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COVENANT – EMPATHY TEST

Ort: Krefeld – Kulturfabrik

Datum: 23.02.2019

Die Fans warten sehnsüchtig auf eine neue Langrille, doch für den Moment gibt es von COVENANT „nur“ eine EP namens „Fieldworks: Exkursion“, die es exklusiv ausschließlich auf der laufenden Tour zu kaufen gibt. An diesem für Februar recht lauschigen Abend hatten Eskil Simonsson, Daniel Myer und Andreas Catjar Station in der Krefelder Kulturfabrik gemacht und wenn es noch Karten gab, so können es nur wenige gewesen sein, denn in dem ehemaligen Industriegemäuer war es rappelvoll als ich um 20.45 Uhr die Location betrat.

Damit hatte ich auch knapp den Support EMPATHY TEST verpasst. Die Briten bestritten mit ihrem Electronic Pop die ersten 40 Minuten des Abends und waren mir vor einiger Zeit bereits als Vorband für MESH untergekommen. Leider konnte ich sie heute nicht selbst erleben, da es mir unmöglich war, bereits um 20.00 Uhr vor Ort zu sein. Man hat mir aber von einem gelungenen Auftakt berichtet, wenngleich es vermutlich zumindest angesichts der Temperaturen in der Kufa keine Aufwärmübung gebraucht hätte. Aber leichte Dehnübungen für den Hauptact waren ja vielleicht auch nicht verkehrt…

Denn bei den 1986 gegründeten Electro-Pionieren COVENANT verspricht es bereits seit dem 1994 erschienenen Debüt „Dreams of A Cryotank“ immer sehr tanzbar zu werden. Zunächst wurde das Auditorium jedoch pünktlich um 21.00 Uhr vom „Field Recording“ des Tages begrüßt, das vom Band und heuer vom Kollegen Catjar kam, der sich in seiner neuen Wahlheimat Potsdam umgehört hatte. Die Field Recordings markieren auf der aktuellen Konzertreise immer den Anfang der Show. Jedes Bandmitglied ist mit einer Aufnahme vertreten. Es handelt sich um Eindrücke von großen und kleinen Dingen auf Reisen über sechs Kontinente, die mit Alltagsgeräuschen verwoben wurden. Gleich darauf trat Eskil auf dem blauen Nebel-Zwielicht, mit dem „Feedback“ vom 1996er „Sequencer“ optisch in Szene gesetzt wurde. Dank „Like Tears In Rain“ (2000 auf „United States of Mind“ veröffentlicht) und „Bullet („Northern Light“ – 2002) folgten gleich zwei Klassiker, die mit größtem Wohlwollen aufgenommen wurden. Brandneu war hingegen „All That Is Solid Melts Into Air“, das unter blauen Lichtblitzen mit wummernden Beats und fast schon Sprechgesang zu nennenden Vocals vorgetragen wurde. Seinem Namen machte das stampfende „Speed“ alle Ehre, wohingegen „Dies Irae“ vom letzten Studioalbum „The Blinding Dark“ aus 2016 ein wenig Tempo rausnahm und sich stattdessen auf hypnotische Melodien mit einem melancholischen Unterton verlegte. Dass „Atom Heart“ so selten gespielt wird, hat möglicherweise seine guten Gründe. Irgendwie kam der Song nicht so richtig in Gang und auch der Gesang wirkte an dieser Stelle etwas uninspiriert. Überhaupt kennt man Eskils Stimme eigentlich mit mehr Volumen als dies bisweilen in Krefeld der Fall war. Vielleicht durfte deshalb auch Daniel Myer die Vocals beim neuen „False Gods“ übernehmen? Die treibende Nummer hatte auf jeden Fall jede Menge Wumms und bestach auch durch das krachende Trommelspiel, das die Herren Myer und Catjar zum Besten gaben, während sich Frontmann Simonsson im Hintergrund hielt. Mit „20 Hz“ vom 2006er „Skyshaper“ übernahm der Schwede jedoch wieder den Gesang und selbstredend wurde auch dieser Track nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Derweil ging „Go Film“ mit hämmernden Tonfolgen ins Ohr, bevor „We Stand Alone“ für kollektives Klatschen und einen wahren Hexenkessel sorgte. Waren die Anwesenden bis zu diesem Zeitpunkt noch vergleichsweise zurückhaltend gewesen, kannte die Begeisterung jetzt kein Halten mehr. Quasi zum Runterkommen gab’s darauf dann eine Spoken Word Improvisation namens „Das Nibelungenlied“, das eine grummelndes Synthie-Gewand erhalten hatte, zu dem Andreas auf seine Tomtom schlug. „Helicopter“ und „The Men“ dienten alsdann sozusagen der Vorbereitung auf „Ritual Noise“, das in der gebotenen Ausführlichkeit zelebriert wurde und am Ende noch mal von den Männern an den Tasten, Reglern und Knöpfen mit knackigem Schlagwerk veredelt wurde.

Nun war nach 90 Minuten Show der Moment für einen kleinen Break gekommen. Als erster kehrte Eskil auf die rot beleuchtete Stage zurück, wo er „Happy Men“ zunächst unplugged performte, ehe seine beiden Mitstreiter ein weiteres Mal die Toms bearbeiteten. Für „Flux“ wurde die Bühne in grünes Licht getaucht und gemeinsam nahm man wieder Fahrt auf, um schließlich mit der Hymne „Call The Ships To Port“ abermals gemeinsam mit der schwarzen Gemeinde steil zu gehen. Blau illuminierte Nebelwände sorgten für ein geheimnisvolles Zwielicht, das durch die drei großen Ventilatoren im Background immer neue Gestalten annahm. Für Eskil Simonsson war nach diesem Stück um 22.45 Uhr Feierabend, denn Daniel Myer übernahm das finale „Lightbringer“ („Modern Ruin“ – 2011) mit dem ihm eigenen kräftigen Gesang und wurde hier ein letztes Mal von Andreas Catjar unterstützt.

Nach beinahe zwei Stunden endete auf diese Weise ein großartiges Livekonzert, das auch optisch einiges zu bieten hatte. Die Lightshow war eine perfekte visuelle Unterstützung für den mitreißenden Sound für den COVENANT mit allen stilistischen Wechseln seit mehr als 30 Jahren stehen. Die kleinen stimmlichen Schwächen von Eskil Simonsson waren daher auch schnell vergessen. Nur an seine Frisur – sprich seine blanke Glatze – kann ich mich irgendwie nur schwer gewöhnen, aber deshalb muss der Mann jetzt keinen Fifi tragen. Wer wollte, konnte im Übrigen noch bis in die frühen Morgenstunden auf der Aftershow-Party weitertanzen.

Setlist COVENANT

  • Today’s Field Recording (Intro)
  • Feedback
  • Like Tears In Rain
  • Bullet
  • All That Is Solid Melts Into Air
  • Speed
  • Dies Irae
  • Atom Heart
  • False Gods
  • 20 Hz
  • Go Film
  • We Stand Alone
  • Das Nibelungenlied (Spoken Word Improvisation)
  • Helicopter
  • The Men
  • Ritual Noise
  • Happy Man (unplugged)
  • Flux
  • Call The Ships To Port
  • Lightbringer

Copyright Fotos: Daniela Vorndran

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