Ort: Essen - Delta Musik Park
Datum: 08.05.2007
Es war ein ganz normaler, etwas verregneter Dienstagnachmittag Anfang Mai, an dem die 5 Jungs der in Essen ansässigen Hardcore Band CALIBAN das Video zu ihrer neuen Single „I Will never let you down“ aus dem am 25.05. erscheinenden Album „The Awakening“ in einer abgelegenen Diskothek in ihrem Heimatort drehen wollten. Wir hatten die Gelegenheit, mal live dabei zu sein und hinter die Kulissen zu schauen – das wollte ich mir nicht entgehen lassen und so schwang ich mich direkt nach meiner „Facility Management“-Vorlesung in einen Zug Richtung Pott, wo ich auf Juliane traf, die ebenso neugierig war, wie so ein Videodreh von statten geht – schließlich erlebt man so etwas ja auch nicht alle Tage.
Starten sollte der Dreh um 14.30 Uhr, da wir beide aber noch mit studientechnischen Verpflichtungen beschäftigt waren, erreichten wir gegen 15.15 Uhr unser Ziel. Den Drehort zu finden, war allerdings schon etwas abenteuerlich – an sich wurden wir nur durch den Sound der Band, der nach draußen drang, auf die Location aufmerksam, sonst hätten wir sicher nichts dergleichen da vermutet. An der Halle gingen wir an den ca. 200 wartenden Fans, die beim Videodreh als Crowd dabei sein wollten, vorbei zum Eingang und wurden gemeinsam mit ihnen dann rein gelassen (wir kamen wohl grad pünktlich…).
Der erste Blick fiel auf den großen Boxring, der in der Mitte der Halle stand und in dem Drums und Boxen aufgebaut waren, der zweite gleich danach auf die Band, die in weißen, mit Blut beschmierten Hemden durch die Gegend liefen. Die Crowd erhielt auch sofort die ersten Regieanweisungen, nämlich sich auf der Galerie rund um den Boxring aufzustellen und zu dem eingespielten Song erstmal ordentlich abzugehen und sich zu verhalten, als wären sie auf einem Konzert – vorerst allerdings ohne Bandperformance, was zu einigen irritierten Blicken führte. Dann donnerte auch schon der neue Song aus den Boxen und langsam begann die Masse sich zu bewegen, noch war von richtiger Stimmung aber nichts zu sehen. Zu dem Song selbst nur ein paar Worte von mir: einfach genial! Schon beim ersten Hören war ich vollauf begeistert – reinhören! Es lohnt sich auf jeden Fall – nicht nur für eingefleischte Fans.
Nach dem ersten Durchlauf verkündete Drummer Patrick: „Das war ja schon mal nicht schlecht, aber jetzt geht mal so richtig ab, dann gibt es auch für alle ab 16 ein Glas Bier!“
Das schien gewirkt zu haben: Als zum zweiten Mal der Song zu hören war, sah man deutlich mehr Aktion auf der Galerie. Dann gab es das versprochene Bier, bevor die Menge geteilt wurde. Ein Teil sollte sich in den Graben um den Ring stellen, die erste Reihe auf der Galerie aber besetzt bleiben. Der neue Titel ertönte wieder und wieder, die Menge wurde langsam wach und machte immer besser mit. Man merkte allerdings auch deutlich, dass es sich hier um Hardcore handelte, denn überall gab es Gepoge bis zum Umfallen (und das kann man durchaus wörtlich nehmen) und kaum Headbanger waren zu sehen, überall sah man halblange Haare, Caps, Nietengürtel und auf Emo gestylte Mädchen. Auch die letzten schüchtern am Rande stehenden Mädchen wurden aufgefordert, sich an dem bunten Treiben zu beteiligen. So wurde richtig abgefeiert (was ohne Band auf der Boxring-Stage schon sehr witzig aussah) und zwischendurch gab es immer wieder Pausen mit Bier und Wasser, welches von den CALIBAN-Jungs verteilt wurde. Nach 4 Durchläufen kam die Band dann auch mit ins Spiel und performte im Boxring zu dem Song, der leider noch immer aus der Konserve kam. Nun wurde auch auf der Bühne rumgesprungen, Drumsticks flogen durch die Gegend, die Boxring- Begrenzungen wurden von Sänger Andy auf ihre Festigkeit überprüft und Gitarrist Denis riss sogar eine Gitarrensaite. Lustig anzusehen war auch Basser Marco, der immer hinter den Drums mit dem Rücken zu den anderen poste, oder Trommeltier Patrick, der für uns Fotografen immer wieder lustige Grimassen schnitt (sas haben Drummer irgendwie so an sich ….) Es gab etwa 5 verschiedene Kamera-Einstellungen, von denen jeweils 2-3 Runden gedreht und immer unterschiedliche Anforderungen an die Crowd gestellt wurden. Bei der einen war großes Pogo gewünscht, bei einer anderen war crowdsurfen und stagediven ganz hoch im Kurs. Die Band zeigte sich bester Laune, vor allem Schlagzeuger Patrick war immer für einen Joke zwischendurch zu haben und auch Sänger Andys ungewollte Stunt-Einlage (er hatte wohl die Tragkraft der Ring-Seile überschätzt und war vornüber gekippt) hob die Stimmung. Auch der zunehmende Alkoholpegel einiger Fans machte sich bemerkbar, so dass die Rumschubserei immer heftiger und die Stunts/Dives/Surfs immer waghalsiger wurden. Das Ganze schien aber auch ganz schön anstrengend zu sein, alles schwitzte trotz angenehmer Temperaturen in der Halle vor sich hin und Shouter Andy begann immer wieder mit Stretching-Übungen und hüpfte herum, um seine Muskeln zu lockern (von mir erhielt er somit den Spitznamen Hüpfmaus). Zwischen den einzelnen Einstellungen gab es immer wieder Erfrischungspausen, in denen alle mit Bier und Wasser versorgt wurden (Und nachher überall noch halbvolle Bierflaschen rum standen – tztz – Hardcore Kiddies, oder was?). Außerdem konnten die Fans sich in den Breaks mit Autogrammen der 5 Ruhrpottlern versorgten, Fotos von und mit ihnen machen oder ein paar Worte mit ihren Stars wechseln. Des weiteren wurde den Fans mitgeteilt, dass jeder Anwesende, der sich in einer entsprechenden Liste eingetragen hatte für ein Konzert im Dezember mit KREATOR freien Eintritt bekommt – schöne Belohnung, Jungs! Wir nutzten die Pausen, um etwas über die Hintergründe des Videodrehs zu erfahren. So erfuhren wir, dass es diesmal nur bei einem Video ohne große Story bleibt und auch nur bei dieser einen Halle, da für mehr kein Geld da sei und das Video eh nicht auf diversen Musiksendern rauf und runter gespielt wird sondern mehr auf irgendwelchen Musik-Video-DVDs landet. Somit müsse das Ganze reichen. Bleibt die Frage, warum man sich dann überhaupt die Mühe macht. Nun ja, den Fans kann man damit jedenfalls deutlich sichtbar `ne große Freude machen. Um ca. 18.00 Uhr waren alle Aufnahmen mit Publikum im Kasten, wer wollte konnte noch bleiben und sich die folgenden Einzelaufnahmen ansehen. Alle 5 Musiker wurden noch mal einzeln bei ihrer Performance gefilmt. Dazwischen gab es eine kleine Technosound-Einlage, welche die Band gleich zum Tanzen reizte. Soundtechniker Lars hatte sichtlich seinen Spaß, immer mal wieder für neue Überraschungen zu sorgen – wir aber auch!
Wir verließen das Geschehen nach der 2. Einzelaufnahme gegen 19.00 Uhr, man kann allerdings davon ausgehen, dass nachdem alle Aufnahmen im Kasten waren, noch reichlich Bier floss und bis spät in die Nacht gefeiert wurde, aber die Arbeit rief, schließlich war es ja mitten in der Woche.
Auf das Endergebnis bin ich jetzt jedenfalls sehr gespannt.
Copyright Fotos: Cynthia Theisinger
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