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CHAMBER – AUTUMNBLAZE

Ort: Herford - Club X

Datum: 15.01.2005

Die Pünktlichkeit, mit der AUTUMNBLAZE loslegten, war schon fast erschreckend, war der Zeitplan auch noch so dicht gewebt. Wollte man sich gerade kurz nach halb acht noch ein lauschiges Plätzchen suchen, von wo aus man das Treiben beobachten konnte, legten die „Anheizer“ auch schon los, die vor geraumer Zeit schon mal in Bielefeld eine akustische Visitenkarte abgegeben hatten. Etwas ungläubig betrachtete ich den mageren Haufen, nein, wohl eher „Häufchen“ von Menschen, die sich vor der Bühne einfanden. Mein Blick schweifte durch das fast leere X und ich entdeckte dann doch noch ein paar Gestalten, die sich an den Theken trollten. Enttäuschung in Anbetracht der erst wenigen Besucher konnte man in den Gesichtern von AUTUMNBLAZE zwar sehen, doch machten sie deshalb keinen gelangweilten Eindruck und boten souverän und professionell den wenigen wippenden und schunkelnden Gästen ihre Ausnahme-Musik dar. Den Stil zu beschreiben fällt selbst mir schwer (Eine Art trippiger Dark Metal), mischen sich doch so viele Elemente zu einem Zaubertrank zusammen, der augenblicklich anfängt zu wirken. Ich denke diese Band muss man in einem Fulltime-Konzert erleben, um den roten Faden der sich durch ihre Songs zieht, nicht zu verlieren, denn 30 Minuten sind einfach zu wenig, um sich eine „richtige“ Meinung bilden zu können. Definitiv sicher ist: AUTUMNBLAZE gehören zu den Bands, die man mal gesehen haben sollte!

Nach einer recht kurzen Umbauphase legten CHAMBER auch gleich los. Diese absolute Ausnahme-Formation, bestehend aus 8 (!) Musikerinnen und Musikern gehört wohl zu den beeindruckendsten Erscheinungen in der Gothic-Szene. Nicht nur weil ihre Instrumentierung für akustische Entzückung sorgt, sondern auch weil sowohl dem männlichen als auch dem weiblichen Publikum optisch was geboten wird. Der Charismatische, nette und schlagfertige Sänger Max (ehemals auch bei ASP tätig) wusste nicht nur stimmlich, sondern auch musikalisch zu überzeugen. Deshalb wirkten seine Mitstreiter/innen keinesfalls wie Statisten, eher unterstrichen sie seine Präsenz und bildeten ein Gesamtwerk, was einen begeistern MUSSTE, wenngleich schon der Mix aus Folk, Klassik und Rock allein extrem gut ankam.

Der Opener „Torn“ schlug schon ein wie eine Bombe und brach das Eis augenblicklich, wobei gesagt werden muss, das sich zwischen den knapp 150 Zuhörern eine Menge „Zugvögel“ befanden, wegen denen Max schon ein schlechtes Gewissen bekam, da diese die Ansagen ja schon im Schlaf konnten, reisten sie der Band seit dem ersten Konzert ja hinterher. An dieser Stelle mal lobende Worte an den Mischer, der es bei der Größe und der Tatsache, dass die Räumlichkeiten nicht mal annähernd ausgelastet waren, nicht sehr leicht hatte, so einen guten Sound zu produzieren, dennoch gelang es ihm und die Fans dankten es der Band nach jedem Song mit frenetischem Jubel. Es folgten musikalische Perlen wie „Moonchild“ (manch einer kennt’s von FIELDS OF THE NEPHILIM), „In my Garden“ und „Set me free“ von ihrem aktuellem Album „Solitude“, welches ich jedem, der auf die Mischung Folk/ Klassik/ Rock steht, nur wärmstens ans Herz legen kann!

Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass Max für fast jeden Song eine eigene Gitarre hatte und so wurden auch die kurzen Momente, in denen er diese nur kurz stimmen wollte, zu einer (unfreiwillig) lustigen Einlage für Ralf (Max: „Ich sehe hier auf dem Stimmgerät nur Zahlen anstatt der Saiten, warum?“ – Ralf: „Jetzt tut er so, als wenn er wüsste, wie welche Saite heißt“ – Max: „Ahaa, da steht Texas Instruments drauf, das muss es sein“) Auch Ralf wusste durch sein Können zu überzeugen, gerade an der Violine merkte man ihm sein musikalisches Potential an. Wer jetzt denkt, dass die weiblichen Mitstreiterinnen nur dekorativ rumstanden irrt (zum Teil), dekorativ waren sie 100%ig, überzeugten sie jedoch ebenso, was ihre akustischen Leistungen betraf: Ohne Aufdringlich zu wirken unterstrichen die Celli und Violinen jeden Song und legten einen Klangteppich, auf dem man sich nur zu gern niederließ, um den Klängen dieser Kapelle mit weit geöffneten Ohren zu lauschen. War ich zu Beginn noch skeptisch gegenüber den Drums eingestellt, verflog diese Skepsis schnell, als klar wurde, dass diese das Gesamtwerk noch untermauerten. Sehr gut gefallen hat mir auch die Cover-Version von RAMMSTEINs „Engel“, bei welcher Kathi ihre glasklare Stimme zum Einsatz brachte, wie unter anderem später auch bei dem späteren Duett mit Max bei „Wasting my day“ mit Nathalie am Klavier.
Alles in allem ein sehr schönes Konzert mit sympathischen Musikern, klasse Musik und einer sehr schönen Stimmung. CHAMBER spielen auch in deiner Nähe und du zögerst noch? Na dann mal schnell auf und Karten besorgt, es lohnt sich!

Setlist CHAMBER
Torn
Moonchild
In my Garden
Amorous
Set me free
Violets
Solitude
Uninvited
Desire + Ruin
Miles away
Ceremony after a Fire-raid
I hate falling in Love
Sleep, sweet Sleep
Hometown
Another Conversation
Engel

Dancing Barefood
The morning After
Wasting my Day

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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