Ort: Köln - Prime Club
Datum: 12.01.2006
Donnerstag, 12. Januar 2006, 21:00 Uhr – Ein kleiner, sehr gut besuchter Club in Köln – Sechs Schweden Mitte Zwanzig betreten die Bühne. Es handelt sich um CALM CHAOS, die Vorgruppe von CLAWFINGER. Bis auf Sänger Patric und Drummer Nizze tragen alle weiße Kochjacken, und die Show kann beginnen. Harte Gitarren Riffs sind zu hören. Die Menge beobachtet teils skeptisch, teils schon kopfwippend das Geschehen und scheint durchaus angetan. Die Jungs spielen ihr Repertoire gut, die Menge geht immer mehr mit und lauscht den Liedern über „Liebe“ und „Business Men“. Gitarrist Johnny läuft zur Höchstform auf und genießt es sichtlich, dem Publikum aus nächster Nähe seine Gitarrenkünste vorzuführen, während sich Sänger Patric und Gitarrist Dannie beim Singen perfekt ergänzen. Nach neun Liedern und einer kurzen Zugabe („Quick“) gehen die Jungs dann nach einer halben Stunde von der Bühne und können durchaus mit ihrer Show zufrieden sein. Das Publikum ist zum Schluss gut mitgegangen, aus einfachem Kopfwippen ist direkt vor der Bühne eine springende Menge geworden. Ein Gast Ende 30 hat die Jungs sogar mit CLAWFINGER verwechselt „Ich hab’ die ja noch nie gesehen. Hatte mich auch schon gewundert, dass die alle noch so jung sind… aber die Jungs haben echt mehr verdient!“
In der Umbaupause füllt sich der Platz vor der Bühne, der sonst die Tanzfläche ist. Nun sieht man, dass ein bunt gemischtes Publikum gekommen ist, um sich die Skandinavier anzusehen. Männer und Frauen unterschiedlichsten Alters und Optik sind gekommen. Grufties genau so wie einige Metaller, Männer mit Jacket und Rolli sowie Cappie-Träger. Jungs Anfang Zwanzig und Jungs Ende Dreißig, die CLAWFINGER wohl schon in ihrer Jugend gehört haben. Um 22.05 Uhr geht endlich das Licht aus. Die allen bekannte Melodie aus dem gleichnamigen Bondfilm „Goldfinger“, zu der seinerzeit auch schon DIE KRUPPS auf die Bühne gekommen sind, ist zu hören. Allerdings lautete der Text diesmal logischerweise „CLAWFINGER“. Es geht los! Gut gelaunt betritt die Band um Sänger Zak Tell die Bühne und spielt ihr erstes Lied „What we´ve got is what you´re getting“, gefolgt von dem Stück, das der Tour (und der neuen CD) seinen Namen gegeben hat „Hate youself with style“. Um die Menge, die bei den beiden Liedern bereits bestens mitgefeiert hat, noch mehr in Stimmung zu bringen, folgt nun eine rein musikalische Headbang-Einlage, die vom Publikum, wie nicht anders zu erwarten, bestens angenommen wird. Bei „Two Sides“ von der 1997er CD, die schlicht und einfach nur „Clawfinger“ heißt, besteigt Zak die Boxen auf der Bühne und ist nun endlich für fast alle sichtbar. Er trägt wie so häufig Trainingshose und Muskelshirt, dazu eine dicke silberne Halskette. Der SWEDEN-Schriftzug auf seinem Shirt erklärt allen, die es bis dahin nicht wussten, das Herkunftsland der Band. Weiterhin auf den Boxen thronend und mit dem für Zak sicherlich charakteristischen irren Mimenspiel wird das nächste Lied „Recipe for hate“ (von der „Zeros & Heroes“) für alle gespielt, die auch schon vor nun mehr drei Jahren auf den letzten Konzerten dabei waren. Die Menge gibt inzwischen vor der Bühne fast alles. Belohnt werden sie mit einem weiteren Song von der 2003er Scheibe: „World Domination“, um gleich ein weiteres Lied von der neuen Platte hinterher zu schieben. „Dirty Lies“ widmet Zak allen, die sich in diesem Songtext wieder erkennen.
Sichtlich in guter Stimmung nimmt Frontmann Zak zwischen den Liedern immer wieder den Kontakt zum Publikum auf. „Are you ok“-Rufe wechseln sich mit den Liedansagen ab. Nach „Money Power Glory“ und „God is dead“ werden um 22.35 Uhr die ersten Crowd-Surfer aktiv, welche immer wieder bei den fünf Jungs aus Schweden auf der Bühne landen und dort für gute Stimmung sorgen. Lediglich Zak kann nicht wie Bassist André Skaug und Gitarrist Bard Torstensen über die Jungs grinsen, die auf die Bühne kommen, denn er muss während „Nothing going on“ immer wieder seinen Platz auf den Boxen verlassen und die Surfer auffangen. Hey-hey-hey-Rufe leiten „The faggot in you“ ein, und nun muss auch Zak anfangen zu grinsen, denn einer der Surfer scheint sehr imposant auf der Bühne gelandet sein, um gleich wieder mit einem Sprung in die Menge zu verschwinden. Nach „Breakout“ folgt „Catch me“ von der Debüt-CD „Deaf Dumb Blind“ von 1993. Zak gibt seine Songs immer wieder auf den Boxen oder mit der für ihn typischen Hand auf dem Kopf zum Besten. Henka Johanssen, der Drummer, ist, wie wir später von Zak erfahren, mal wieder betrunken und dies sei auch einer der Gründe dafür, dass er immer so weit hinten sitze. Die Band besinnt sich nun auf ihre Wurzeln und spielt zwei weitere Songs ihrer ersten Scheibe. Auf „Rosegrove“ folgt „Nigger“, für viele vielleicht ihr bekanntestes Lied. Dies mag auch einer der Gründe sein, warum Zak nach diesem Song die Menge im Moshpot bitten muss, aufeinander aufzupassen. Mit „Right to Rape“ ist man gegen 23.00 Uhr dann wieder in der Gegenwart angekommen. Auf „Burn in hell“ von 2001 folgt „Biggest & the best“, der letzte Song bevor die von Zak angekündigte Routine kommen würde: Der Besuch des Dressingrooms, um anschließend wieder herauszukommen.
Um 23.20 verlassen die Schweden dann also die Bühne. Die Menge wartet zunächst außergewöhnlich still. Der Shouter hatte ja bereits angekündigt, dass man wiederkommen werde, wozu also applaudieren oder gar jubeln? Doch dann folgen Pfiffe, Zugabe- und Clawfinger-Rufe, und die Band lässt auch gar nicht lange auf sich warten. Anstelle jedoch einer weiteren Eigenkomposition spielen Drummer und Gitarrist aber das bestens bekannte Lied aus den 80ern „Life is life“, der Stimmung schadete es nicht. „Without a case“ ist die erste „richtige“ Zugabe, gefolgt von „Tomorrow“ von der „Use your brain“, der zweiten Clawinger-VÖ aus dem Jahre 1995. Doch die hoch motivierten Schweden gehen noch einmal zurück zum Anfang, und um halb zwölf spielen sie „The truth“. Inzwischen sieht man nicht nur Sänger Zak, sondern auch Keyboarder Jocke Skog, der seinen Kumpel bei den Songs immer wieder verbal unterstützt hat, und Bassist André auf den Boxen stehen. Das Publikum ist ein einziger, gemeinsam im Takt springender Haufen. Seine gute Kinderstube stellt der Herr im Sweden-Shirt unter Beweis, als er auf der Bühne landende Shirts nicht einfach wieder fort wirft, sondern höflich fragt, ob er das „sweaty shirt“ behalten dürfte. Mit „Feel free to sing along“ wird das letzte Lied des Abends angekündigt. „Do what I say“ ist ein krönender Abschluss für ein wirklich gelungenes, geiles Konzert. Die Menge singt mit, die komplette Band steht inzwischen auf den Boxen und ist arbeitslos. Ein nicht aufhörendes „when I grow up there will be a day, when everybody has to do what I say“ des Publikums dröhnt bis um 23.45 durch den Prime Club in Köln, und die Band verlässt, selbstverständlich nicht ohne sich mehrfach zu bedanken, die Bühne. Kondenswasser tropft von der Decke…
Setlist CLAWFINGER
Intro: Goldfinger/ Clawfinger
What we’ve got is what you’re getting
Hate yourself with Style
Two Sides
Recipe for Hate
World Domination
Dirty Lies
Money Power Glory
God is dead
Nothing going on
The Faggot in you
Breakout (Embrace the child inside you)
Catch you
Rosegrove
Nigger
Right to rape
Burn in Hell
Biggest & the Best
Life is Life
Without a case
Tomorrow
The Truth
Do what I say
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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