Ort: Bielefeld - Ravensburger Park
Datum: 07.08.2007
„CHRIS DE BURGH und der TV, passt das denn zusammen?“ Das fragte sich wohl nicht nur die Promoterin bei meiner Akkreditierungsanfrage. Aber klar doch, befinden sich doch einige von CHRIS DE BURGHs weltweit über 45 Million verkaufter Alben im Besitz der Ü30-Terror-Belegschaft. Seit über 30 Jahren musiziert der Ire immer haarscharf zwischen Kunst und Kitsch, wer ihn jedoch auf Schmachtballaden vom Schlage „Lady in red“ reduziert, ignoriert viele gerade in der frühen Schaffensphase angesiedelte Meisterstücke, gern auch mal von Bands härterer Gangart (DOMAIN, DARK AT DAWN, TWIZTED TOYZ) gecovert. Dass der 58-jährige mittlerweile bei Carmen Nebel und Co auftritt mag man belächeln, ist aber auch eine Form von „in Würde altern“ und wohl zielgruppenorientierter und weit weniger peinlich als sich in einer VIVA-Mittagsshow neben eine hyperventilierende Gülcan zu setzen. Gerade die deutsche Ü40-Gemeinde ist Chris de Burgh immer treu geblieben, auch wenn er in den letzten Jahren nicht mehr an seine großen Erfolge aus den 80er Jahren anknüpfen konnte.
So pilgerten denn auch heute Abend trotz Dauernieselregen (einen Abend vorher hätte ich hier noch etwas von einer lauen Augustnacht schreiben können) an die 2.000 seiner Fans in den für diesen Zweck bestuhlten Ravensburger Park. Nachdem Ordner großflächig Einmal-Regenpellen unters Volk gebracht hatten, betrat Chris pünktlich um 19.35 die Bühne, um die ersten Stücke allein mit Akustik-Gitarre zu intonieren. Während „The Storyman“ (Titelsong seines aktuellen Albums), „The same sun“ (auch vom aktuellen Album) und der Klassiker „Sailing away“ gleich die Herzen seiner Fans erwärmten, gingen den Fotografen nach 100x „Chris de Burgh in Lederjacke an Akustikgitarre“ schnell die Motive aus. In Anspielung ans Wetter begrüßte Chris seine Fans zum „letzten Termin seiner Wintertournee“ und stellte Besserung in Aussicht (womit er Recht behalten sollte). Nachdem sich mein Favorit „Borderline“ bereits auf Platz vier der Setlist befand (arg tränentreibend, allein die Karaoke-Nummer meines Sitznachbarn hielt mich von größeren Emotionsausbrüchen ab), wechselten sich im weiteren alte und neue Songs ab, an deren Ende immer aufs Neue Fans Geschenke an ihr Idol reichten. Nach dem am Klavier dargebotenen „Leningrad“ betraten nun auch Chris Bandkollegen die Stage, um zu entsprechenden Videoeinspielern rockigere Töne anzuschlagen. Für „Raging storm“, auch ein Titel seines aktuellen Albums, holte sich Chris mit Christina Miles eine ebenso attraktive wie stimmlich überzeugende Duettpartnerin auf die Bühne (er hat sie zufällig als Straßenmusikantin kennengelernt), die auch im weiteren Verlauf im Background verstärkte.
Schon mehrmals habe ich CHRIS DE BURGH live gesehen und mag besonders seine kleinen „Rockopern“, die nun in Form von „Spanish Train“ und der Trilogie „The Leader/ The Vision/ What about me?“ folgten, wiederum effektvoll visuell untermalt. Verdutzt beobachteten wir am Ende, wie es wie auf Kommando etliche Leute von ihren Sitzen vor die Bühne zog, als hätte irgendjemand ein imaginäres Zeichen gegeben. Hierbei handelte es sich wohl um eingefleischte Fans und Kenner der Setlist, denn zu „The words „I love you““ und „Bal Masqué“ lud Chris explizit zum Tanzen ein. Schlag auf Schlag ging es nun in voller Bühnenbesetzung weiter, ehe das Set mit „Say goodbye to it all“ und „Don’t pay the Ferryman“ ein vorerst würdiges Ende fand. Doch natürlich wollten die Fans noch mehr hören und zu „High on Emotion“ fing eine ins Publikum gerichtete Kamera ihre Reaktionen ein, ehe mit Blick auf die Uhr „The Snows of New York“ in einem blau-weißem Lichtermeer den Abend beendete.
So hatte Herr de Burgh nach 140 Minuten neben vielen großen Klassikern („The Traveller“ haben wir leider vermisst) auch über die Hälfte seines neuen Albums vorgestellt. Mag sein, dass die Stimmung bei trockenem Wetter noch besser ausgefallen wäre, CHRIS DE BURGH war mit seiner Gefolgschaft auf jeden Fall bestens aufgelegt und während diese sich der vom Chef angekündigten Tourneeabschlussparty widmen konnten, suchte so mancher zufriedene Fan schnell den Weg unter seine warme Bettdecke.
Setlist
The Storyman
The same sun
Sailing away
Borderline
Lebanese night
Carry me (like a fire in your heart)
Lady in red
Leningrad
The grace of a dancer
Where we will be going
One world
Raging storm
Spanish train
Spirit
The Leader/ The Vision/ What about me
The words “I love you”
Bal Masqué
My father’s eyes
Living in the world
Say goodbye to it all
Don’t pay the ferryman
High on emotion
The snows of New York
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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