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CLIENT – ANDREW FLETCHER (DJ-SET) – KAYCEE

Ort: Köln - Stadtgarten

Datum: 03.11.2003

Nach dem akustischen Ohrenschmaus im Bielefelder Uni Max am Vortag stand für Terror-Verhältnisse wieder ein ungewöhnlicher Konzertabend an, dieses mal in Köln. Dort sollte es ein Wiedersehen mit KAYCEE geben, die bereits in Bielefeld als Vorgruppe von CAMOUFLAGE überzeugen konnten. Zunächst wurde nach leichten internen Diskussionen eine Dönerbude ausgesucht, die sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen aber als Flop erwies (werde hier keine Namen nennen). Direkt um die Ecke liegt der Stadtgarten an der Venloer Strasse, ein anständiger Schauplatz für die abendliche Musikveranstaltung, der größentechnisch so knapp 300 Leute fassen kann. Als wir kurz vor 21 Uhr eintrafen, war die Tür zum Konzertsaal noch geschlossen, davor wartete ein überschaubarer Haufen von coolen Kölnern, DEPECHE MODE-Fans und Alternativen. Um 21 15 Uhr enterten wir den Laden, um uns gleich direkt vor der Bühne Platz zu verschaffen. Immerhin sieht KAYCEE-Sängerin Jette recht verführerisch aus, das kann man auch mal näher in Augenschein nehmen.

Ein paar Minuten später ging es los und ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, denn Jette hatte tatsächlich wieder dasselbe lange (enggeschnittene) rote Kleid aus Bielefeld an, sie wird es aber bestimmt vorher gewaschen haben. Auch die beiden synthetischen Mitstreiter links und rechts wurden wieder in weiße T-Shirts gehüllt, um dann Bilder darauf zu projizieren. Nett, aber für die nächste Tour überlegt ihr euch dann was neues, o.k.? Viel schlimmer war der kleine Haufen Groupies direkt vor der Bühne, die alles lautstark mitsingen mussten (natürlich grottenschlecht). Besonders übel ein Halb-Yuppie mit Handy-Fotoapparat, den er sogar bedienen konnte und Jette elendig lang ins Gesicht hielt. Musikalisch kam die Melange aus House, Synth Pop und Lounge Grooves wieder sehr gut an, so dass es nachher sogar eine Zugabe gab. Davor spielte man sich durchs Debüt-Album mit den Highlights „Beg for More“, der neuen Single „The Truth“, „Unsolved Mysteries“ sowie dem Cover „Love will tear us apart“ als Rausschmeißer des regulären Sets. Toll finde ich ja dieses merkwürdige Musikinstrument, welches wie eine Antenne aussieht und mit den Händen bedient wird, so dass eigenartige Schwingungen entstehen. Soll ein Russe erfunden haben und das Teil heisst „Theremin“.

Danach kam der Mann, auf den sehr viele im Publikum gewartet haben: Andy Fletcher von DEPECHE MODE und Manager des Hauptacts CLIENT auf seinem Toast Hawaii-Label. Er sollte mit einem DJ-Set die Zeit zwischen den beiden Formationen überbrücken, war aber für viele DIE Attraktion des Abends. Leicht pummelig und mit studentischer Brille ausgestattet zeigte er dennoch, dass er über einen guten Musikgeschmack verfügt und GROOVEN kann. Einige Zuschauer hingen geradezu an seinen Lippen und Bewegungen. Ein wenig komisch mag er sich wohl vorgekommen sein, wie er da einfach nur stand, mit Platten und CDs jonglierte und hin und wieder zu Zigarette (Marlboro Light) und Bier griff. Dann und wann sang er auch ein wenig mit bzw. feuerte die Leute an. Zu seinem Set gehörten Stücke von THE CURE, FAD GADGET und sogar KYLIE MINOGUE („Can’t Get You Out Of My Head“ zusammengemixed mit „I feel loved“ von DM!). Als er dann eine DM-Platte hervorzauberte verwandelten sich die meisten Anwesenden in Strahlemänner, „Master and Servant“ war der Klassiker, der da durch den dunklen Stadtgarten hallte. Nebenbei begrüßte Andy auf der Bühne auch noch Jonathan Kessler, den Manager von DEPECHE MODE.

Schließlich war es so weit: CLIENT betraten die Bühne und sie taten dies zu viert. Neben Kate Holmes (früher bei TECHNIQUE, die auch schon mal für DM eröffneten) und Sarah Blackwood (Ex-Sängerin von DUBSTAR) noch ein Gitarrist/ Bassist und ein kräftiger Knöpfchendreher im Hintergrund. Wie gut informierte Kreise zu berichten wussten, flogen Andy und seine Mädels (auch Client:A, Client:B und Client:F genannt) im Billigflieger von Eurowings nach Deutschland und übernachteten auch nicht gerade im teuersten Hotel. Rock’n’Roll also! Das Outfit erinnerte an osteuropäische Frauengefängnisfilme, die aparten Damen traten im Khaki-Look mit knielangem Rock und roten Stöckelschuhen auf. Da man bis dato nur über eine CD verfügt, auf der auch noch Instrumentals drauf sind, wurden im regulären Set nur 8 Stücke zum besten gegeben, die eine Hälfte mit Bass, die
andere mit Gitarre, was live richtig schön druckvoll rüberkam. Hier die Setlist:

Client
Price of love (die bekannte erste Single)
Diary of an 18 year old boy
Pills
Daredevil
Happy
Rock and Roll Machine
Here and now

„Daredevil“ stammt im übrigen von der Rock and Roll Machine-Maxi. Auch wenn mir nicht alle Stücke geläufig waren, so überzeugte man doch mit tollen und sehr lasziven Bewegungen, Minimal-Elektro und Synth-Pop-Einflüssen im modernen Gewand. Das sahen die Zuschauer genauso, die vor der Bühne ihre Körper hin und her wiegten. Die lautstark erwünschte Zugabe fand natürlich auch statt und nach SENTENCED, den MURDERDOLLS und den DEATHSTARS versuchten sich auch Kate und Sarah an Billy Idols „White Wedding“.

Danach war aber mitnichten Schluss, Andy (bei dem sich die Mädels innig bedankten) startete den zweiten Teil des DJ-Sets mit NEW ORDER („Blue Monday“), wir aber verschwanden ins Dunkel der Nacht, denn die Uhr rückte auf 12 vor… Fazit: 3 stimmlich wie körperlich tolle Frauen, ein außergewöhnliches Musikinstrument, ein äußerst sympathisches DM-Mitglied und ein geradezu peinlich auf Hipness bedachtes Publikum – Mehr kann man doch von einem Montag Abend nicht erwarten, oder?

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