch zwischenzeitlich, als seien die Lautsprecher aus Holz und ich bekomme langsam den Verdacht, dass das durchaus so gewollt sein könnte. Schließlich wird sich vor der ersten Zugabe artig für den guten Sound bedankt. Ansonsten schauen selbstverständlich alle gebannt Richtung Bühne, obwohl mir nicht richtig klar ist, weshalb, da eh nichts zu erkennen ist, außer schemenhafte Umrisse der vier Musiker. Aber gut, wo soll man auch sonst hinschauen?

Was mir an diesem Konzert besonders gut gefallen hat, ist die Symbiose aus wirklich Angsteinflößenden Bässen, die von gelegentlichen Paukenschlägen vorangetrieben werden und warmen Klängen, wie sie vom Rhodes-Piano und dem Saxophon erzeugt werden. Jedenfalls kann sich niemand, der es nicht schon einmal selbst gesehen, bzw. live gehört hat, vorstellen, wie ungemein fesselnd es sein kann, in der Dunkelheit zu sitzen und diesen Ausnahme-Musikern zu lauschen. Da kann das gute Wetter mich mal gern haben.

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