Ort: Leipzig WGT Schauspielhaus
Datum: 14.05.2005
17:00 – Nachdem Harald Löwy sein eigenes Projekt CHANDEEN letztes Jahr zum Bedauern der Freunde des Heavenly Voices-Genres ad acta gelegt hat, konzentriert er sich nun voll auf die Arbeit für sein vor noch nicht allzu langer Zeit gegründetes Label „Kalinkaland“, auf dem er jüngeren Bands der verträumt-romantischen Klänge die Chance bietet, ihr Können in größerem Rahmen zu präsentieren.
ELANE aus NRW sind eine dieser Neuentdeckungen des Labels, die Anfang diesen Jahres mit ihrem Debüt „The Fire Of Glenvore“ aufwarten konnten. Der Titel hält, was er verspricht: Ethno-Folk-beeinflusste Klänge bilden den Soundtrack für eine Reise in ferne F(Ph)antasy(ie)welten. Auch die zwei Auftritte auf der Ring*Con in Fulda im Oktober diesen Jahres untermauern dies deutlich. Über allem schwebt die einprägsame, tiefe (Alt-)Stimme Jorans, die sie aus der Masse der hohen Frauenstimmchen heraushebt. Auch wenn es musikalisch eine ganz andere Richtung ist, aber die Stimme erinnert mich zuweilen an BELINDA CARLISLE („Heaven On Earth“ oder „Leave A Light On“ dürften manch einem vielleicht noch ein Begriff sein). Dass ELANE noch am Anfang ihrer „Karriere“ stehen, machte der Auftritt im Schauspielhaus deutlich: Die Performance wirkte insgesamt doch noch etwas unbeholfen und wenig lebendig, die Instrumentierung noch nicht übermäßig facettenreich, der Bühnenaufbau uninspirierend. Dennoch war das Potential erkennbar und es bleibt zu hoffen, dass das Trio, das neben der Sängerin noch aus einem Keyboarder und einem Gitarristen besteht, aus seinen Erfahrungen lernt.
18:10 – Weitergehen sollte es mit der Neoklassikformation STOA. Olaf Parusel gehört bereits zu den alten Hasen unter den Neoklassikern innerhalb der Szene – seine beiden Erstlingswerke „Urthona“ und „Porta VIII“ gehörten zu den Vorzeige-Veröffentlichungen des einst größten deutschen Heavenly Voices-Labels „Hyperium“. Mittlerweile sind beide Alben dank Frank D´Angelo alias „Alice In…/Dark Dimensions“ wieder erhältlich, ebenso wie ein neuerer Tonträger namens „Zal“, der allerdings an die beiden erstgenannten CDs nicht ganz heranreicht. Auch auf dem WGT sind STOA, zu denen auch noch die klassisch ausgebildete Sängerin Antje Buchheiser und die Cellistin Christiane Fischer zählen, inzwischen Stammgäste: Ihr Platz im Programm des Schauspielhauses ist mehr oder weniger gesetzt! Wenn man Stoa bereits zum vierten Mal im Rahmen des WGTs sieht (wobei das erste Konzert in der Krypta des Völkerschlachtdenkmals das wirklich „unvergessliche Ereignis“ bleiben wird), offenbaren sich einem nur noch wenige überraschende Momente – nomen est omen. Zur Belebung der sonst statischen Aufführung gab es aber auch dieses Mal wieder diverse Fotos und (erstmals) kurze Bewegtbild-Sequenzen aus den Bereichen Religion, Kunst, Natur und Mystik zu bewundern. Beschränkte sich die Multimedia-Show in der Vergangenheit auf eine reine Diashow, wirkte die diesjährige Visualisierung dank einem (vermutlich zum Einsatz gekommenen) Werkzeug à la „Magix Foto Deluxe“ etwas dynamischer.
Immer wieder zauberhaft, allerdings sind 60 Minuten dann auch ausreichend, denn sonst wirkt die Show aufgrund ihres Stils doch etwas strapaziös. Und eine Rüge muss auch noch erteilt werden: Von der Empore (allerletzte Reihe), auf der ich zum ersten Mal sass und somit die Vogelperspektive auf die Bühne bewundern konnte, liess sich eindeutig erkennen, dass Olaf so gut wie keine der Sequenzen auf dem Synthesizer wirklich live spielte. Als klassisch ausgebildeter Musiker sollte er doch in der Lage sein, zumindest einen Teil davon nicht vom Automaten abspulen zu lassen.
19:30 – Wie viele Jahre begleite ich nun schon die wunderschöne Musik von COLLECTION D´ARNELL-ANDREA und komme nun endlich dazu, diese „Live-Lücke“ zu schließen. Wie schon am Namen zu erkennen, handelt es sich um eine französische Band rund um den Musiker Jean-Christoph d´Arnell, die bereits seit Ende der 80er Jahre aktiv ist und sich in der Vergangenheit ganz der Kammermusik (Streicher/Piano) verschrieben hat, in deren Mittelpunkt die einzigartige Stimme von Chloe St. Liphard steht. Nach einer längeren Ruhephase Ende der 90er Jahre, sind CDAA seit geraumer Zeit wieder aktiv – und haben einen stilistischen Wechsel vollzogen, der sich auch in der Live-Umsetzung bemerkbar machen sollte.
So erwartete einen überraschenderweise ein äußerst vielschichtig instrumentiertes Konzert, das neben den rein klassischen Streichern und dem Klavier auch Gitarre und Schlagzeug aufzubieten hatte. Stilistisch dürften sich vor allem auch Liebhaber des Progressiv-Rock mit der neuen Form der Band anfreunden können; u.a. gab es auch einige der älteren Stücke in einem neuen Gewand zu hören. Da die vorangegangenen Auftritte von ELANE und STOA bereits sehr ruhig waren, kam diese Abwechslung zur rechten Zeit und wusste sofort zu gefallen. Das Publikum honorierte das mit frenetischem Applaus, was aber nichts daran änderte, dass die Band letztendlich keine Zugabe mehr geben durfte – schade! Im übrigen haben sich auch die Franzosen die moderne Videotechnik zunutze gebracht und projizierten alte s/w-Filme aus den Anfangsjahren des letzten Jahrhunderts – und wer genau aufgepasst hat, konnte auch das Völkerschlachtdenkmal ausmachen.
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