Ort: Osnabrück - N8
Datum: 23.01.2006
Endlich war es soweit. Nach dem fulminanten Comeback von Karl Willetts auf „Those Once Loyal“ präsentieren sich die englischen Death-Veteranen BOLT THROWER nach 4 langen Jahren (und seit 13 Jahren das erste Mal wieder mit Karl) wieder auf deutschen Bühnen. Und wie gewohnt wird bei dieser Tour extrem auf Fan-Freundlichkeit geachtet. So kosten die Karten heute an der Abendkasse gerade mal 15 Flocken und die Preise fürs BT-Merch lagen bei 18 Euro für ein Worker-Shirt (mit gesticktem Logo!), für Longsleeves und T-Shirts wurden gerade mal 10 – 12 Euronen verlangt und das legendäre Shirt zu „Realm of Chaos“ konnte man für lockere 8 Euro einsacken. Kein Wunder, dass vorm Verkaufsstand die Hölle los war, als ich die Location betrat.
Nachdem man die lokale Band-Prominenz, die zahlreichen bekannten Gesichter und den Kollegen Albrecht begrüßt hatte, legten um Punkt 19:45 auch schon der deutsche Opener NECROPHAGIST los. Diese waren bis dato noch ein recht unbeschriebenes Blatt für mich, konnten aber nicht nur bei mir von Beginn an gut punkten. Mit ihrem technisch versierten Death Metal im Stile von MORBID ANGEL und NILE brachten sie schnell die ersten Haare zum fliegen. Fliegen ist auch ein gutes Stichwort, denn es war eine wahre Freude wie Band-Leader Muhammed und seine Mannen ihre Finger über die Saiten flitzen, aber dabei die fetten Moshparts nicht zu kurz kommen ließen.
Weiter ging’s dann mit den Schweden NIGHTRAGE. Doch auch wenn es vor der Bühne nun merklich volle wurde, hatten es die Deather um den griechischen Schweden Marios relativ schwer. Dabei zockte das Quintett eine solide und engagierte Show. Hauptaugenmerk lag bei mir auf den neuen Sänger Jimmy, der seit einiger Zeit die Kreisch-Legende Tomppa ersetzt. So bot der Glatzkopf eine wirklich gute Leistung, ohne dabei aber an seinen Vorgänger heranzukommen (wer würde das auch schon schaffen?). Eine weitere Neuerung im Line Up gab’s an der zweiten Gitarre. So war der gefragte Guitar-Hero Gus G. (FIREWIND, ex-DREAM EVIL) mal wieder anderweitig unterwegs, und so hilft auf dieser Tour NECROPHAGIST-Klampfer Christian aus. Und der junge Mann bot eine Top-Leistung und zockte Songs wie „Omen“, „the Tremor“ oder „Frozen“, als wäre er von Beginn an in der Band gewesen. Da konnte sich auch Chef Marios mehr als einmal ein fettes Grinsen nicht verkneifen, als er neben Christian stand und dabei zusah, wie der wieder mal ein dickes Solo vom Stapel ließ. Auch, wenn es nur ein paar schwingende Matten gab, boten NIGHTRAGE eine gute Show mit guten Songs und wurden dann doch mit aufmunterndem Applaus verabschiedet.
Nun war es Zeit für „Veteranen Pt. I“ und auch hier gab es eine Art Wiedervereinigung. So hatte Chef und Gitarrist Phil Fasciana zuerst Jason Blachowicz (DIVINE EMPIRE) zurückgeholt, dann Jack Rubin für die 2te Gitarre und vor der Tour sogar Original-Grunzer Brett Hoffmann wieder den Start gebracht. Ok, der Hüne, der da auf die Bühne stapfte, war eigentlich allen Fans mehr als nur gut bekannt, doch das Milchgesicht am Bass war nicht Jason Blachowicz. Dennoch sind MALEVOLENT CREATION live immer wieder ein Knaller. Und mit Brett am Mikro war eigentlich klar, dass es einige alte Kracher geben würde. Dementsprechend ging die Post im Pit vor allem bei den Klassikern „Blood Brothers“, „Malevolent Creation“ und „Coronation of our Domain“ richtig ab, wogegen das Titelstück vom „The Will to Kill“-Album und „Dead March“ vom aktuellen „Warkult“-Werk nicht so richtig zünden wollten. Keine Frage, der Riese an den Vocals ist live einfach eine Macht, growlt, schreit und bangt was der Metaller-Körper nach alle den Jahren noch so hergibt und auch der Rest (inkl. Bass-Milchbubi) zockten die 40 Min. routiniert runter ohne wirklich übermotiviert zu wirken. Da wurden verständlicherweise auch schon die ersten Zugabe-Rufe laut, denn diese Band hat eigentlich den Status eines Co-Headliners und nicht nur eines Supports.
Aber nun war es soweit. So ziemlich alle im ziemlich vollen N8 (schon im Vorfeld waren weit über 500 Tickets verkauft worden) hatten auf diesen Moment gewartet. Das Intro erklang, beinahe die gesamte Location wurde dick eingenebelt. Während sich Baz, Jo und Gav an ihren Plätzen positionierten (und diese wie gewohnt das ganze Set über kaum wieder verließen) stapfte ein gut gelaunter Karl Willets ans Mikro und strahlte regelrecht in die Menge. Ja, der Mann ist wieder da und das ist gut so. Denn auch wenn Grunz-Hüne Dave Ingram einen wirklich super Job ablieferte, ist Karl einfach der einzig wahre BOLT THROWER-Fronter. Und schon beim fetten Opener „At First Light“ gab’s kein Halten mehr. Ein wahres Mosh-Inferno brach los, ich wurde dermaßen ans Gatter gequetscht, dass wohl jetzt noch einige Innereien von mir im N8 liegen dürften und die Securities hatten ordentlich zu tun, die reichlich angesegelt kommenden Tiefflieger abzufangen. Sichtlich erfreut über diese Reaktion ließen es die Kanisterköppe so richtig krachen. Gav und Baz feuerten fette Riffs en Masse in den Mosh-Menge, Jo bangte wieder unablässig (schaute dabei wie eh und je wieder etwas genervt aus der Wäsche) und Karl zeigte mehr als deutlich, dass er in den mehr als 10 Jahren Tour-Abstinenz nichts, aber auch gar nichts verlernt hatte. Und dabei hatte man reichlich Spaß, alberte rum, und selbst Jo konnte sich mehrmals ein Lachen nicht verkneifen, wenn der „Winni Schäfer des Death Metals“ grinsend und labernd über die Bühne taumelte. Das Set bestand natürlich aus so einigen neuen Songs, wie „The Killchain, „Entrenched“ und natürlich „Those once Loyal“. Doch natürlich durften Hits wie „…for Victory“, „The IVth Crusade“, „The Next to Conquer“, „Powder Burns“ und „Mercenary“ nicht fehlen. Etwas schade fand ich allerdings, dass man nicht, wie zuvor in Aussicht gestellt, endlich mal „World Eater“ ausspielte. So musste dieser Song wie gewohnt als Einleitung zum genialen „Cenotaph“ herhalten. Zwar brachte man mit „Warmaster“ und „What dwells within“ einige Klassiker, doch wir wollen endlich „World Eater“ in voller Länger hören!! Ok, vielleicht beim Rock Hard-Festival…, und das sollte sich keiner entgehen lassen. Denn die restliche Tour ist wohl größtenteils ausverkauft, und selbst wenn oder gerade weil man die Band diese Tage live erlebt hat, MUSS man zu diesem Festival und zusammen mit 7.000 weiteren Verrückten zu solch einer geilen Band die Mähne schütteln! And that’s the Bottom Line, cause Fafnir said so!
Nach dem Gig noch schnell Worker-Shirt, T-Shirt und Longsleeve für zusammen 38 Flocken eingesackt (für den Preis kriegste bei SLAYER nicht mal EIN T-Shirt!!) und erschöpft aber glücklich ab in die Kälte. Da bleibt nur zu sagen: Man sieht sich Pfingsten! Garantiert!
Copyright Fotos: Michael Werneke
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