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BURGFOLK 2011 – TAG 2

Ort: Mülheim – Schloss Broich

Datum: 20.08.2011

Am zweiten Burgfolk-Tag ging es schon früh los. Um 13 Uhr standen CUMULO NIMBUS als Opener auf der Bühne. Mit harten Gitarrenriffs und einem berstenden Schlagwerk, versüßt mit lieblichen Lautenklängen und stimmungsvollen Flötenmelodien brachten die jungen Musiker ihre zeitlosen Songs, die sich irgendwo zwischen Mittelalter, Mystik und Gegenwart befinden, unter das Volk. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Stage beim BURGFOLK betreten würden. Startzeit bedingt waren noch nicht alle Gäste des zweiten Tages präsent, aber CUMULO NIMBUS ließen sich ihre Spiellaune deshalb nicht nehmen. Sie brachten sich und die Fans mit ihrer Art von Folkrock und der hämmernden E-Unterstützung außerordentlich gut in Fahrt.

Kurz nach 14 Uhr setzten DUNKELSCHÖN, deren neuestes Album „Zauberwort“ just an dem Tag in den Handel kam, mit ebenso harten Klängen das Festival fort. Neben den Liedern des neuen Albums drangen auch ihre Klassiker aus den Boxen. Obwohl die Formation einst für ihre mystisch-melancholischen Lieder auf traditionellen Instrumenten bekannt war, zeigt sie im Konzert wie auf dem neuen Album einen faszinierend hingelegten Wandel hin zu viel mehr Rock. Hämmernd und dröhnend jetzt mit E-Gitarre und Bass wurden aber nicht nur die neuen, sondern auch die alten Songs interpretiert. Da riss es selbst den letzten Camper auf dem naheliegenden BURGFOLK-Zeltplatz von seiner Matratze. Schade nur, dass es technische Probleme beim Aufbau gab und dadurch nicht alle Songs gespielt werden konnten. Laut Festivalregeln sind die Bands an ihre Zeiten gehalten, um den gesamten Zeitplan nicht ins Wanken zu bringen. Aber DUNKELSCHÖN gibt es weiterhin, sie werden weiterhin Konzerte geben und das BURGFOLK wird ja auch nicht eingestellt.

Kurz nach drei Uhr standen schließlich IGNIS FATUU breitbeinig vor dem Publikum und handwerkten an ihrem Spagat zwischen Metal, Folk und Mittelalter. Die Spielfreude dieser jungen, aus Franken und Nordbayern stammenden, Leute ist bereits beim Aufbau unverkennbar. Denn bereits beim Soundcheck bezogen sie die Gäste ein und ließen sie mitsingen und mitklatschen. Wen wundert es, dass sie zehn Minuten vor ihrer Auftrittszeit schon den ersten Titel anstimmen wollten. Jung und hitzig, mit einem Sound voller „Krawumm“, der Spaß macht.

Gegen 16:20 Uhr versanken die Häupter der Fans in Ehrfurcht vor den Erschaffern des Paganfolk – vor OMNIA. In neuer Besetzung, aber nicht weniger spektakulär und genauso mystisch spielten OMNIA ihre alten und neuen Lieder. Jenny und Steve Sic haben eine Reihe junger Leute mit Spaß an der Musik um sich geschart, die das gesamte Repertoire von OMNIA im Gepäck führen. So fehlt das Didgeridoo ebenso wenig wie die Gitarre oder Mandoline. Es mag natürlich ein Bühnentrick sein, das Konzert fünf Minuten früher zu beenden, damit mehr Zeit für Zugaben sind. Aber Trick hin oder her, die Zugaben wurden gewollt und der Beifall schien nicht abklingen zu wollen. Die Paradiesvögel aus den Niederlanden zogen alle in ihren Bann und ihre Konzerte sind immer einen Besuch, ihre Alben einen Kauf wert.

Für mich neu und meine erste Begegnung mit ihnen hatte ich gegen halb Sechs: mit THE REAL MCKENZIES. Was kann man sich bei solch einem Bandnamen schon vorstellen? Schottenrock? Rrrrrüchtüch. Whiskey-gegerbte Stimme? Rrrrrüchtüch. Dudelsäcke? Rrrrrüchtüch. Eine ungeheure Portion Feierlaune? Rrrrrüchtüch. Rock’n’Roll? Na, ja, mal sehen. Natürlich. Keltischer Folk’n’Roll vom Feinsten. Die aus Kanada stammenden Musiker kommen schottischer daher als echte Schotten, ihren Bandnamen haben sie von dem billigsten schottischen Whiskey, sie spielen Rock’n’Roll und Punk auf Dudelsäcken und bei ihnen geht die Post ab, dass es nur so brodelte auf dem Burghof in Mülheim. Zunächst stehen die kilttragenden Rocker am Bühnenrand und intonieren a capella ein (schottisches?) Volkslied. Dabei ist allen Zuhörern klar. Okay, das ist nur der Beginn der Show. Danach geht es mit einem Rock’n’Roll in die Vollen und aus allen Boxen. Kaum ein Musiker bleibt auf seinem Platze, und kaum ein Zuschauer. Die Musik ist eine Mischung aus schnellem Rock und schnellem Folk, eben tanzbarer, vielleicht auch an Pop angelehnter Folkrock. Äußerst angenehm zu hören und mitzugehen. Schnell war ein Circle Pit auf dem Hof, einige Mädels auf den Schultern ihrer Freunde. Der Kessel wurde zum Überlaufen gebracht. Eine nette Geste zum Abschluss ihres Auftritts: sie spielten „Bugger Off“ von ihren Bühnennachfolgern FIDDLER‘S GREEN und gaben damit äußerst elegant den Stab weiter.

Diese waren dann gegen 19 Uhr an der Reihe und machten mit der Stimmung weiter, die ihnen THE REAL MCKENZIES hinterlassen hatten. Kurz vor Marktfreigabe des neuen Albums „Wall of Folk“ brachten sie natürlich jede Menge Songs dieses Albums auf die Bühne. Ihre Spritzigkeit haben die Musiker auch nach über zwanzig Jahren noch nicht verloren. Frisch geduscht und mit weißen Hemden sprangen sie auf der Bühne zu ihrem Speedfolk herum und dröhnten in irischer Manier ihre irischen Lieder in die Menge. Auch sie brachten altes und neues Liedprogramm. Der Schwung der Musiker wurde von den Fans ohne Zögern aufgegriffen, die sich ja noch von den falschen Schotten drehten und nun ohne Luftholen bei den falschen Iren weitermachten. Tanzlaune pur bis in den Abend hinein.

Den Abschluss des diesjährigen Festivals bildeten die Musiker des Classic-Rock-Orchesters HAGGARD. Doch wie zwei Jahre zuvor gab es wieder technische Probleme, allen Instrumenten auf der Bühne auch Gehör zu verschaffen. So wurde der erste Song dann mit eineinhalb Stunden Verspätung den ungeduldig wartenden Gästen präsentiert. Doch dann kam die Klangfülle dieses für Rockbühnen ungewöhnlich großen Orchesters komplett zum Tragen. Der ausdrucksstarke Facettenreichtum von Klassik über Gothic und Mittelalter bis hin zum Metal ist ein Hörgenuss, der durch die weiblichen und männlichen klassischen Gesangsstimmen noch verfeinert wurde.

Alles in allem ein voller zweiter Tag beim BURGFOLK 2011 bei schönstem Festivalwetter, welches sich freundlich sonnig zeigte, aber nie zu knallig heiß war. dafür sorgten dann eher die Bands. Der zehnjährige Geburtstag wurde in guter Stimmung gefeiert und nächsten Jahr am 17./18. August heißt es wieder Folk & Frey beim BURGFOLK 2012.

Copyright Fotos: Detlef Knut

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