Konzert Filter

CLIENT – KLEE (JUICY BEATS 12)

Ort: Dortmund - Westfalenpark

Datum: 28.07.2007

Das Wetter zeigte sich an diesem Samstag Morgen nicht gerade von seiner besten Seite: Der Himmel war grau verhangen und regnerisch, nicht eben die idealen Voraussetzungen für ein Open-Air, wie es heute in den Anlagen des Westfalenparks stattfinden sollte. 70 DJs, 50 Liveacts und 14 Floors inkl. 6 Livebühnen bildeten die Eckpfeiler für die 16 Stunden des inzwischen größten Electronic-Music-Open-Air NRWs, das in diesem Jahr seinen zwölften Geburtstag feiern konnte.

Leider war mir aus terminlichen Gründen nur ein kleiner Einblick ins musikalische und kulinarische Parkgeschehen vergönnt, so dass ich lediglich den Auftritt von KLEE auf der großen Konzertbühne, die entsprechend des Festivalnamens mit einem Apfel gekennzeichnet war, verfolgen konnte. Wer wollte, bekam jedoch auch bei weiteren Obstsorten ab den Mittagsstunden reichlich Musik unterschiedlichster Prägung auf die Ohren und konnte sich auf dem weitläufigen und sehr schönen Gelände mit allerlei Leckereien stärken oder die tatsächlich hervorgekommene Sonne genießen. Doch zurück zu KLEE, von denen allerdings bei meiner Ankunft um 16.00 Uhr an der Apfelstage weit und breit nichts zu sehen war. Grundsätzlich auch nicht ungewöhnlich, war ihr Gig doch erst für 16.30 Uhr terminiert, jedoch hantierte man auf der Bühne mit einer Harfe und ganz eindeutig sah es so aus, als spielte dieses Instrument im Folgenden eine gewichtige Rolle. Das Rätsel löste sich wenig später auf, indem sich eine junge Dame aus Dortmund vorstellte und erklärte, sie sei als Umbaupausenuntermalung engagiert und würde ein wenig Harfe spielen. Gesagt – getan! Ein Viertelstündchen lauschten die Anwesenden durchaus wohlwollend den eher ungewohnten Klängen, dann verabschiedete sich die langmähnige Aktrice schon wieder von ihrer Zuhörerschaft und machte Platz für den finalen Soundcheck der Domstädter, die um 16.40 Uhr ihre Wirkungsstätte betraten. Suzie Kerstgens beeindruckte einmal mehr mit einem extravaganten Outfit bestehend aus einem roten Lackmantel, silberfarbenen Stiefeln, die stark an Discokugeln erinnerten und einem dazu passenden Stirnband aus ähnlich wirkendem Material. Für eher dezente Kleidung hatten sich ihre vier Herren entschieden, als da wären Tom Deiniger an der Gitarre, Sten Servaes an den Keys, Stefan „Pele“ Götzer am Bass und Daniel Klingen an den Drums. Wesentliches Merkmal eines KLEE-Konzertes sind die spontanen und teilweise sehr kruden Ansagen und Einlagen von Frau Kerstgens, so dürfte es die Fans auch nicht weiter gewundert haben, dass die Frontfrau sich an diesem Samstag Katja nannte. Ansonsten hielt sich die blonde Sängerin jedoch mit ihren wahnwitzigen Geschichten zurück, was vermutlich an der knapp bemessenen Zeit gelegen haben wird. Stattdessen starteten die Kölner mit einem Song ihres letzten Albums „Zwischen Himmel und Erde“, welches im vergangenen Jahr erschienen ist. Bevor „Tausendfach“ vom Vorgänger „Jelängerjelieber“ gespielt wurde, betonte Suzie äh Katja ausdrücklich, dass sie mit ihrem Nachmittagstermin auf der Apfelstage sehr zufrieden seien, da sie so selbst noch ausgiebig feiern könnten und sorgte dann dafür, dass mit dem Feiern und Abtanzen schon mal begonnen werden konnte. Zu „Mein Geheimnis“ wurde es wohl etwas warm unter dem Lackmantel, der daraufhin auch fallen musste. Es offenbarte sich ein kurzes, schwarzes Glitzerkleid mit Bündchen am Saum und der Tendenz, von den Schultern zu rutschen. Nach diesem ausgelassenen Beginn wurde es mit „2 Fragen“ etwas ruhiger und Suzie nahm zum Singen zeitweilig sogar auf einer der Monitorboxen Platz. Lange hielt es die quirlige Blondine jedoch nicht still sitzend aus und bald schon fand man am Boxenturm wieder, wo sie auch zu einem ihrer berühmten Monologe ansetzte. Quintessenz war der Song „Unsinkbar“, den Bassist Pele, der übrigens in Dortmund wohnt, von seiner alten Band ASTRAKID mitgebracht hatte. Um das Stück angemessen vortragen zu können, tauschte er seine Position mit Tom, griff zur Gitarre und legte von Suzie gesanglich unterstützt los. Offensichtlich kannten einige der Anwesenden den Text ebenfalls, es wurde munter mitgesungen, auch wenn die hinteren Reihen insgesamt ein wenig zurückhaltend waren. Während Suzie bei Klubkonzerten zum folgenden „Lichtstrahl“ (vom 2003er Debüt „Unverwundbar“) gern mit Taschenlampen hantiert, fühlte sie sich heute wohl eher von der Sonne geblendet und verband sich mit ihrem Stirnband die Augen, um praktisch blind über die Bühne zu hüpfen und mit silberfarbenen Puscheln in Cheerleader-Manier aufzutreten. Zu „Bis an den Rand der Klippen“ gab’s noch eine Luftgitarreneinlage am Mirkoständer – Suzie war zweifelsfrei ganz in ihrem Element. Dazu passte dann auch die Ansage, man käme nun zum schönsten Teil des Tages, schließlich sei es schon nach 16.00 Uhr und Wochenende, Grund genug, um sein Glas zu erheben. Also machte sie sich auf die Suche nach einem Bier, trank auf das Publikum, den Frieden in der Welt und auf die heißeste, fröhlichste, durchtanzteste Nacht in Dortmund und leerte das Glas in einem Zug. Mit dem legendären „Gold“ näherte sich die Stimmung und leider auch der Auftritt seinem Höhepunkt und Ende. Selbst weiter hinten wurde fröhlich mitgetanzt und gesungen, auf der Bühne noch mal alles gegeben, Suzie räkelte sich an Stens Keyboard und bewies noch einmal ihre Beweglichkeit, bevor ein Glitterregen das Ende der Vorstellung besiegelte. Wie es schien, war heuer keine Zeit, die Glitterkanone zu bestücken (was auch eine recht aufwändige Angelegenheit zu sein scheint, wie ich von weitem schon mal verfolgen konnte). Stattdessen wurde einfach mal ein Schuhkarton geleert, so gelangten die goldigen Schnipsel zwar nicht ins Publikum, aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

Leider konnten aufgrund der fortgeschrittenen Zeit keine Zugabewünsche mehr erfüllt werden, die dargebotenen 50 Minuten waren jedoch ein schöner Querschnitt durch die KLEE-Diskografie. Bei so viel Herzlichkeit und Spielfreude auf der Bühne hatte die Sonne natürlich auch zu scheinen, der Samstag war gerettet!

3 Stunden später stand der zweite vom Terrorverlag Team sehnlichst erwartete Gig an. Die britischen CLIENT wollten auf der Ananas aka Indie/ Electroclash Stage ihre Aufwartung machen und stellten einen sehr illustren Gast in Aussicht. Dazwischen konnten wir noch kurze Eindrücke von SHITDISCO (sehr laut und sehr voll) sowie GUS GUS aus Island mitnehmen, die auf der Hauptbühne und in sehr eigenwilligen Kostümierung ihre elektronischen Visionen verbreiteten. Die Zuschauermenge hatte sich zwar gegen 20 30 leicht reduziert, doch anhand der Klamotten konnten einige eingefleischte CLIENTen ausgemacht werden, unter den Fans auch lokale Prominente wie DER KÜNSTLICHE DILETTANT. Das aufgebaute elektronische Schlagzeug im Hintergrund deutete es bereits an: Hier und heute sollten die Mädels von niemand Geringerem als Robert Görl unterstützt werden. Der Mastermind der DEUTSCH-AMERIKANISCHEN-FREUNDSCHAFT gehört sicherlich zu den Szene Ikonen schlechthin, wenngleich wohl nur einige Eingeweihte vor Ort mit seinem Namen etwas anfangen konnten (und diesen auch immer wieder skandierten!). Mit etwas Verspätung war es dann schließlich so weit und schnell wurden drei interessante Dinge deutlich: Robert hat sich für seine 52 Jahre fantastisch gehalten, Client E alias Emily Strange war heute leider nicht mit von der Partie und die roten Oberteile von Kate und Sarah kleiden ganz vorzüglich – sonst ist ja meist „uni“ angesagt. Ohne große Umschweife ging es gleich mit einem Hit-Tripel der „City“-VÖ los: „In it for the Money“, „Radio“ und „Down to the Underground“ sorgten sofort für gute Laune und ordentlich Bewegung in den ersten Reihen. Frau Blackwood konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen, während sie ansonsten ihrer bekannt ausdrucksstarken Bühnenperformance nachging. Katie hingegen bearbeitete wie immer etwas schüchtern wirkend ihre Synthies, schaltete sich aber auch manchmal mit ein paar Backings ins Geschehen ein. Immer wenn ihre Partnerin zum Körperkontakt in ihre Ecke „schwebte“, schien ein Leuchten von ihrem Gesicht Besitz zu ergreifen. Um es mal etwas weniger prosaisch auszudrücken: Die beiden hatten ihren Spaß, wenngleich das hier und heute sicher überwiegend nicht „ihr“ Publikum war. Robert bearbeitete die E-Felle gelassen und präzise, eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ihn 1989 ein heftiger Autounfall diesbezüglich schwer behindert hatte. Zur ca. einstündigen Setlist gehörten u.a. noch „Pornography“, „Price of Love“ und „Lights go out“, bevor man sich mit dem passend betitelten „It’s not over“ vom aktuellen „Heartland“-Werk verabschiedete. Was wir dann auch vom Juicy Beats taten, denn leider langte es nicht mehr zu einer Zugabe. Das Konzept des Open Air Festivals mit seinen vielen Bühnen und Stilrichtungen war einmal mehr aufgegangen, wenn man die durchweg zufrieden wirkenden Besucher unterschiedlichster Couleur in Betracht zieht. Mal sehen, welche Künstler es das nächste Jahr nach Dortmund verschlägt.

Setlist KLEE
Die Stadt
Tausendfach
Liebe mich Leben
Mein Geheimnis
2 Fragen
Für alle, die
Unsinkbar
Lichtstrahl
Dieser Fehler
Bis an den Rand der Klippen
Nicht immer aber jetzt
Gold

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu CLIENT auf terrorverlag.com

Mehr zu KLEE auf terrorverlag.com