Ort: Georgsmarienhütte - Eventcenter B51
Datum: 05.03.2005
Also vornweg erstmal Hut ab vor Organisator Thomas Wisniewski! Was der hier auf die Beine gestellt hat, ist schon großartig zu nennen! Respekt! Und wenn irgendjemand irgendwas zu nörgeln hat (Bands/ Sound/ Preise – was auch immer): Selber besser machen! Part I & II fanden letztes Jahr in der Alten Webschule in Bramsche statt, jeweils mit 4 Bands der kleineren Sorte und Lokalmatadoren wie EMBEDDED oder THE VAST. Ging jedoch komplett an mir vorüber. Und zum diesjährigen 3.Teil bin ich auch nur hingehetzt, weil endlich die kanadischen Götter QUO VADIS in unseren Breiten zu bewundern waren! Warum nun Part III ausgerechnet in der riesigen (ehemaligen) Dütehalle stattfinden musste, sollte mir der T. dann mal erklären. Denn selbst in die durch einen Vorhang geteilte Halle wäre noch Platz für 1000 Besucher gewesen, und dass man mit diesem Billing niemals auch nur annähernd da rankommen hätte können, sollte wohl vorher klar gewesen sein. Sei’s drum, die Halle an sich ist für Konzerte bestens geeignet. Etwas über 200 Nasen (mit Crew) verliefen sich dann im Laufe des Abends in der Location, was natürlich bedauerlich ist bei diesen Bands! Mag zum Teil auch daran gelegen haben, dass zeitgleich in Osnabrück die ziemlich überbewerteten APOKALYPTISCHEN REITER spielten.
Aufgrund von arbeitlichen Verpflichtungen trudelte ich erst gegen 8 ein und verpasste somit die ersten beiden Bands: ANGUISHED (die wohl kurzfristig eingesprungen waren) und INFECDEAD (dito). Los ging’s für mich also mit SYMBIONTIC. Und die ließen mir erstmal ein wenig die Kinnlade runterklappen! Hochtechnischer Ami-Death Metal aus dem Ruhrpott… dazu noch sehr tight dargeboten. Wer die letzten DEATH-Meisterwerke ebenso vergöttert wie CONTROL DENIED u.ä., der liegt hier genau richtig und sollte sich die Scheibe („BioConstruct“ von 2002, neue CD kommt bald!) besorgen. Brutalstes Geschredder wechselt sich mit melodischen Parts ab, das alles auf höchstem technischen Niveau. Der Sound war bombig und die Band ging auf der Bühne auch gut ab – Klasse Auftritt!
Während der Umbaupausen war immer wieder ordentlich Zeit gegeben durch die aufgebauten CD-Stände zu stöbern. Sehr löbliche Idee! U. a. waren Cudgel Agency und Morbid Records mit Merchandise-Ständen vertreten. Als nächstes kamen dann die Holländer PROSTITUTE DISFIGUREMENT. Wer die Splattercoverartworks der beiden Scheiben kennt und Songtitel wie „Deformed Slut“, „Cum Covered Stabwounds“, „Slaughterhouse Sledgehammer“ oder „Cadaver Blowjob“ erblickt, der weis, was abgeht: Extrem-Gurgel Death /Grind! Aber gar nicht mal so übel wie vermutet. Etliche Songs entwickeln doch gehörige Durchschlagskraft und grooven recht geil, wenn denn mal vom Gaspedal gegangen wird. Die Meute vor der Bühne ging gut ab während des Sets. Bassist Patrick schießt natürlich den Vogel ab mit seiner weit bis unter den Arsch hängenden Matte… ganz cooler Gig.
An OBSCENITY war es nun, die kleine Menge ordentlich wachzupusten. Und die Jungs um Frontgrunzer Olli boten das, was der Death Metaller seit fast 15 Jahren von ihnen nicht anders kennt: Ultrabrontalen Highspeed Death Metal in Perfektion! Lediglich der Sound war (sogar mir) viel zu laut und somit zu undifferenziert. Weniger ist bekanntermaßen manchmal mehr! Trotz der geringen Menge vor der Bühne ein sehr geiler Auftritt, bei dem OBSCENITY einen Mix von allen (!) Alben brachten. Sei es neueres Extremgekloppe wie „Bleed for Me“ oder „Cold Blooded Murder“, mittelaltes wie „Human Barbecue“ oder „Disgrace over You“ (von ihrem geilsten Werk „The 3rd Chapter“) oder ganz alte Schinken wie „Perversion Mankind“ und vor allem „Utter Disgust“ von den schon lange nicht mehr erhältlichen ersten beiden Scheiben. Es gibt heutzutage ja kaum noch Combos, die ihre gesamte Schaffensphase auch Live noch abdecken. Sehr löblich! Schade nur, dass OBSCENITY wohl nie der große Publikumsmagnet werden. Da rennen doch lieber alle zum 28. Mal zu CANNIBAL CORPSE oder DEICIDE (selbst deren geniale Landsleute von MONSTROSITY haben ja das gleiche Zuschauer-Problem).
Um 23:00 Uhr war es dann endlich so weit (und anscheinend schienen fast alle in der Halle Anwesenden auch sehnlichst darauf gewartet zu haben): QUO VADIS aus Kanada enterten die Bühne! Zusammen mit Auftritt in Dortmund ihre Europa-Premiere! Und was die 5 hier auf die Bretter zauberten, war definitiv nicht von dieser Welt. OBSCENITY sind ja schon technisch versierte Musiker, SYMBIONTIC stehen in dieser Hinsicht noch um einiges höher, aber QV spielten einfach alles in Grund und Boden. Ein absoluter Gott an seinem Instrument klampft ja auch nicht für irgendeine 08/15-Combo den Bass ein (auf dem aktuellen Silberteller „Defiant Imagination“): Steve DiGorgio! Dabei ist dieses 3.Full-length-Werk auch noch eine Eigenproduktion auf ihrem eigenen Label! Ein Großteil der einstündigen Setlist bestand aus Songs von eben jenem aktuellen Album, für welches man unverständlicherweise immer noch keinen Europavertrieb hat! Dafür gab’s das Meisterwerk für’n schlappen 10er am Stand! Und Songs wie „Silence Calls the Storm“, „Tunnel Effect“ oder das Dimebag (RIP!) gewidmete „Dead Man´s Diary“ entwickelten Live genau die gleiche Magie wie auf Scheibe. Ein weiterer Track wurde DEATH-Chuck gewidmet, was ebenfalls frenetischen Jubel entfachte. Eine gute Entscheidung war es, für die neue Platte einen Frontmann zu holen. So kann Bandkopf und Gitarrist Bart Frydrychowicz, der die ersten beiden Scheiben noch eingesungen hatte, wie ein Derwisch über die Bretter fegen, faxen machen, seinen kleinen Zopf bangen wie ein Irrer und dabei technisch eine absolut perfekte Performance hinlegen! Sollten sich Bierdeckel-Spieler wie Sami von KREATOR mal anschauen! Und was Schlagzeuger Yanic Bercier da fabriziert, kann selbst den absoluten Meister Gene Hoglan erstarren lassen! Wobei der ja eher selten Progressiv zu Werke geht. Aber auch dem Rest der Band merkte man die Spiellaune an und die 4 vorne tobten ausgelassen über die große Bühne. Fronter Stephane Paré konnte zudem mit einigen Deutschkenntnissen punkten. Der Hit von ihrer 2.Scheibe „Hunter/ Killer“´ setzte noch einmal letzte Kräfte frei und die Band gab Vollgas, als würden sie vor 5000 Leuten spielen und nicht vor knapp 100! Vollblutmusiker eben. Da auch der Sound eine absolute Granate war, wüsste ich nicht, was es an dieser Performance noch zu verbessern gäbe. Als Abschluss kam dann das geile Outro „Ego Intuo et Servo Te“, auch der Schlusstrack auf der aktuellen CD, zum Einsatz.
Da wir alle ja leider nicht mehr in den Livehaftigen Genuss von Jahrhundertcombos wie DEATH/ CONTROL DENIED, CYNIC oder ATHEIST kommen können, sei allen diese begnadete Combo ans Herz gelegt! KAUFEN!!! Und Live wegblasen lassen. Der Verfasser machte sich danach noch auf den Weg nach Hannover und verpasste somit leider MY DARKEST HATE, von denen wir immerhin ein paar Fotos anbieten können.
Ein absolut gelungenes Festival, was Bandauswahl, Halle, Sound und das Drumherum mit Metal Markt und großer Beamer-Leinwand über dem Eingang (mit 1:1 Livebildern von der Bühne!) angeht! 15 Euro AK sind auch vollkommen OK. Bei Part IV sollte dann vielleicht ein zugkräftiger Headliner am Start sein, um auch Zuschauertechnisch im grünen Bereich zu liegen!
MOSES
Copyright Fotos: Hellectric
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