Ort: Dortmund - Soundgarden
Datum: 07.02.2006
Electro vom Feinsten kündigte sich an diesem Abend im Dortmunder Soundgarden an, und so war es natürlich mehr oder weniger Pflicht dort mit einer Delegation aufzuschlagen. COVENANT betourten ihr neues Album „Skyshaper“, so neu, dass es in Deutschland noch gar nicht erschienen ist. Kann sich auch nicht jede Band leisten. Dazu hatte man 2 erlesene Support Acts im Gepäck, was den Konzertgenuss natürlich perfekt abrunden sollte. Davor stand allerdings noch eine ausgedehnte Odyssee über diverse Ruhrgebietsautobahnen, worüber ich an dieser Stelle keine weiteren Worte verlieren möchte. Erstaunlicherweise erreichten wir dennoch fast pünktlich kurz nach 20 Uhr die Location, welche zwar ordentlich aber nicht übermäßig gut gefüllt war. 500 bis 600 Electro-Gothen mögen am Start gewesen sein.
Auf der Bühne praktizierten bereits seit ein paar Minuten die Ruhrgebietsmatadore ROTERSAND, die mittlerweile eigentlich auch schon als Headliner fungieren könnten. An vorderster Front natürlich wieder der bullige Rasc, welcher mit dem Bewegungsandrang der Anwesenden nicht ganz zufrieden war. Allerdings steht auch nicht jeder auf fast technoartige Klänge und dementsprechende Bewegungen. Wobei man dem Trio Unrecht täte, wenn man es nur auf die aggressiven Beats reduzieren würde. Man legt an einigen Stellen auch Wert auf durchaus gefühlige Passagen. Knaller von beiden bisherigen Alben wie „Merging Oceans“ oder „Exterminate Annihilate Destroy“ wurden im Minutentakt unters Volk geworfen, welches in weiten Teilen begierig die Arme reckte. Der Sänger betonte, dass der Zeitrahmen sehr eng gesteckt sei, so dass man heute auf eine Zugabe verzichten müsse. Aber auch so ein guter Anheizer für das, was noch kommen sollte. Es sei noch erwähnt, dass Mastermind Krischan mit einer Augenklappe musizierte, was keineswegs ein modischer Einfall war. So gegen 20 40 wurde dann die nächste Pause eingeleitet.
In freudiger Erwartung auf die nachfolgenden „Klienten“ suchte ich mir einen Platz direkt vor der Bühne, sollte doch heute eine persönliche Premiere stattfinden. Ich hatte CLIENT zwar bereits 2-mal gesehen, aber an diesem Dienstagabend gab „Client E“ ihr Debüt. „Client E“, das ist die neu zum Bandgefüge hinzugekommene Bassistin „Emily Strange“, welche ihrem Namen wirklich alle Ehre macht. „Ein Viertel Japanisch, ein Viertel Skandinavisch, eine Hälfte Deutsch“ – so hatte mich unser Fotograph aufgeklärt, und genauso schaute das Mädel auch aus. Sehr „strange“ und vor allem unglaublich schlank, in Fachkreisen nennt man das glaube ich „Heroin chic“. Es wird ja momentan allenthalben über diese Klum-Talentshow diskutiert, Emily würde sicherlich die Körpergewichtsanforderungen mühelos bestehen. Doch zurück zum Auftritt, denn für mich gab es eine weitere Premiere. Zum ersten Mal sah ich die Damen nicht in strengen grauen Kleidern, heute war ein schulterfreies Ganzkörperlederteil angesagt. SEHR sexy, ganz besonders Sängerin Sarah, die ich noch nie so attraktiv und fröhlich erblickt habe. Einfach Zucker, auch in Verbindung mit den etwas kürzeren Haaren. Musikalisch stieg man mit den drei besten Songs des aktuellen Werks – „Radio“, „In it for the Money“ und „Down to the Underground“ – verdammt tight ins Set ein, bevor das etwas ältere „Price of Love“ das eingeschlagene Niveau locker hielt. Wobei man im Publikum eine Art Zweiteilung bemerken konnte: Während vorne einige auf den chilligen Minimal Electro Sound der Grazien abfuhren, ließ dieser viele eher „Schwarz-Electro-Orientierte“ relativ kalt, die hatten aber immerhin noch Augenfutter. Ist eben nicht ganz die Zielgruppe von CLIENT, die dennoch ihren Spaß hatten und immer wieder mit sexy Posen glänzen konnten. Außer Emily, die recht unbeteiligt an der linken Seite ihre Bassparts runterschrebbelte. Gegen Ende wurde es mit 2 eher sperrigen Tracks (darunter „Client“) etwas ruhiger im Auditorium, was man mit der „Rock and Roll Machine“ aber locker wieder ausgleichen konnte. Nicht ganz optimal war Kates Keyboard-Sound, der ein wenig zum Übersteuern neigte, ansonsten war ich aber restlos begeistert von der Leistung der „kleinen Engländerinnen“, die am 3. März bereits wieder ein neues Album vorlegen wollen.
Doch nun begann das große Warten auf den Headliner. Wie bereits erwähnt ist von der neuen CD „Skyshaper“ den meisten nur die geniale Hymne „Ritual Noise“ bekannt, aber auch der Rest kann vollends überzeugen, wie ich nach ausführlichem Genuss der Promo bestätigen möchte. Kurz nach 22 Uhr betraten dann die 3 schnieken „Electro Dandys“ die Bühne, im Hintergrund zunächst nur ein großes COVENANT-Logo. Links Joakim wieder im schwarzen Sakko mit roter Krawatte (passend zum Keyboard), rechts Clas im hochgeschlagenen Mantel (den er den ganzen Abend über nicht lockerte!) und natürlich Sänger Eskil ebenfalls in feinem Zwirn (klassisch: Schwarze Krawatte, weißes Hemd). Der Einstieg erfolgte mutig mit den beiden neuen Tracks „20 hz“ und „Sweet & Salty“, welche die Zuschauer bereits zum Tanzen animierten, was die Herren sichtlich freute. Aber erst bei „Bullet“ ging die Menge dann richtig ab, ein schweißtreibender Abend war also vorprogrammiert. Im Verlaufe des Gigs entstanden dann bei einzelnen Songs sogar kleine Pogo Pits im Saal. Zu nennen ist da natürlich der „deutsche“ „Leiermann“ aber auch „Leviathan“, „We stand alone“ und der Überflieger „Ritual Noise“, den die Meute schon richtig verinnerlicht hat. Nach ca. 4 Liedern fiel der Backdrop, was den Blick freigab auf die schönen Moodlights im Hintergrund, welche mit immer neuen Spielereien faszinierten. Davor hüpften die Herren wie kleine Jungs über die Bühnenbretter, was beizeiten unkoordiniert aber immer spaßig ausschaute. Herr Montelius sprang dabei techno like hinter seinen Tasten herum. 1, 2 mal verpatzte sein Sangeskollege den Text, was die Truppe aber nur noch sympathischer machte. Nach dem „Stalker“ gab es die erste Pause, aber man kehrte noch 3 mal für weitere 5 Knaller zurück, darunter die alles überragenden „Dead Stars“ und „Call the Ships to Port“. Das alles übrigens mit einem bombastischen Sound, der einem direkt vor den Boxen fast den Hals zuschnürte!
Also fast erwartungsgemäß ein wunderbarer Abend mit drei hoch motivierten und musikalisch überzeugenden Acts. Von entspannt lässig bis hin zu stampfend aggressiv alles dabei, was den Fan elektronischer Klänge begeistert. Derlei Tour Packages würde man sich immer wünschen!
Setlist COVENANT
20 hz
Sweet & salty
Bullet
Leviathan
Pulse
Leiermann
Prometheus
The Men
We stand alone
Ritual Noise
Stalker
Happy Man
Dead Stars
Brave new World
Call the Ships to Port
Babel
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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