Ort: Leipzig WGT Parkbühne
Datum: 30.05.2009
An diesem Tag wollten wir uns sämtliche Bands Open Air auf der Parkbühne anschauen. Mit ängstlichen Blicken gen Himmel machten wir uns auf den Weg dorthin und genossen die Atmosphäre und den Anblick in den Straßenbahnen, die voller Schwarz-Gekleideter waren, sowie den Spaziergang im Clara-Zetkin-Park.
Die undankbare Aufgabe des Openers hatten THE PROSTITUTES aus Prag, die noch vor recht wenigen Zuschauern ihr energetisches Set aus Postpunk- und Alternative Songs spielten. Im Jahre 2004 fanden sich die jetzigen Bandmitglieder Adrian T. Bell (Sänger), Martin Destroyer (Gitarre), Stevie LFO (Keyboard), Luk Santiago (Schlagzeug) und Smity (Bass). Der Bandname THE PROSTITUTES soll die Einstellung der Mitglieder widerspiegeln, jedem Publikum eine heiße Show zu bieten. Nach einer EP und dem Album „Get me out here“ (2006) erschien in diesem Jahr die Single „Leave it like this“, die auch an diesem frühen Nachmittag mit viel Energie und Charme präsentiert wurde. Die eher verträumte und ruhige Nummer mit eingängigem Refrain stellte besonders die tiefe und ausdrucksstarke Stimme des Sängers Adrian in den Vordergrund. Aber auch schnellere und punkigere Sachen wie „Get me out of here“ oder „Thank you“ konnten die Anwesenden mitreißen.
Setlist THE PROSTITUTES
Eject
She’s a Prostitute
Thank You
Leave It Like It Is
She’s Dead
Sunshine
Holiday
Space Oddity 2009
Get Me Out Of Here
Ein weiterer Newcomer stand kurze Zeit später mit der Leipziger Elektro/ Indieband ZIN auf der Parkbühne. Trotz vieler grauer Wolken blieb es glücklicherweise immer noch trocken und nach und nach füllte sich auch der Platz vor der Bühne. ZIN wurde im Jahre 2006 gegründet und besteht aus den Mitgliedern Iven Cole (Gesang), Vicent Oley (Gitarre), Markus Estbourg (Keyboard) und Mika Arthate (Schlagzeug). Sänger Iven kam mit einer riesigen, stylischen Sonnenbrille auf die Bühne und erinnerte mich sofort an Brian Molko von PLACEBO. Die ganz neuen Stücke wie „Kiss the world goodbye” oder “Pilgrim” erinnerten auch soundtechnisch an die erfolgreiche Britpop-Band. Mal rockig mit schrammelnden Gitarren, mal poppig mit melancholischem Gesang wirkten die 4 Herren sehr spielfreudig. Vom Debütalbum gab es das eingängige „Tourists to this world“ mit Ohrwurmcharakter, welches mit viel Beifall belohnt wurde.
Setlist ZIN
Kiss the world goodbye
2010
Pilgrim
Schizophrenia
We claim monarchy
Tourists to this world
Auf die nun folgenden Gothic-Rocker MONO INC. aus Hamburg freute ich mich ganz besonders. Seit dem Erscheinen ihres dritten Albums „Pain, Love & Poetry“ gewann die Formation, die bereits seit Ende der Neunziger besteht an Popularität. An diesem späten Nachmittag betraten Sänger Martin Engler, Gitarrist Carl Fornia, Bassist Manuel Antoni und Drummerin Katha Mia gutgelaunt die Bühne und starteten mit „This is the Day“. Drummerin Katha unterstützte Sänger Martin wie üblich mit ihrem wunderschönen Gesang. Das Publikum ging direkt mit und man hörte die Begeisterung der zahlreichen Fans. Sänger Martin erzählte, dass dieser WGT-Auftritt der zweite in der Bandgeschichte von MONO INC. sei und das der erste Auftritt vor einigen Jahren weniger gut im Gedächtnis geblieben war. Das schien an diesem Tag anders zu sein, denn die Band spielte sich mit Sympathie und grandiosen Songs in die Herzen der Anwesenden. Es wurde getanzt und gesungen beim rockigen „Temple of the Torn“. Leider meinte es das Wetter ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gut mit uns und es begann leicht zu regnen. Aber zum rockigen „My sick mind TV“ störte das dann auch niemanden mehr. Ganz allein auf der Bühne faszinierte Drummerin Katha Mia mit einem kräftigen Solo. Die Band schien sichtlich begeistert vom Zuspruch des Publikums und bedankte sich überschwänglich. Gemeinsam sangen wir die Refrains in „Sleeping my day away“ und dem letzten Song „Get some sleep“, bei dem die Stimmen von Kathia Mia und Martin ganz besonders harmonierten. Ein abschließender Applaus bewies ein letztes Mal, wie sehr es dem Publikum gefiel und auch für mich gehörte dieser Auftritt zu meinen diesjährigen Höhepunkten des WGTs.
Setlist MONO INC.
This is the day
The Temple of the Torn
In my heart
My Sick Mind TV
Sleeping my day away
Get some sleep
Es regnete sich leicht ein, so dass bei der folgenden Band DIE ART um 18.30 Uhr so einige Regenschirme das Bild vor der Bühne zierten. DIE ART gibt es bereits seit 1986 und wurde in Leipzig in der ehemaligen DDR gegründet. Schon damals waren melancholische Lyrik auf Deutsch und Englisch sowie düsterer Sound charakteristisch für die Band. Die aktuelle Besetzung besteht aus Holger „Makarios“ Oley (Gesang), Thomas Gumprecht (Gitarre), Sven Löbert (Schlagzeug) und Conrad Hoffmann (Bass). In den vielen Jahre Bandgeschichte wurden bereits über 10 Alben herausgebracht. Nach einer Trennung folgte im Jahre 2007 die Reunion. Aktuell arbeitet die Band an ihrem Best Of-Album Vol. 1, welches ausschließlich Songs mit deutschen Texten enthalten soll. Analog dazu ist Vol. 2 mit den englischsprachigem Liedgut in Planung. An diesem frühen Abend gab es ein gemischtes Set. Vom aktuellen Album „Funeral Entertainment“ spielten die Leipziger das goth-rockige „Pale“, „Swimming in dirty water“ und das wavige „Obsession is sad passion“. Aber auch ältere Stücke wie „Das Schiff“ oder „Heimatlied“ zeigten den unvergleichlichen Stil der Band, die ich bis dato noch nie live gesehen hatte.
Setlist DIE ART
Pale
Swimming in dirty water
Obsession is sad passion
The 7th. unneeded aborted start
In the gallery
Heimatlied
Heer Litz
Paradise
Eternal fall
Das Schiff
Alles was dein Herz begehrt
Ein weiterer Grund für unseren Tag an der Parkbühne war die Münchner Band EISBRECHER um Checker Alexx, der mich mit seinem letzten WGT-Auftritt vor zwei Jahren ebenfalls auf der Parkbühne restlos überzeugt hatte. Die Bandmitglieder Noel (Gitarre), Jürgen (Gitarre), Max (Keyboards), Martin (Bass) und René (Drums) und zuletzt besagter Fronter Alexx betraten die Bühne und stiegen mit „Kann denn Liebe Sünde sein“ ein. Das die Münchner ein Publikumsmagnet waren und durchaus die Headliner-Position verdient hätten, bewiesen die unzähligen Massen vor der Bühne, die trotz Regens feiern wollten. Mit Aussagen wie „Regenschirme sind schwul“ oder „Nur die harten kommen in den Garten“ brachte uns Alexx immer wieder zum Lachen. Es war einfach ansteckend, wie energetisch er die Songs performte. Das Publikum fraß dem Frauenschwarm regelrecht aus den Händen. So streckten wir ihm wie gewünscht die Fäuste bei „Antikörper“ entgegen und sangen lautstark im Chor. Die Stimmung stieg immer weiter und es war eine Freude, die Massen beim Abgehen zu beobachten. Aber auch die übrigen Bandmitglieder gaben alles. Mit der Begründung, eher der Schmusetyp zu sein und der Aufforderung „Let me see the Feuerzeug in the Air“ stimmte Alexx das balladeske „Herzdieb“ vom aktuellen Album „Sünde“ an. Natürlich gab es auch wieder „Auszieh“-Rufe, denen Alexx nicht nachkam. Stattdessen sangen wir gemeinsam textsicher „Leider“, „Ohne Dich“ und „Vergissmeinnicht“. Die Stimmung riss nicht ab und kochte über bis zum obligatorischen, brachialen „Miststück“, bei dem Alexx eindrucksvoll rappte und mit offenem Hemd rote Rosen an die Damenwelt verteilte. Mit diesem beeindruckendem Auftritt sollte definitiv eine Headliner-Position in den nächsten Jahren drin sein!
Setlist EISBRECHER
Kann denn Liebe Sünde sein
Nackte Angst
Antikörper
Kinder der Nacht
Herzdieb
Leider
Vergissmeinnicht
Schwarze Witwe
Heilig
Miststück
Nach EISBRECHER änderte sich die Publikumsstruktur und das Durchschnittsalter der noch Anwesenden stieg. Kein Wunder, denn der folgende Headliner CLAN OF XYMOX auf der Parkbühne gehörte vor allem in den 80iger Jahre zu den bedeutendsten Vertretern der Dark-Wave-Szene. Die Band aus dem holländischen Nimwegen wurde 1984 von Ronny Moorings und Anke Wolbert gegründet. Anfang der 90iger Jahre wurde es sehr ruhig um die Band, die erst 1997 ihr Comeback feierte. Aktuell besteht die Band aus Herrn Moorings (Gesang und Gitarre), Mojca Zugna (Bass), Yvonne de Ray (Keyboard) und Mario Usai (Gitarre). Mittlerweile lebt Sänger und Gründungsmitglied Ronny in Deutschland und so folgten an diesem Abend auch viele Ansagen auf Deutsch. Leider störte der andauernde Regen etwas, hinzu kam der nicht besonders differenzierte Sound, der einfach nur zu Wünschen übrig ließ. Der Gesang war viel zu leise eingestellt und insgesamt war der Sound breiig. Einige Fans ließen sich ihren Spaß dadurch nicht vertreiben und feierten zu Klassikern wie „Weak on my knees“ oder „Jasmin & Rose“ ab. Immer wieder wurde die Bühne in eine dichte Nebelwand gehüllt, während die Bassistin Mojca eine besonders gute Figur machte. Das DAVID BOWIE Cover „Heroes“ gehörte genau wie die Stücke „Calling you out“ und „This World“ zur Setlist. Der Auftritt wurde professionell und spielfreudig durchgezogen und der Abend an der Parkbühne würdig beendet.
Copyright Fotos: Cynthia Theisinger
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