Ort: Hannover - Café Glocksee
Datum: 13.04.2007
Wie könnte ein sonniges Wochenende besser starten als mit einem genialen Konzert am Freitag Abend? Für unser Terror-Trio stand die Antwort ganz außer Frage und so hieß es mal wieder auf den bundesdeutschen Autobahnen Kilometer fressen. Allerdings hätten wir gern gewusst, ob es auf Litauens Straßen überhaupt noch LKWs gibt, die schienen nämlich alle mit uns im Stau zu stehen. Letztlich sind wir dann aber doch glücklich im Hannoveraner Café Glocksee angekommen, das versteckt im Hinterhof eines alten Fabrikkomplexes liegt, wo sich jetzt allerhand alternativer Projekte und verschiedene kulturelle und soziale Einrichtungen tummeln. Neben den von uns hoch geschätzten Damen von CLIENT erwartete uns noch ein Opener aus der Hessen-Metropole Frankfurt, der mir bis dato gänzlich unbekannt war.
Um 22.15 Uhr war es dann soweit: In der inzwischen gut gefüllten Szene-Lokalität enterten Joseph Love und Miss Suzie Revolver die Stage. Die beiden präsentierten einen Techno-Electronica-Mix, bei dem Miss Revolver in erster Linie den Gesangspart übernahm, bei dem sie hier und da auch von ihrem männlichen Begleiter stimmlich unterstützt wurde, der sich ansonsten darauf konzentrierte, seinem Elektronikbaukasten wummernde Beats zu entlocken. Die ersten 15 Minuten verstrichen ohne ein einziges Klatschen im Publikum, was wohl weniger daran lag, dass der ziemlich basslastige Sound nicht ankam – vereinzelt wurde zu den monotonen Klängen durchaus auch getanzt – sondern daran, dass die einzelnen Songs fließend ineinander übergingen und bis auf eine ganz kurze Begrüßung am Anfang auch keine Ansprache durch die Protagonisten auf der Bühne stattfand. Da der Support auch nicht wirklich angekündigt war, werden viele der Anwesenden vermutlich bis jetzt nicht so recht wissen, wer sie da eigentlich eine halbe Stunde lang beschallt hat. Ihren Bandnamen JOYSTICK EXPERIENCE hat das Duo jedenfalls zu keinem Zeitpunkt genannt. Zum Ende wurde es dann noch einmal etwas rhythmischer, insgesamt fehlte mir bei dem Gig jedoch ein wenig Abwechslung und teilweise waren die Bässe einfach unangenehm laut.
Nun folgte eine verhältnismäßig lange Pause, angesichts der Tatsache, dass praktisch kein Umbau vonnöten war. Das Glocksee verwandelte sich derweil in eine überfüllte Sauna, viel mehr als die ca. 150 Anwesenden dürfte die Location nicht fassen. An vorderster Front haufenweise Fotographen, welche den Tourauftakt der hübschen Ladys dazu nutzen wollten, sie auf digitalen Bits und Bytes festzuhalten. Kurz nach 23 Uhr war es dann endlich soweit: Client A, B und E nahmen ihre Plätze hinter Mikro, Bass und Keyboard ein, doch da war auch noch ein viertes Ensemble Mitglied, trotz androgynen Aussehens tatsächlich ein Mann! Er bediente ausschließlich im Hintergrund agierend die Gitarre, wobei er ein ums andere Mal technische Probleme mit seinem Instrument hatte. Die Mädels präsentierten sich natürlich wieder im strengen Einheitslook: Schwarze Röcke, olive Hemden mit Bandlogo-Aufdruck und Sängerin Sarah Blackwood mit schwarzen Handschuhen und sehr hübscher Kurzhaarfrisur. Die Engländerinnen sind ja seit ihrem letzten Album „Heartland“ beim deutschen Label Out of Line angestellt, was ihrer Popularität durchaus nicht geschadet hat. Dementsprechend stand auch das Set im Zeichen dieses Werks und man startete mit „Where’s the rock and roll gone“ durch, gefolgt von „Monkey on my back“ und „Lights go out“. Einen kleinen Versprecher – „Hello Krefeld“ – korrigierte Client B derart charmant, dass ihr niemand böse sein konnte, derweil ihre Alpha-Kollegin Kate Holmes immer noch ein wenig schüchtern hinter ihren Tasten wirkt. Das hielt die Damen natürlich nicht davon ab, neckisch miteinander zu posieren, kaum eine Formation versprüht eine derart laszive Erotik. „Emily Strange“ am Bass verfügt ob ihrer Wurzeln (japanisch/ skandinavisch/ deutsch) über eine sehr eigenwillige Aura, die perfekt mit der optischen Gesamtinszenierung harmoniert. Zurück zur Musik: Mit „The Price of Love“ folgte ein erster älterer Titel, ebenso abgefeiert wie „Here and now“ oder das melancholische „Radio“. Trotz nachfolgender Beteuerung „It’ not over“ bildete die aktuelle Single „Drive“ dann aber bereits das Ende des regulären Teils.
Die erste Zugabe, bestehend aus dem bandeigenen Klassiker „In it for the money“ sowie „Heartland“ ließ aber nicht lange auf sich warten und die Klientinnen widerlegten so nebenbei die These, dass Schweißflecken nicht anziehend wirken können. Nach abermaligen Anfeuerungsrufen präsentierte man zu guter letzt noch die „Rock and Roll Machine“ – die Setlist hätte theoretisch noch mehr hergegeben, doch Sarah und Kate verabschiedeten sich verschmitzt und wandelten schnurstracks zum Merchstand, wo sie eigenhändig Devotionalien verscherbelten. Das ist wahre Fannähe. Bis auf die relativ kurze Spielzeit von knapp 70 Minuten (wo war beispielsweise „Down to the Underground“?) ein Augen- und Ohrenschmaus erster Kategorie von unseren „Lieblings-Elektronikerinnen“!
Setlist CLIENT
Where’s the rock and roll gone
Monkey on my back
Lights go out
Price of love
Pornography
Zerox machine
Client
Get your man
Here and now
Radio
It’s not over
Drive
In it for the money
Heartland
Rock and roll machine
Copyright Fotos: Jörg Rambow/ Karsten Thurau
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.