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CLAN OF XYMOX – OBSCENITY TRIAL

Ort: Bielefeld - Movie

Datum: 18.10.2006

Mittwoch, der 18.10.2006 – ein trüber Oktobertag. Nach einer etwas stressigen Autofahrt kam ich endlich beim Movie an – der Disko in Bielfeld, die sich selbst auf die Fahnen schreibt, techno- und housefrei zu sein. Das kann mir nur recht sein – und abgesehen von diesem Ausschluss nicht ertragbarer Musik ist das Movie zudem noch gemütlich, zentral gelegen (direkt am Bahnhof) und somit gut zu finden. An diesem Abend sollten zwei Bands auf der Bühne stehen, die beide eine Art Comeback hinter sich haben: Als Hauptact stand der niederländische CLAN OF XYMOX auf dem Programm, der Ende der 90er wieder auftauchte, nachdem er bereits Jahre früher zur Wave-Speerspitze gehört hatte. Am Ende des ausgehenden Jahrtausends hatten sich OBSCENITY TRIAL hingegen getrennt, doch Oliver Wand rief das Projekt Ende 2004 wieder ins Leben. 2006 gab es von beiden Bands ein neues Album, und passend dazu von beiden auch eine große Anzahl Liveauftritte. Einen davon hatten wir an diesem Abend vor uns.

Es mag am Wochentag gelegen haben, denn leider hatte sich bis 20 Uhr nur wenig Publikum eingefunden, und weitere Personen kamen nur allmählich nach. Trotzdem begannen OBSCENITY TRIAL pünktlich ihre Show. Der Aufbau war bereits mit dem CLAN OF XYMOX-Banner versehen, dasselbige von OBSCENITY TRIAL war direkt am Keyboard (auf der rechten Seite der Bühne) befestigt. Nach einem kurzen Intro bekamen die nun schon Anwesenden 30 Minuten Synthie-Pop vom Feinsten – und wussten das leider kaum zu würdigen, denn niemand bewegte sich, die meisten saßen und hörten sich das Ganze aus „sicherer Entfernung“ an. So stellte Oliver Wand nach dem 3. Song fest: Wer sie noch nicht kennen würde – und das wären wohl die meisten hier – könne sich den nächsten Song auf ihrer Homepage als Komplettversion herunterladen. Dabei sind OBSCENITY TRIAL so unbekannt eigentlich nicht – spielten sie vor der Trennung schon mit THE FAIR SEX und SUICIDE COMMANDO. Und auch aktuell supporten sie keine Unbekannten: Erst CLAN OF XYMOX und ab Ende Oktober AND ONE. Und: Nach dem, was sie im Movie gezeigt haben, sind Oliver Wand und der momentan als additional Live-Member agierende Frank Hass dort auch genau richtig aufgehoben. Trotz der trägen Zuschauermasse lieferten die Beiden eine einwandfreie Show ab: Nicht nur, dass Olivers Stimme nicht in den Klängen untergeht, wie man das von anderen Projekten kennt – ganz im Gegenteil, sie verleiht den mehr als tanzbaren Songs genau die richtige Tiefe. Während sich Frank am Keyboard die eher ruhige Rolle gönnte, tobte Oliver über die Bühne- aber auch das konnte das Publikum wortwörtlich nicht vom Hocker reißen. Selbst Schuld, muss ich da sagen. Mit dem letzten Song – dem Titellied des aktuellen Albums „Here and now“, forderte Oliver noch auf, genau das zu tun – im Hier und Jetzt zu leben, und dann verabschiedeten sich OBSCENITY TRIAL um „Platz zu machen für die, auf die ihr eigentlich wartet“ (O-Ton Oliver).

Dass die meisten Zuhörer wirklich für den CLAN OF XYMOX gekommen waren, zeigte sich nach einer schnellen Viertelstunde Umbau. Kaum waren die Bühne eingenebelt und die ersten Klänge des Intros erklungen, rückten die inzwischen etwa 80 Anwesenden zur Bühne vor, und die ersten begannen zu tanzen und zu wippen. Die Niederländer hatten scheinbar trotz der relativ geringen Menge an Zuschauern keine Probleme, eine ähnlich gute Show wie beim M’era Luna dieses Jahr abzuliefern. Ronny zeigte sich wie immer als kein Freund großer Ansagen: Der einzige längere Kommentar in der Ansage zu „Innocent“ bestand darin, diesen Titel für die Anwesenden zu übersetzen (übrigens hört sich „unschuldig“ sehr ulkig an, wenn ein Niederländer es ausspricht..). Für die Herren war natürlich Denise mit ihrer blonden Lockenmähne am Keyboard wie immer eine Augenweide, der Mojca aber nichts nachstand. Beide Damen spielten – voll in ihrem Element – mit viel Spaß an der Freude und gut wie immer (wir wollen ja niemanden auf die Optik reduzieren..). Mit einer Mischung aus neueren, aber auch älteren Songs hielten CLAN OF XYMOX das Auditorium vollständig in ihrem Bann. Ob „Calling you out“ (vom neuen Album) oder die älteren „This world“, “ Muscoviet Mosquito“ sowie „There’s no tomorrow“ – Ronny und die anderen rockten sich von einem Titel zum nächsten. Oder zumindest fast – denn zwischendurch musste der Fronter immer wieder in der Setlist (?) nachsehen, was als nächstes dran ist (die Setlist bestand offenbar aus einem wilden Zettelhaufen, der in der Nähe der Keyboards lag). Chaotisch, aber sehr sympathisch – CLAN OF XYMOX eben. Ein einziges Manko war vielleicht, dass die Musik streckenweise zu laut aus den Boxen dröhnte, zumindest für das eher kleine Movie.

Nachdem die Jungs und Mädels die Bühne das erste Mal verlassen hatten, wurden erstaunlicherweise keine „Zugabe“-Rufe laut, dafür gab es aber rhythmisches Klatschen auf die Ohren. Trotzdem verstand die Band natürlich, was gefordert wurde: Mehr! Und so bekamen wir nicht eine, nicht zwei, sondern ganze 6 Zugaben in 2 Blöcken. „Into extremes“ und dazu noch einige ältere Stücke – was durchaus Begeisterung hervorrief. Mit „Stranger“ zum Abschied winkte Ronny ein letztes Mal in die Runde und CLAN OF XYMOX verließen endgültig die Bühne – wie er vorher schon angemerkt hatte, müssten die meisten ja vermutlich am anderen Tag wieder arbeiten, und viertel nach 10 war somit eine noch humane Zeit, um sich wieder auf den Heimweg zu machen.

Insgesamt ein extrem tanzbarer, angenehmer Konzertabend und zwei Bands, die sich wirklich lohnen – dafür ist man auch gerne mal an einem Donnerstag etwas müder als sonst.. Wenn demnächst IN STRICT CONFIDENCE und FROZEN PLASMA das Movie beehren, dürfen gerne mehr kommen, um zu zeigen, dass es sich lohnt „schwarze“ Acts nach OWL zu holen.

Setlist OBSCENITY TRIAL
Intro
World
Seven Nation Army
Your Skin
Never Too Late
All That`s Left
Here And Now

Copyright Fotos: Carola Kruse

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