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CALIBAN – GOD FORBID – HEAVEN SHALL BURN – SIX REASONS TO KILL – NARZISS – MACHINEMADE GOD

Ort: Bochum - Matrix

Datum: 08.10.2004

So ein Package bekommt man nicht alle Tage geboten! CALIBAN wollten ihre neue Platte und ihren Einstand bei Roadrunner gebührend feiern und haben dazu eine Handvoll befreundeter Bands zu einem Gig in die Bochumer Matrix geladen. Darunter u.a. NARZISS und HEAVEN SHALL BURN, die zusammen mit CALIBAN die Speerspitze der deutschen Metalcore-Szene bilden. Die Karten waren im VVK für gerade mal 10 Euro zu haben, woran sich so manch andere Leute, vor allem im Metal-Genre, mal ein Beispiel nehmen sollten! So war die Matrix auch ziemlich schnell komplett ausverkauft und man war gut beraten, dort früh zu erscheinen, um noch ein gutes Plätzchen zu ergattern.

Es ging auch gleich überpünktlich los mit MACHINEMADE GOD, die es gerade mal erst knapp anderthalb Jahre gibt und sich aus COPYKILL- und NYARI-Mitgliedern zusammensetzen. Die Band war mir bis heute auch noch völligst unbekannt. Musikalisch bewegen sich MMG in UNEARTH Gefilden. Also Schweden-Tod mit Core-Einlagen, ohne jeglichen Firlefanz wie etwa cleane Vocals. Trotz der erst kurzen Existenz machte der Fünfer schon einen sehr routinierten und gut eingespielten Eindruck und zockte das nur sechs Songs umfassende Set (mehr als 20 Min. waren laut Zeitplan nicht drin) souverän runter. Bis hierhin hatten erst ca. 500 Leute den Weg durch die Kontrollen in den Katakomben-Schlauch gefunden und verabschiedeten den Opener mit wohlwollenden Applaus. Klar, man musste ja noch Kraft sparen für das, was noch kommen sollte.

Eigentlich hatte ich nun mit SIX REASONS TO KILL gerechnet, doch überraschenderweise waren nun schon NARZISS an der Reihe. Auch diese hatten in ihren 20 Minuten gerade mal Zeit, ein kurzes Best-of ihrer Platten darzubieten. Seit einiger Zeit ist die Band nun als Sextett unterwegs. Ex-Sänger Alex ist nach einigen Jahren wieder mit am Start und wird Stamm-Sänger Rayk nun öfter live und wohl auch auf Platte unterstützen. Bei Hits wie u.a. „Entstelltes Bild“ kam auch zum ersten Mal etwas Bewegung ins Publikum, in welches sich dann auch besagter Alex stürzte, um im ersten Circle-Pit des Abends etwas mitzumischen… Die Vocals überließ er dafür zwischenzeitlich einem Die-Hard-Fan, der wirklich jedes Wort auswendig konnte und sich stimmlich auch gar nicht schlecht machte.
Den ganzen Abend ging es Schlag auf Schlag. Die Bands spielten allesamt über eine Backline, was natürlich dafür sorgte, dass die Umbaupausen sehr kurz ausfielen. Nur am Drum-Kit musste mal was umgebaut werden bzw. es wurde der eine oder andere Amp gewechselt.

So hatte man also gerade mal Zeit sich ein Erfrischungsgetränk zu genehmigen, bevor es auch gleich mit SIX REASONS TO KILL weiter ging. Das Quintett hielt sich songtechnisch zum Großteil an ihr Debüt „Kiss the Demon“. Mit ihrer Mischung aus HATEBREED und KATAKLYSM kamen sie allerdings nicht so wirklich super an. Kein Wunder, bei einem Death Metal Gig wäre diese Band musikalisch auf alle Fälle besser aufgehoben. Das die Combo nun erst nach NARZISS auf die Bretter stieg, hatte auch seinen Grund. Gitarrist Marco spielte an diesem Abend nämlich seinen letzten Gig mit seinen jahrelangen Band-Kumpels und wird ab sofort hauptamtlich bei CALIBAN in die Saiten greifen. Dies sollte natürlich auch etwas gefeiert werden. So enterten zum Final-Song „Deliverance“ auch die Shouter aller anderen Bands (mit Ausnahme von GOD FORBID) die Bühne, um SRTK-Sänger Christian stimmkräftig zu unterstützen. Dies honorierten die mittlerweile locker 1000 Fans in der zum bersten gefüllten Matrix mit euphorischem Jubel.

Dennoch schienen die meisten Fans auf das erste wirkliche Highlight des Abends zu warten. Denn nun drängten immer mehr junge, kräftige Herren nach vorne und die Mädels zogen sich langsam etwas weiter zurück. Denn jetzt waren HEAVEN SHALL BURN an der Reihe. Keine andere Band hat sich bislang so von dem Etikett „Hardcore“ lösen und damit eine so große Fanbase im Metal-Genre erspielen können, und das alles, ohne die alten Fans zu sehr vor den Kopf zu stoßen oder seine Roots zu verleugnen. Und es ging auch gleich richtig los. Die Band knallte der Meute Hit nach Hit vor den Latz. Neuere Knaller („The Weapon they fear“, „The only Truth“ und „Architects of the Apocalypse“) wechselten sich mit alten Hits („Behind the Wall of Silence“, „Seventh Cross“) ab und als die Band am Ende des Sets noch gut 2 Minuten übrig hatte, bretterte man spontan noch „Case de Cabloco“ von POINT OF NO RETURN runter. Bei HSB ging es auch im Pit zum ersten Mal so richtig zur Sache. Da gab es das volle Programm: Ein riesiger Circle Pit (was es für den Verfasser dieser Zeilen nicht einfach machte halbwegs vernünftige Bilder zu schießen), der aber immer wieder von den andauernd heranfliegenden Stage-Divern unterbrochen wurde. Da ließ sich auch HSB-Sänger Marcus nicht lumpen und sprang selbst immer wieder in die Menge, in der zwar einige Menschen vom Mikro-Kabel halb stranguliert wurden, aber das schien niemanden wirklich zu stören… Mein persönliches „Highlight“ war allerdings ein Kollege, der fast neben mir stand. Der gute Mann war standesgemäß in einem SXE-Shirt gekleidet und sah schon stark alkohol-technisch angeschlagen aus. Nachdem er sich während der HSB-Show erst mal eine Tüte genehmigte, entleerte er anschließend einen Teil seines Magen-Inhalts auf sein Shirt, um sich dann gemütlich an die Hallen-Wand zu lehnen und ins Land der Träume zu reisen. Soviel zum Thema SXE und „poisonfree“.

Nach diesem Death-MetalCore Feuerwerk bekam die Menge eine etwas längere Pause. Das Drumkit musste für die Amerikaner GOD FORBID etwas mehr umgebaut werden. Dennoch war es nicht möglich sich etwas Luft zu verschaffen, denn wie ich später sah, standen die Massen gedrängt bis zu den Treppenstufen, die hinunter in den Schlauch führten. Wenn man da seinen Platz freigab, würde man dort nie wieder hin kommen… Nach gut 15 Minuten war es dann soweit und GOD FORBID betraten die Bühne. Auch wenn der Fünfer in den USA zu den wichtigsten Vertretern der „New Wave of American Heavy Metal“ zählt, muss die Band immer noch auf ihren Durchbruch in deutschen Gefilden warten. Dabei haben diese Kollegen zwei amtliche Alben und einige Knaller Songs am Start, die auch souverän und spielfreudig präsentiert wurden (z.B. „Better Days“ und „Antihero“). Doch auch heute kam die Band, die bis auf den Basser nur aus Afro-Amerikanern besteht, mit ihrem modernen Thrash-Metal nicht auf einen grünen Zweig. Die größte Resonanz erhielt Sänger Byron noch mit seinem „Anti-Bush“-Statement. Schade, wirklich sehr schade. Aber sicherlich bekommen die Jungs auf der anstehenden Tour mit MACHINE HEAD ein angemessenes Feedback. Dort sind GOD FORBID sicherlich besser aufgehoben.

So, dann war es so weit. Die nagelneuen Banner wurden aufgestellt, die TV-Kameras wurden installiert (na, kommt da ne DVD??). Alles war bereit für den eigentlichen Grund der Zusammenkunft: CALIBAN. Als diese mit „The Beloved and the Hatred“ los legten, gab’s in der Menge kein Halten mehr. Da ging der pure Circle-Pit Wahnsinn ab. Angeheizt von der Stimmung ging die Band auch auf der Bühne richtig ab, allerdings waren da die Kameramänner, die zwischen den Musikern rumwuselten, dabei äußerst störend. Noch enger wurde es natürlich als mehr und mehr Stage-Diver auf die Bühne krabbelten… Sänger Andy war sichtlich überwältigt von der Resonanz der Fans, die alle Texte lauthals mit brüllten, egal ob neue oder alte Songs. Zwischen den Songs bedankte sich der Shouter immer wieder für das zahlreiche Erscheinen um dann vor „Assasin of Love“ auch gleich die „Wall of Death“ anzukündigen. Neben meiner einer traten dann auch gleich eine Reihe anderer Leute den Rückzug an. Den schon mehrere Leute sind nach der „Wall of Death“ nicht ganz unbeschadet nach Hause gegangen. Dementsprechend ging es auch zur Sache, da flogen Klamotten und Körper durch die Gegend, dass man am liebsten gleich den Krankenwagen gerufen hätte…

Wie es sich für eine Release-Show gehört, bestand der Großteil des Sets aus dem neuen Album „The Opposite from Within“, allerdings durften Hits, wie „Forsaken Horizon“, das schon erwähnte „Assasin of Love“ und „Arena of Concealment“ natürlich nicht fehlen. Was mir wieder mal negativ auffiel, war die wirklich miese Vocal-Performance von Gitarrist Denis. Hatte mir Andy während unseres Interviews noch versichert, dass die schlechte Leistung seines Klampfers beim Gig in Bielefeld eine Ausnahme war, so schien er mich damit doch etwas angeflunkert zu haben. Denn auch heute wieder war der cleane Gesang (sorry für die Wortwahl) unter aller Sau. Und wie ich anderen Reviews entnehmen konnte, war es bei den anderen Gigs dieses Jahres (z.B. auf der IN FLAMES-Tour) nicht anders. Echt schade, denn eigentlich passen diese Gesangseinlagen gerade zu den neuen Songs richtig gut.

Soundtechnisch war es bei allen Bands wirklich ganz ordentlich, was ja in der Matrix normalerweise eher nicht der Fall war. Für einen guten Sound ist dieser Katakomben-Schlauch wirklich nicht gemacht. Aber für gut Zehn Euro bekam die MetalCore-Meute ein wirklich amtliches Konzert, auf dem neben CALIBAN noch HEAVEN SHALL BURN zu den Gewinnern des Abends gehörten. Aber auch MACHINEMADE GOD, die als Opener leider etwas untergegangen waren, sollte man absolut im Auge behalten.

Copyright Fotos: Michael Werneke

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