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CHRISTINA STÜRMER – JONATHAN WAGNER

Ort: Osnabrück - Hyde Park

Datum: 06.03.2007

März 2007 in Deutschland. Der Frühling rückt immer näher (wo war eigentlich der Winter?) und entsprechend der kuscheliger werdenden Temperaturen stand mit Österreichs Exportschlager Nr. 1 CHRISTINA STÜRMER mal wieder etwas softere Musik auf dem Programm. Müssen ja nicht immer Blast Beats und fiese Riffs sein. Das dachten sich auch einige Metaller, die sich unter die gut 1.100 Gäste im Osnabrücker Hyde Park gemischt hatten. Shirts von IN EXTREMO, SLAYER oder DIMMU BORGIR zeugten von gewissem Crossover Potenzial – oder wurden die Herren „nur“ von ihren besseren Hälften mitgeschleppt? Egal, pünktlich um 20 Uhr ging es mit dem Support los.

Und der hörte auf den doch eher unbekannten Namen JONATHAN WAGNER. Kein Mitglied der Pizza-Dynastie, sondern ein dynamischer 20-Jähriger, entdeckt vom TOKIO HOTEL Produzententeam und angeblich mit Ambitionen auf den Titel eines „deutschen“ JACK JOHNSON. Was aber Blödsinn ist, denn a) gibt es den mit POHLMANN schon und b) klingt der gute Jonathan doch um einiges rockiger. Denn anstelle mit der Akustikgitarre auf Lagerfeuerromantik zu machen, heizte er der Menge mit seinen ebenso jungen Kompagnons relativ heftig ein. Die reagierte ziemlich euphorisch, was Herrn Wagner die Begeisterung ins Gesicht trieb, der ansonsten schon recht souverän mit Ansagen und Publikum umging. Eine Veröffentlichung im wirklichen Sinne kann er noch nicht vorweisen, doch im Juni soll dann passend zum Wetter die Debüt Single „Es ist warm“ herauskommen. Aber natürlich hat er auch schon einige weitere Titel im Repertoire, von denen er beispielsweise „Vollidiot“ oder „Rückenwind“ intonierte, später auch mal für eine Auskopplung vorgesehen. Allen Interessierten sei die MySpace Seite des „Wunderknaben“ empfohlen, für diesen Abend war er jedenfalls seiner Rolle als Anheizer gerecht geworden.

Es folgte die obligatorische Umbaupause, während der man geschäftiges Treiben hinter dem Bühnenvorhang erkennen konnte. CHRISTINA STÜRMER war im November 2005 schon einmal im Park (damals mit MARLON), vor ca. 200 Besuchern mehr, aber von einem sinkenden Stern kann man hier wahrlich nicht sprechen. Schließlich fiel die Abdeckung und gab den Weg frei auf eine wunderbar ausgeleuchtete Stage, bevölkert natürlich von Frau S. mit ihrem multinationalen Kleeblatt als Begleitmannschaft. Da hätten wir Gwenael „Gwen“ Damman (Frankreich, Bass), Hartmut „Hardy“ Kamm (Deutschland, vornehmlich Gitarre), Klaus Pérez-Salado (Spanien, Schlagzeug) und Oliver Varga (Österreich, ebenfalls an der Langaxt). Allesamt sehr gute Musiker, wie sie an diesem Abend noch unter Beweis stellen sollten. Los ging es mit einem Trio aus dem aktuellen Album „Lebe Lauter“ (namentlich der Titeltrack, „An Sommertagen“ und „Nie genug“), bevor mit „Bist du bei mir“ der Opener des Deutschlands-Debüts „Schwarz Weiss“ angesteuert wurde. Danach herrschte im Auditorium leichte Konfusion, da der folgende Song „Keine Zeit zum Schlafengehen“ den Meisten nicht geläufig war. Ist aber auch kein Wunder, hier handelt es sich um einen exklusiven Bonus zur neuen Single „Scherbenmeer“, welche auch gleich im Anschluss gegeben wurde. Christl zeigte sich wieder sehr stimmgewaltig und optisch als hübsches Mädchen von nebenan im Jeans Look, irgendwie fast niedlich zu nennen. Zielsicher steuerte man auf den nächsten Höhepunkt zu: Ein Gwensches Bass-Solo wurde von Christina und Hardy dazu genutzt, zur Rückseite des Hyde Parks zu eilen und dort hinter dem Mischpult inmitten der nur kurz verdutzten Fans „Reine Nebensache“ zu performen. Zu „Seite 1“ verwickelte Stürmer Chris die ersten Reihen in ein Gespräch über Nick Hornby, bekanntermaßen Autor von „About a Boy“ und „High Fidelity“ und Inspiration für dieses spezielle Lied. Und weiter ging die ausgiebige Reise durch die Austria-Discographie, fast ein wenig zu ausgiebig meiner Meinung nach, 2-3 Songs hätte man sicher auch der Spannung halber streichen können. Auf die sehr gelungene RIO REISER Interpretation „Bis ans Ende der Welt“ hätte ich allerdings nicht verzichten wollen und die überraschende Percussion Performance im Stile der mittelalten SEPULTURA trug auch sehr zur Unterhaltung bei. Alle 5 zeigten sich sehr emsig am Schlagwerk, Christina hätte auch als Blitzmädel im Neofolk Bereich eine Perspektive. Erstaunlicherweise waren Teile des Publikums ein wenig lethargisch, an der Show kann es nun wirklich nicht gelegen haben. Deren erster Teil wurde vom knackigen „Revolution“ abgerundet, doch es standen immerhin noch 6 + 2 Stücke auf dem Programm!

Die ersten drei davon (darunter das GRÖNEMEYER Cover „Kinder an die Macht“, erhältlich auf dem BRAVO-Geburtstagssampler) wurden ohne das große Drumkit präsentiert, danach ging es mit „4 Jahreszeiten“ wieder in alter Stärke weiter. Eine ausgiebige Bandvorstellung mit technisch beeindruckenden Soli der Beteiligten durfte natürlich ebenso wenig fehlen. Das pathetische „Um bei dir zu sein“ beendete dann die erste Zugabe mit einer weiteren Special Einlage: Die Musiker wechselten mal eben reihum die Instrumente – Drummer an Gitarre, Gitarre an Bass, etc., muss man auch erstmal technisch draufhaben. Im Anschluss sah man schon einige Menschen die Location verlassen. Die mussten dann eben auf die beiden bekanntesten Hits unserer südlichen Nachbarn verzichten, denn natürlich fehlten noch „Ich lebe“ und das hoch emotionale „Engel fliegen einsam“, aus vielen Kehlen mitgesungen. 22 50 fiel dann der imaginäre Vorhang und man muss CHRISTINA STÜRMER plus Band eine quanti- wie qualitativ souveräne Leistung bescheinigen. Die menschlich-freundliche Art der schlaksigen Sängerin tat ihr Übriges hinzu, dass ihre Fans sicher auch in Zukunft zu ihr halten werden. Ob Karohemd-Träger, Kleinkind oder Kuttenträger…

Setlist Christina Stürmer
Lebe lauter
An Sommertagen
Nie genug
Bist du bei mir
Keine Zeit zum Schlafengehn
Scherbenmeer
Sonne hinter dem Nebel
(Bass Solo)
Reine Nebensache
Glücklich
Seite 1
Ohne dich
Kind des Universums
Bis ans Ende der Welt (Rio Reiser Cover)
Die Welt
(Percussion Einlage)
Immer an euch geglaubt
Revolution

Mama Ana Ahabak
Unsere besten Tage
Kinder an die Macht (Herbert Grönemeyer Cover)
4 Jahreszeiten
Augenblick am Tag (Bandvorstellung)
Um bei dir zu sein

Ich lebe
Engel fliegen einsam

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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