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CALIBAN – THE AGONY SCENE – NEAERA – MAINTAIN

Ort: Bielefeld - Kamp

Datum: 03.04.2006

Terrorverlag = CALIBANVerlag? Könnte man meinen, haben wir doch in den letzten Monaten so einige Konzerte der deutschen Metalcore-Helden besucht. Alleine in den letzten gut 4 Monaten waren es drei! Das mag auch womöglich ein Grund dafür sein, warum das Kamp an diesem Montag-Abend nicht so wirklich voll werden wollte. Halt nicht jeder Fan kann und mag sich alle paar Wochen ca. 16 Euro aus dem Kreuz leiern. Darum fanden auch schätzungsweise nicht mehr als 350 Nasen den Weg ins JZ, darunter mehr und mehr recht junge Gesichter. Erfreulich dabei, dass viele der Nachwuchs-Mosher z.B. in KATAKLYSM- oder AS I LAY DYING-Shirts aufliefen, was zeigt, dass sich die jungen Leute nicht so sehr um die Trennung der Szenen kümmern, wie es leider immer noch viele der verbohrten Alten tun.

Pünktlich um 20:00 legten dann MAINTAIN los. Die deutschen Nordlichter waren mir bisher mehr vom Namen als von der Musik her ein Begriff, hatte ich noch nicht mehr als vereinzelte Tracks von ihnen zu Ohren bekommen. Und als der Fünfer loslegte, wurde mir auch wieder bewusst, warum ich mich nicht weiter mit ihnen beschäftigt hatte. Zwar knallte das Quintett ordentlichen Metalcore in die bis dato Anwesenden, aber wirklich etwas besonderes war es nicht. Fette Death/ Thrash-Riffs, amtliche Beat-Downs, zweistimmige (teils nicht ganz gelungene) Schweden-Tod-Lead-Melodien und ein Sänger, der wirklich recht dick shouten kann. Alles soweit ok, doch sind die Jungs recht austauschbar mit zig anderen derzeit aktiven Bands. Anscheinend ging es da vielen so wie mir, so wurde die Band zwar mit aufmunterndem Applaus bedacht, aber wirklich böse darüber, dass die gut 30 Min. dann vorbei waren, schien niemand zu sein.

Schon jetzt waren NEAERA aus Münster an der Reihe. Die sympathischen Jungs um Growler Benny werden leider also noch immer als Anheizer verballert, aber das sollte sich mit ihrem neuen Album „Let the Tempest come“ schnell ändern. Auch dieses Mal gaben die Fünf alles und rockten das Haus. Dabei schien der Fronter nicht ganz so gut bei Stimme zu sein, kamen die hohen Kreischer nicht so solide, wie sonst von ihm gewohnt. Ob das an dem In-Ear-Monitoring lag, bei dem sich dauernd die Kabel verwickelten und aus den Anschlüssen rutschten? Auch der Sound war im Kamp wieder mal recht verwaschen, was die gut abgehende Meute nicht davon abhielt, richtig gut zu „The World Devourers“, „Walls instead of Bridges“ und den frischen „Let the Tempest come“ sowie „I love the World“ abzugehen. Sichtlich positiv erstaunt war Benny, dass ein Fan in der ersten Reihe wirklich jedes Wort der älteren Songs mitsingen konnte. Dafür bedankte er sich anschließend noch mal extra. Sehr schön anzuschauen war auch, dass im Pit die „Um-sich-Treter“ nicht wirklich zum Zuge kamen, wussten sie doch bei den fetten Blasts nichts mit sich anzufangen und gingen irgendwann dann auch, wie die meisten anderen vorne, ins Headbangen über. Richtig so… Würden NEAERA doch eigentlich eh viel besser auf eine Death Metal-Tour als auf eine solche MetalCore-Tour passen. Jedenfalls kamen die Münsteraner so gut an, dass man noch fix eine Zugabe hinterher schoss. Auch wenn es heute nicht die beste Leistung der Todesbleier war, sind diese Jungs immer eine Reise wert!

Auf die nun folgende Band war ich an diesem Abend noch mit am meisten gespannt. „The Darkest Red“ von THE AGONY SCENE zählt schon seit Monaten mit zu den Platten, die des Öfteren wieder den Weg in meinen Player finden. Doch erstmal zweifelte ich etwas, ob die das auch sind, sahen die Jungs im Vergleich zu ihren Promo-Pics und Videos ziemlich verändert aus. So gab es keine schwarzen Klamotten, schwarz-gefärbte und gestylte Frisuren mehr, und auch vom Gesicht her glichen die Amis mehr leicht „durchlebten“ Punks. Hatte man die von Drummer Brent damals im Interview erwähnte Drogenphase doch nicht so gut überstanden? Er selbst stand jedenfalls später noch mit nem Schild „Please, give some Weed for the Drummer“ im Foyer… Aber gut, es geht ja um die Musik und hier besannen sich THE AGONY SCENE klar auf die härteren Songs ihrer beiden Alben, dabei vor allem vom aktuellen. Darunter u.a. „The Darkest Red“, „Scapegoat“ und das coole „Suffer“. Da fragte ich mich allerdings, was der gute Brent da zwischenzeitlich spielte, passten einige Fill-ins absolut nicht zu „Suffer“, schienen aber zur Live-Version zu gehören, da die Band unbeirrt weiterzockte. Bei diesen brachialen Walzen ließen sich die Fans auch nicht lange bitten, und so gab es die ersten recht ansehnlichen Circle-Pits des Abends. Leider verzichtete man auf die melodischen „Procession“, „My Dark Desire“ und (meine ich zumindest) sogar auf „Prey“. Jedenfalls konnte ich durch den recht breiigen Sound keine cleanen Vocals erkennen. Schade, aber dennoch ein ordentlicher Gig der US-Boys, welcher aber auch schon nach gut 40 Minuten durch war.

Nachdem die ersten 3 Combos übers gleiche Drumkit spielten, stand nun eine größere Umbaupause an. Da wurde Patricks Instrument mit größter Sorgfalt aufgebaut, die Scheinwerfer aufs Backdrop (von dem man nur „aliba“ sah, weil es für die Bühne etwas zu groß war bzw. die etwas zu klein fürs Banner) ausgerichtet, Gitarren gecheckt und nach über einer halben Stunde mit feinster musikalischen Untermalung von THE HAUNTED ging es in die Endrunde. Mit dem Opener vom neuen Album „The Undying Darkness“ startete der Headliner in das immerhin gut 16 Songs umfassende Set. „I rape myself“ macht sich live um einiges besser und wuchtiger als auf dem Silberling und stellt somit einen würdigen Nachfolger vom Überhit „The Beloved and the Hatred“, welches etwas weiter nach hinten gerutscht ist. Gleich je 5 Tracks vom aktuellen und Vorgänger-Album standen auf dem Plan. Von den älteren Sachen gab es nur „Love taken away“, „Forsaken Horizon“ und „Between the Worlds“ auf die Ohren. Als kleine Überraschung hatte man noch „The Revenge“ von der zweiten Split mit HEAVEN SHALL BURN auf Lager. Die ansonsten Pflicht-Songs „Storm of Rage“, Tyranny of a small Misery” und „Arena of Conealment” (nur das Intro kam zur Zugabe) mussten heute draußen bleiben.

Und wie gewohnt knallten die Ruhrpottler ihre Kracher fett in die gut mitgehende Meute. Das Riffing von „Together Alone“ oder auch der Einstieg zu „My little Secret“ sind nun mal einfach fett, da besteht kein Zweifel. Und es macht immer wieder Spaß zu sehen, wie vor allem Songwriter/ Gitarrist Marc und Sänger Andy bei den Beat-Downs so richtig abgehen! Apropos Gitarrist. Wie eigentlich immer bei Konzerten der Metalcorer war ich besonders gespannt, wie sich Gitarrist Denis stimmlich bei den cleanen Passagen schlägt. Hatte man aufgrund einer Erkältungswelle auf der Spirit-Xmas-Tour die Parts bei den neuen Songs noch teils weglassen, gab es heute keine Entschuldigung. Und so leid es mir für den Jungen tut, ging es auch heute mal wieder recht ordentlich daneben. Die cleanen Vocals sind auf „the undying Darkness“ schon nicht prickelnd, aber live geht das z.B. bei „Together Alone“, „I rape myself!“ gar nicht. Bei so einer Performance konnte selbst Tonmann Lars nur hilflos mit den Schultern zucken. Auch „My little Secret“ konnte nur durchs Andys Einsatz beim Refrain gerettet werden, und bei „The Beloved…“ ließ man gleich die Fans singen. Man kann halt nur mit dem arbeiten, was im Pult ankommt. Wirklich schade das Ganze, kommen besonders die neuen Songs live recht fett. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben, denn immerhin ist im Vergleich zu den vorigen Touren mit HATEBREED und IN FLAMES eine Besserung erkennbar.

Da bleibt am Ende nur zu sagen: üben, üben, üben… Oder doch nen zweiten Sänger in die Band holen. Bis zum nächsten Mal… Und ich könnte wetten, dass dies nicht allzu lange dauern wird, bis die Band mal wieder in „CALIBAN-Verlag“-Regionen spielt.

Setlist CALIBAN
Intro
I rape myself
The Revenge
My little Secret
Together Alone
The Beloved & the Hatred
Shadow Hearts (Intro)
Forsaken Horizon
Nothing is forever
I’ve sold myself
Between the Worlds
It’s our Burden to bleed
Love taken away

Stigmata

Arena of Concealment (Intro)
Room of Nowhere
Goodbye

Copyright Fotos: Michael Werneke

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