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CANTUS BURANUS

Ort: Berlin - Museumsinsel

Datum: 19.08.2005

CORVUS CORAX goes regulärer Kulturbetrieb! Von langer Hand waren die Aufführungen im Rahmen des Museumsinselfestivals von Berlin geplant und nach der gekürzten Welturaufführung auf dem Wacken Open Air sollte es die erste große Darbietung des „Cantus Buranus“-Programms für die Öffentlichkeit sein. In dementsprechender Kulisse waren vor dem Alten Museum unter freiem Himmel die Bühne und Zuschauerreihen aufgebaut. Die lange Schlange an der Kasse ließ erahnen, dass die Vorstellung mehr als gut besucht sein sollte und das Publikum war gut durchmischt: vom alternden kulturbegeisterten Ehepaar über die Familie mit Kindern bis hin zum Hardcoregrufti war alles dabei, abschätzige Blicke gab es von keiner Seite.

Eine passende Einstimmung auf das Spektakel gab die Performancetruppe FEUERVOGEL, welche auch öfters auf diversen Mittelalter-Spectaculi anzutreffen ist. Zu passender Musik wussten die Feuervögel mit schillernden Kostümen, Stelzenlauf und beeindruckender Akrobatik die Zuschauer für sich einzunehmen. Ein Spinnenmann, der mit Stelzen kopfüber in einem Drahtnetz kletterte, ein Salti schlagender Kobold, ein Echsenwesen, eine seiltanzende Fee… immer wieder wurde das Publikum mit einbezogen, zogen die Gestalten durch die ersten Reihen. Eine wahre Augenweide für das Fotografenherz und Freunde aberwitziger Choreographien!

Bevor es aber mit CORVUS CORAX und ihrer Horde an musikalischer Unterstützung weitergehen konnte, musste eine unfreiwillige Pause eingelegt werden. Die Erklärung folgte auf dem Fuße: ein leerer Stickstofftank auf der Baustelle des benachbarten Neuen Museums brauchte Nachschub und sendete seit geraumer Zeit ein Signal an die entsprechende Stelle. Leider befand sich die nicht in Berlin und der Tankwagen war noch unterwegs. Dieses Signal störte aber leider die PA und Elektronik, so dass gewartet werden musste, bis der Tank wieder befüllt war. Glücklicherweise war dies recht schnell geschehen, so dass der nächste Augenschmaus folgen durfte. Der äußerte sich in Form zweier riesiger schwarzer Pferde, die im Trab eine pompöse Kutsche mit CC-Mitgliedern vor die Bühne zogen. Die entstiegen unter Jubel und betraten ihren angestammten Platz oberhalb des Orchesters, über welches Dirigent Jörg Iwers das „Oberkommando“ hatte. Die Schlagwerkfraktion der Band, unterstützt von Steve „Maschine West“, normalerweise die Felle der TERRORGRUPPE bearbeitend, hatte sich unterdessen schon positioniert und mit „Florent Omnes“ konnte gleich begonnen werden.

Die Ansagen und Kommentare von Seiten der Raben hielten sich in erfreulichen Grenzen, sind es doch oftmals immer dieselben, mit denen Teufel & Co. ihre Gäste zu animieren versuchen. Mit optischen und akustischen Schmankerln wurde dafür nicht gegeizt: zum einen brillierte Harmann der Drescher mit einem Solo am Gordon, zum anderen hatte man mit Ingeborg Schöpf von der Staatsoperette Dresden eine herausragende Sopranistin mit ins Boot geholt, welche so manches Lied mit ihrer klaren Stimme veredelte. Es gab riesige Trumscheite, Pfauenfederwedel, mit denen die Diva befächert wurde und nicht zuletzt das gigantische Organistrum, welches von Teufel und Wim gemeinsam bedient wurde. Zu beiden Seiten der Bühne waren die Chöre postiert, die in Mönchskutten auch ein sehr stimmungsvolles Bild abgaben, das Vokalensemble PSALTERIA ging nur leider akustisch wie auch optisch etwas unter, meine einzige Kritik an die ansonsten geniale Lichtshow! Der Sound überhaupt war bewunderswert gut abgestimmt, erstaunlicherweise gab es keine Probleme, die Dudelsäcke und Stimmen mit der Wucht eines Orchesters zu vereinen. Gerade bei meinem persönlichen Favoriten „Sol Solo“ kroch mir doch eine leichte Gänsehaut über den Rücken und die Soli des ersten Violinisten erinnerten schon entfernt an einen Paganini.

Bei „Dulcissima“, dem Glanzstück für PSALTERIA, erschien dann noch ein schnauzbärtiger Überraschungsgast mit seinem eigenartigen Instrument auf der Bühne, der direkt der Puszta entsprungen schien und zusammen mit den Mädels aus Prag osteuropäisches Flair in die Interpretation der mittelalterlichen Handschrift brachte. „Fortuna“, welches auf dem Album ja als Auftakt fungiert, bildete den krönenden Abschluss der „Cantus Buranus“-Aufführung und zog eine mehrminütige Applaudiersalve nach sich. Standing Ovations, selbst vom Bildungsbürgertum und – natürlich fruchtlose – Zugaberufe von Seiten der schwarzen Fraktion. Mit den elf Liedern der „Cantus Buranus“ war das Spektakel aus und vorbei. Wer mehr wollte, musste versuchen, für den Tag der zweiten Aufführung noch eine Karte zu ergattern. Die Presse hatte noch die Möglichkeit, auf einer kleinen Aftershowparty furchtbar wichtige und interessante Leute zu treffen… und vor allem kostenlosen Sekt zu schlürfen. Ein netter Ausklang war es allemal.

Fazit für die „Cantus Buranus“ live: Opulent, pompös, ein Augen- und Ohrenschmaus, pädagogisch und kulturell wertvoll. Und jedem zu empfehlen, der die Möglichkeit hat, der Aufführung in den anderen Städten beizuwohnen!

Setlist CORVUS CORAX
Florent Omnes
O Langueo
Venus
Rustica Puella
Nummus
Sol Solo
Ergo Bibamus
Curritur
Lingua Mendax
Dulcissima
Fortuna

Copyright Fotos: Antje Wagler

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