Ort: Essen - Zeche Carl
Datum: 26.01.2006
Für diese Tour fehlen einem eigentlich jede Worte, und das in jeder Hinsicht! Angefangen bei den absolut unschlagbaren Preisen, die einfach ein Schlag in die Fresse ALLER anderen Metal-Combos auf diesem Planeten sind. „Those Once Loyal“ – treffender hätte Karls glorreiche Rückkehr nicht betitelt werden können. Wer ein solches Mörderpackage auf die Beine stellt und das ganze im Vorverkauf für heutzutage unfassbare 12-14 Euronen vertickt, dem kann man nur per Kniefall huldigen, ob der konsequenten Verweigerung vor jeglichem Kommerzdenken. Natürlich wollen auch BOLT THROWER von der Mucke leben, aber anscheinend geht das wohl auch mit einer solchen Preiskalkulation. Weshalb dann sogar absolute Undergroundkonzerte häufig weit mehr kosten, ganz zu schweigen von den Großevents, ist schleierhaft. Einseitiges „Realm of Chaos“ Kult-T-Shirt in verschiedenen Farben für 8 Euro, Longsleeves beidseitig bedruckt 14 Euro, Workerhemd in 1A-Qualität und bestickt für 18 Euro usw.! Also ich habe in den letzten gut 20 Jahren auf all den hunderten von besuchten Konzerten noch NIE einen derartigen Run auf das Merchandise einer Band gesehen wie auf dieser Tour! In Osnabrück gab es schon vor Beginn des Konzerts einige Motive nicht mehr, hier in Essen standen dutzende (!) während des ganzen Events am Stand an, und es wurde permanent Nachschub geliefert. Kaum einer, der nicht mit 3, 4 oder noch mehr neuen Teilen herumstolzierte. Ferner durften die Vorbands ihre vollen Sets spielen, auch ziemlich einzigartig, wo doch heutzutage die ersten Combos immer mit 20 Minuten, zudem noch vor Toröffnung, abserviert werden… Mucke gab’s natürlich auch noch zu bestaunen.
Den Anfang machten NECROPHAGIST, welche diesmal (im Gegensatz zu Osnabrück) nicht vor offiziellem Beginn auf die Bühne mussten und sich somit schon vor einer prächtig gefüllten Hütte schwer einen Ast fiedeln durften. Der extrem auf NILE basierende Sound des Vierers erfordert allerdings vollste Konzentration, so dass kaum wildes Getobe starten konnte im Pit. Gut 40 Minuten bot man Technik vom Allerfeinsten, da müssen sich die Jungs vor der internationalen Konkurrenz wie NILE oder KRISIUN überhaupt nicht verstecken. Vielleicht sollten sie aber bei dem nächsten Werk ein paar mehr Grooves einbauen, damit nicht nur offene Münder vor der Bühne stehen, sondern auch mal ordentlich Matten geschüttelt werden. Klasse auch, dass der Frontgurgler sich immer schon während des Verklingen der letzten Akkorde knapp bedankte!? Starker Auftritt!
Die griechischen Nu-Thrasher von NIGHTRAGE wurden da schon stürmischer abgefeiert, obwohl ja nicht Kultfronter Tompa Lindberg am Mikro stand. Sein Ersatz konnte ihm natürlich nicht das Wasser reichen, dafür war sein Gebrüll auch viel zu eintönig. Was auch für die musikalische Seite gilt, denn nach 4, 5 Songs nutzt sich das Geballer doch mal ein wenig ab. Da haben THE HAUNTED, HATESPHERE und Konsorten doch noch die Nase um ein paar Längen vorn. Das Publikum feierte Thrash-Granaten wie „Frozen“ oder „Omen“ trotzdem mächtig ab. Das alles war bisher aber nur ein laues Fürzchen gegen die Mächte, die da folgen sollten!
Die Rückkehr der Kultfronter eröffneten MALEVOLENT CREATION mit Frontsau Brett Hoffmann. Der Typ mag ja eine schwierige Person sein, aber nur mit ihm stehen die einzig wahren MC auf der Bühne! Der perfekte Death Metal-Fronter. Alleine seine Präsenz ließ den Laden schon am Rad drehen während des urgeilen Intros von einer der intensivsten Death Metal-Scheiben aller Zeiten: „Retribution“! Und von eben jener Monsterplatte hatte man die meisten Songs in der Setlist, die eh von vorne bis hinten nur absolute Death Metal-Referenzgranaten enthielt. Dass die ganzen alten Brüller natürlich nach einer Hoffmann-Performance verlangen, ist logisch. Allerdings vermochte er neuere Perlen wie das mörderische „Dead March/ Preemtive Strike“ oder „The Will to Kill“ noch tödlicher zu gestalten als CD-Version-Huster Kyle Symons. Bleibt zu hoffen, dass die nächste Scheibe durch Bretts Organ veredelt wird. Schade nur, dass nicht wie angekündigt Jason Blachowicz den Bass malträtierte. Dadurch war die linke Seite der Bühne mit den beiden unbekannten Musikussen nicht ganz so präsent wie der Rest, da auch Rob Barrett durch Abwesenheit glänzte. Spielerisch hatten die beiden allerdings alles voll im Griff, und auch der Sound war absolut Granate, so dass der Saal während des gesamten Sets kochte. Endlich konnte man diese Ausnahmetruppe mal in einem würdigen Rahmen erleben. Diese Freude, endlich mal in vollen Hütten zu spielen und nach allen Regeln der Kunst abgefeiert zu werden, konnte man Mainman Phil Fasciana förmlich ansehen. Bleibt zu hoffen, dass die Karriere der Florida-Deather nicht schon wieder abknickt, wie so häufig in der Vergangenheit.
Jetzt wurde es sogar mal vor dem Merch-Stand leerer, dafür aber in der Halle umso voller. Sogar zu voll, um in Vollaktion die Matte zu schwingen *g*. Das wird auf dem Rock Hard-Festival ja luftiger werden… BOLT THROWER schickten sich an, über Essen zu rollen. Von den ersten Takten des Intros der neuen Platte an gab es kein Halten mehr für den natürlich schon im Vorfeld ausverkauften Laden. Eigentlich völlig egal, was die Engländer für Songs intonieren, jeder einzelne zündet mit der Gewalt einer Wasserstoffbombe, und von dieser Wall-of-Sound wird einfach ALLES überrollt. Selbige war zwar anfangs sehr krachig und undifferenziert, das störte aber irgendwie keinen. Schließlich waren die „War Masters“ angetreten, um allen zu zeigen, wer nach wie vor die uneingeschränkte Macht im Death Metal-Ländle ist und bleibt! Death Metal und Gänsehaut? Dat geht! Karl wurde schon während des Intros abgefeiert, wie der Messias des Death Metal, und auch heute bekam man das Grinsen aus seinem Gesicht während des gesamten Gigs nicht heraus! Der verlorene Sohn ist back. Bei allem Respekt vor den ebenfalls starken Leistungen seines Nachfolgers/ Vorgängers Dave Ingram, Karl ist und bleibt der einzig wahre Fronter für BOLT THROWER! Basta. Gegen diese Urgewalt mutiert die Panzerdivision MARDUK zum lächerlichen Kindergeburtstag. Allerdings verblassen alle anderen Bands dieses Sonnensystems ebenso gegen BT. Diese 5 zelebrieren Death Metal wie keine andere Combo und ziehen ihr Ding seit mittlerweile 20 Jahren gnadenlos durch. Neuere Granaten vom Fabelwerk „Those Once Loyal“ lassen die Meute ebenso explodieren wie ältere Standards der Marke „Mercenary“ oder „4th Crusade“. Das famose Frühwerk „World Eater“ wurde netterweise Fränky Albrecht gewidmet! Wie das wohl gemeint war??? Wie gesagt, eigentlich egal, was für Songs man spielt, jede einzelne Note wird abgefeiert. Ich habe schon Jahre, etliche viele Jahre, kein Metal-Konzert mehr erlebt, bei dem dermaßen großer Flugverkehr herrschte! Da wurde im Sekundentakt die Bühne geentert und nach allen Regeln der Diverkunst zurückgestürzt. Passiert ansonsten heutzutage ja in dem Maße fast nur noch auf Nu-Kinderveranstaltungen…
Ein passendes Schlusswort des regulären Sets bildete das mächtige „When Cannons Fade“, auf der neuen Scheibe ja bekanntlich der letzte reguläre Track. Welche Band spielt schon den letzten Song ihres Albums Live??? Das zeigt eigentlich nur die Ausgeglichenheit des ausnahmslos bärenstarken Materials! Der Zugabenteil enthielt heute einen Track mehr als in Osnabrück. Und mit den abschließenden Massakern „War Master“ und „For Victory“ bügelte man selbst den letzten noch stehenden Soldaten um und hinterließ nach dem letzten finalen Kanonenschlag nur noch Rauch und Verwüstung. Wenn überhaupt, gab es für die älteren Semester – wie den Rezensenten – zu bemängeln, dass wieder einmal „World Eater“ nicht voll ausgespielt wurde und auch sonst nichts ganz Altes in der Setlist auftauchte. Wir hoffen aufs Rock Hard… und 3 Stunden Spielzeit!
Setlist MALEVOLENT CREATION
Eve of the Apocalypse
Infernal Desire
Living in Fear
Coronation of our Domain
Malevolent Creation
Blood Brothers
Slaughter of Innocence
Manic Demise
Dead March
Preemtive Strike
The Will to Kill
Setlist BOLT THROWER
At First Light
Entrenched
Mercenary
When Glory Beckons
Anti Tank
World Eater
Cenotaph
Kill Chain
Powder Burns
Where Next to Conquer?
Those Once Loyal
The 4th Crusade
When Cannons Fade
Contact Wait Out
War Master
For Victory
Hallo.
Mein Mann wollte sehr sehr gerne zu dem Konzert in Essen kommen. Da es leider keine Tickets online zu kaufen gibt- zumindest nicht für Essen – und es uns nicht möglich ist 200 km zu fahren um Karten zu kaufen, fällt das Konzert leider für ihn aus, da innerhalb von 12 Stunden alle Karten ausverkauft waren.
Das finde ich sehr schade und gebe zu bedenken ob es nicht eine Möglichkeit geben könnte das auch Fans an Karten kommen können , auch wenn sie nicht neben dem Kartenvorverkauf schlafen.