Ort: Hamburg - Markthalle
Datum: 14.10.2006
Am 14.10.06 sollte das 1. Festival der Booking-Agentur CONTRIBE in der Hamburger Markthalle stattfinden. Von den 4 angekündigten Bands wurde leider kurzfristig der Auftritt von FADERHEAD ersatzlos abgesagt, was sehr schade war. Doch Gründe zur Freude gab es allemal, denn ich hatte am Vorabend bereits alle drei Bands in gleicher Konstellation im Rostocker Mau-Club erleben dürfen und wurde dort schon restlos überzeugt.
Dass die Markthalle nicht ausverkauft war, fand ich recht ungewöhnlich, denn schließlich war Samstag und der Headliner IN STRICT CONFIDENCE ist ja auch nicht alle Tage im hohen Norden zu sehen. Dafür wurde aber Hamburger Prominenz wie zum Beispiel AND ONE Steve gesichtet. Mit einer Verzögerung von ca. 40 min eröffneten FROZEN PLASMA den Abend. Vasi Vallis und Felix Marc betraten die Bühne und wurden sehr herzlich begrüßt. Kein Wunder, denn beide sind wahre Sympathieträger und haben sich in der kurzen Zeit des Bandbestehens bereits einen Namen in der Szene gemacht. Am Vortag, zum Tourauftakt in Rostock erschien ihre zweite EP namens „Emphasize“ von der auch der erste Song „Lift the Veil“ stammte. Sänger Felix entpuppte sich als wahres Energiebündel und zeigte allerhand tänzerisches Können. Seine ausdrucksstarke und charismatische Stimme begeisterte das sonst eher kühle Publikum und so bekamen FROZEN PLASMA als erste Band des Abends einen beachtlichen Applaus. Den nächsten Titel „Hypocrite“ kannten dann wohl (fast) alle und die Stimmung stieg weiter an. Die ersten Reihen tanzten und klatschten, was Felix begeistert aufnahm und ihn voller Energie herumwirbeln ließ, bis zu einem kleinen Zusammenstoß mit dem Mikroständer kam. Er nahm es gelassen professionell und grinste zum im MOTÖRHEAD-Glitzer-Shirt gekleideten Vasi hinüber, der lässig und gut gelaunt die Keys bediente. Regelrecht harte EBM-Klänge erwarteten das Hamburger Publikum nun mit „Warmongers“ ebenfalls von der neuen EP. Felix’ Stimme klang hier viel härter und aggressiver, und insgesamt zeigt der Song eine ganz neue Seite von FROZEN PLASMA. Das Publikum erwies sich auch hier als dankbar und feierte diesen neuen Song, als hätten sie ihn schon einige Male gehört. Im Gegensatz zum Rostocker Auftritt kam zur Lichtshow auch eine Videoleinwand hinzu, die das Bandlogo in Bewegung, das Album-Cover oder zu den Songs passende Aussagen in Schriftform zeigte. Das Bühnenbild wurde abgerundet durch die schon von NAMNAMBULU bekannten Aufsteller am linken und rechten Rand, diesmal natürlich mit FROZEN PLASMA Logo. Zum neuen Song „King of Pain“ wurde es dann etwas ruhiger im Saal. Ein wunderschöner, intensiver und trauriger Song, den Felix voller Gefühl intonierte. Im Publikum wurden wahre Schunkelreihen gebildet und viele wiegten sich im Takt und lauschten einfach dem wunderbaren Text des Songs. Eine wahrer Genuss für Augen und Ohren!
Nach einem anerkennenden/ berechtigten Applaus für beide Vollblutmusiker auf der Bühne und einem erfreuten Dankeschön von Felix und erklangen die ersten Töne von „Home“ des ersten Albums „Artificial“. Mitreißend fegte Felix von einer Seite der Bühne zur anderen und legte soviel Ausdruck in Stimme und Bewegung, dass die Energie überschwappte. Tanzbar ging es dann auch weiter mit „Generation of the Lost“ in einer Remix-Version und dem leider schon letzten Song „Irony“. Als beliebtester Titel des Albums kam dieser auch in Hamburg super an und erwies sich als perfekte Wahl zum „Anheizen“. Ein letztes Mal wurde ausgelassen getanzt und teilweise auch lauthals mitgesungen. Felix und Vasi gaben alles und die treue Fanschar in den ersten Reihen sang den Refrain und vor allem die Zeile „… things will never be the same“ inbrünstig mit. Für viele und auch für mich war dies schon der Höhepunkt des Abends und unser heimlicher Headliner bedankte sich artig und verließ grinsend die Bühne. Trotz aller Mühe und lauten Zugabe-Rufen erfüllte sich dieser Wunsch, wohl auch aus Zeitgründen nicht. So konnten FROZEN PLASMA am Vorabend in Rostock und in Hamburg die sonst eher kühlen Nordlichter völlig überzeugen und die undankbare Aufgabe als Support-Act wurde auch für Vasi und Felix ein Vergnügen!
Nach einer kurzen Umbaupause und einem Wechsel der Fans in den vorderen Reihen betraten SONO zum Heimspiel die Bühne und das unter großem Gejubel. Die Hamburger Lennart A. Salomon, Florian Sikorski und Martin Weiland waren allesamt in feinen hellen Anzugjacken gekleidet. Sänger Lennart sogar im kompletten Anzug und neuer Frisur. Los ging es auch gleich mit der aktuellen Single „Whatever“, einer Clubnummer die das Publikum sofort zum mittanzen aufforderte, immer angetrieben von Lennarts kurzen Einwürfen oder Gesten. Die Interaktion mit dem Publikum stimmte von der ersten Minute an und ergab ein schönes Zusammenspiel. Gleiches Spiel war mir auch schon am Tage zuvor in Rostock aufgefallen, wo SONO ebenfalls wohlwollend aufgenommen wurden. Das treibende „Open the Door“ wurde von „2000 Guns“ vom ersten Album „Solid State“ abgelöst. Die Mischung aus House und Pop und der minimalistische Gesang brachte die anwesenden Gäste richtig zum Schwitzen und auch auf der Bühne entledigten sich die Herren ihrer Jackets. Lennart griff abwechselnd zu verschiedenen Gitarren und lieferte coole Passagen und Posen. Zum Schluss des Songs dann ganz bekannte Klänge und begeisternde Reaktionen im Publikum als eine Zeile aus DEPECHE MODEs „Personal Jesus“ zum Besten gegeben wurde. Ja, so kriegt man fast jedes Publikum und das hatte auch schon in Rostock wunderbar gezogen. Die Stimmung hielt sich konstant während des gesamten Auftritts, egal ob bei den Klassikern „Keep Control“, „Since you´re Gone“ und „Breaking the Bridges“ oder aktuelleren Songs wie „A new Cage“, SONO hatten die Hamburger mit schnellen Beats, feinen Synthiepopklängen und charmantem Gesang fest im Griff.
Zu fortgeschrittener Stunde und dem Intro von “Promised Land” betraten die Musiker von IN STRICT CONFIDENCE die Bühne: Jörg Schelte (Keyboard), Stefan Vesper (Drums), Live-Gitarrist Lars Baumgardt und zuletzt das neueste Bandmitglied und Sängerin Antje Schulz, sowie Mastermind Dennis Ostermann. Zum Song „Promised Land“ konnte man parallel auf der Videoleinwand Bilder vom verlorenen Paradies betrachten, wie wir sie schon vom aktuellen Album kennen. Dennis’ und Antjes Duette klangen sehr harmonisch und lieferten auch für das Auge ein schönes Bild. Antje sehr damenhaft und edel gekleidet im langen Rock, Stiefeln und Corsage, Dennis mit Rasta-Frisur dagegen eher schlicht und einfach. Nach „Fading Light“ verließ Antje die Bühne und übergab Dennis das Feld für die ältere Nummer „Prediction“, welche Fans der ersten Stunden das Herz höher schlagen ließ. Trotz der Erwartung, dass sich zum Headliner der Saal noch mehr füllen würde, hatte jeder im Saal reichlich Platz zum Tanzen und Bewegen, was sich auch als nicht schlecht erwies. Von der Bühne aus ergab das sicherlich ein schönes Bild. Überraschenderweise erklangen schon früh die ersten Takte der Clubhymne „Zauberschloß“. Dennis scherzte und fragte glatt, ob wir noch könnten und forderte alle auf, die Arme in die Luft zu strecken. Tanzend, feiernd und textsicher sang das Publikum jede Zeile mit und die Stimmung erreichte schon frühzeitig einen Höhepunkt. Auch „Kiss your Shadow“ als einer der früheren Hits kam gewohnt gut an und der eingängige Refrain wurde lauthals mitgegrölt. Dennis gab alles und versprühte Energie und gute Laune. Seine kratzige und tiefe Stimme ist live immer wieder ein Highlight und transportiert Dunkelheit und Aggressivität in die Songs. Zu „Emergency“ vom Album „Holy“ kam Antje wieder mit auf die Bühne und Dennis trat etwas in den Hintergrund. Auf der Leinwand war er ebenfalls zu sehen, wie er synchron seine Passagen des Songs sang. Die Videos gaben dem gesamten Bühnenbild eine wunderschöne Atmosphäre. Im Rostocker Mau-Club wurden durch die Beleuchtung von Dennis noch wunderschöne Schattenbilder projiziert, was in Hamburg durch das sichtverdeckende Schlagzeug nicht funktionierte. Ein weiteres Duett lieferten sich Dennis und Antje mit „Seven Lives“, bevor Antje wieder verschwand und das ruhige „Heal me“ mit passendem Video im Hintergrund folgte. Ebenfalls mit passendem Video, geheimnisvoll und ruhig beendete „Forbidden Fruits“ das reguläre Set. Dennis bedankte sich für den Abend und verließ die Bühne. Etwas müde konnten sich die Hamburger dann aber doch noch zu Zugabe-Rufen aufraffen und die Musiker betraten ein zweites Mal die Bühne, allerdings ohne Dennis. Dafür sang Antje allein „Closing Eyes“. Erst beim zweiten Song „Herzattacke“ kam Dennis wieder hervor und der Clubhit ließ die Markthalle noch einmal beben. Wieder verließen die Musiker für kurze Zeit die Bühne, um den wirklich letzten Song des Abends zu präsentieren. „Engelsstaub“ bildete einen schönen Ausklang, den anscheinend einige Hamburger schlichtweg verpasst haben. Im Anschluss konnte man auf der RETURN OF THE LIVING DEAD-Party feiern und die Bands des Abends ganz persönlich treffen.
Mein Fazit: Alle Bands waren an beiden Tagen in Höchstform, jedoch lag Rostock mit der weitaus besseren Stimmung und dem Charme des kleineren Mau-Clubs eindeutig vorn.
Setlist FROZEN PLASMA
Intro
Lift The Veil
Hypocrite
Warmongers
King Of Pain
Home
Generation Of The Lost (Remix)
Irony
Setlist SONO
Whatever
Open The Door
2000 Guns
Breaking the Bridges
Keep Control
Since You’re Gone
A New Cage
Setlist IN STRICT CONFIDENCE
Promised Land
Fading Light
Prediction
Zauberschloss
Kiss your Shadow
Emergency
Seven Lives
Heal me
Forbidden Fruit
Closing Eyes
Herzattacke
Engelsstaub
Copyright Fotos: Cath Niemann
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