Konzert Filter

COMBICHRIST – AMDUSCIA

Ort: Oberhausen - Eisenlager

Datum: 10.03.2005

100 Prozent pures Adrenalin versprach dieses norwegisch-mexikanische Doppel zu werden, welches sich dieser Tage einen Weg durch die Republik bahnte. 2 der aktuell besten Pferde im Out of Line-Stall, beide mit neuen, tourflankierenden Veröffentlichungen am Start, da konnte der harte Elektrokern des Terrorverlags natürlich nicht außen vor bleiben. Also auf ins Ruhrgebiet, in das uns bisher unbekannte Eisenlager. Dieses liegt in einem alten Industriezentrum, zusammen mit einem Museum, einem Café usw. Insgesamt eine sehr gepflegte Anlage, sogar die Toiletten der Konzertstätte sollen grandios sein (habe ich mir sagen lassen…). Bei unserer Ankunft kurz vor 20 Uhr, waren schon einige schwarze Gestalten zugegen, darunter Prominenz wie Tom von [:SITD:] oder Krischan, Keyboarder bei ROTERSAND. Am Ende mögen es an die 200 Combicritter gewesen sein, von denen ein nicht unwesentlicher Teil weiblichen Geschlechts war, ausgerüstet mit so hochmodischen Accessoires wie einem Gürtel mit eisernem Kreuz.

Auf der Bühne befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits alle nötigen Gerätschaften und… das waren nicht viele. 2 Keyboards für die Vorgruppe und ein Schrein für den Hauptact. So gegen 20 30 Uhr war es dann soweit, drei aufgemotzte Südamerikaner bahnten sich einen Weg durchs Publikum, welches sich sofort an den Rand der Bühne begab, was bei einer Vorgruppe durchaus nicht selbstverständlich ist. 2 Kollegen nahmen ihre Plätze hinter den Elektrogeräten ein und bewegten sich ab diesem Zeitpunkt nur noch minimal. Man merkte den Jungs ganz deutlich ihre Nervosität und Unerfahrenheit an, aber muss man gleich die Schmollnase markieren? Besonders Raúl sah so aus, als hätte ihm jemand am Vorabend die Tortillas versteckt. Dafür war Sänger Marco Polo sehr agil, der wie auch der Sound sehr an die Landsmänner HOCICO erinnerte. Der groß gewachsene Frontmann hatte sich Cyborg-mässig mit einem elektronischen „Augenersatz“ versehen und wuselte ganz dekorativ über die Bretter, wenngleich er seine Ansagen auf ein Minimum reduzierte. Dazu spielte man Tracks der beiden bisherigen Releases, hauptsächlich natürlich vom Longplayer „Melodies for the Devil“, wie etwa den Knaller „Beyond the Darkness“. Aber auch „Dead or Alive“ von der kürzlich erschienenen gleichnamigen EP sorgte für Laune und Bewegung unter den Anwesenden. Der Sound war klar, aber nicht besonders laut, hier hätte man sich noch etwas mehr Druck gewünscht. Auch gab es ein paar kleinere Probleme mit Mikro und Rückkopplungen. Aber sei’s drum, das Trio heizte die „Schwarzen“ ordentlich an, und das sogar mit einer sehr langen Spielzeit und einer lauthals geforderten Zugabe. Wenn die nötige Sicherheit und Routine einkehrt, werden AMDUSCIA sicher noch zu einer größeren Live-Macht, der Anfang ist getan.

Viel umzubauen gab es ja nicht, es wurden lediglich die Keys entfernt und 2 COMBICHRIST-Banner heruntergelassen, dann konnte der „Rave“ losgehen. Nach einem Intro stapfte der Liebling vieler Gruftmädels auf die Bühne, Outfit: Verwaschen Blau gefärbter Iro (einige der Bilder unten sind mit Gelbfilter entstanden, nicht irritieren lassen), Militaryhose und ein amerikanisches Death Row-Shirt in Orange, also die Dinger für Todeskandidaten. Der richtige Aufzug für einen Mix aus Blut, Sex, Industrial und in die Beine gehende Musik. Andy ist natürlich ein richtiger Entertainer, er hat die Leute fest im Griff und eine Menge Live-Erfahrung. Ich hatte in Utrecht schon mal eine CC-Show erlebt und wusste, dass diese in eine riesige „zuckende-Leiber Tanzveranstaltung“ mutieren kann, und so war es auch heute. Es ist aber auch schwer, sich dem Charme dieser EBM/ Industrial/ Trance-Melange zu entziehen, die mit blutgetränkten Texten garniert wird. Mit „This Shit will fuck you up“ und „God wrapped in Plastic“ fanden LaPlegua und sein Knöpfchendreher gleich einen guten Einstand und in dem Stile ging es dann auch weiter. Von der Bühnenaufteilung erinnerte man dabei ein wenig an die die Kombination FIXMER/ MCCARTHY und direkt VOR der Bühne hatten sich die Die Hard Fans eingefunden, die jedes Wort mitsangen und „ihrem“ Held huldigten. Dieser „verletzte“ sogar einen von ihnen, als er sich von einer Monitorbox nach hinten abdrückte und diese nach vorne in des Unglücklichen Rippen schoss, es folgte eine Reihe von Entschuldigungen für den temporär Atemlosen… Derweil gaben COMBICHRIST Kracher wie „This is my Rifle“ oder „Blut Royale“ von der gleichnamigen EP zum Besten. Mit zunehmender Spielzeit wurde ich etwas müde, was aber nicht an der musikalischen Darbietung gelegen hat, ein Blick auf die wunderhübschen Damen neben mir konnte aber die letzten Reserven aktivieren. Und dann war es auch schon wieder zu Ende, mit 2 Zugaben (darunter „Enjoy the Abuse“) verabschiedete sich das Duo und machte den Weg frei für die anschließende Tanzveranstaltung. Interessanterweise war der Gig mit 60 Minuten nur unwesentlich länger als der von AMDUSCIA, aber dennoch absolut ausreichend, da die doch recht ähnlich klingenden Kompositionen irgendwann ihren Reiz verlieren.

Somit hatte alles gepasst: Eine tolle Location, nettes Augenfutter vor und auf der Bühne, sowie 2-mal geballte Tanzkraft zwischen Gothic und Techno. Die Leute werden wiederkommen, um dem Ruf der Beats zu folgen…

Copyright Fotos: Jörg Rambow

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu AMDUSCIA auf terrorverlag.com

Mehr zu COMBICHRIST auf terrorverlag.com