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CRADLE OF FILTH – MOONSPELL – THE HAUNTED

Ort: Osnabrück - Hyde Park

Datum: 14.03.2005

Lange haben die Briten von CRADLE OF FILTH hierzulande auf sich warten lassen, war man doch zunächst exzessiv in den USA auf Tour. Und auch die letzte Konzertreise zu „Damnation and a Day“ vor gut zwei Jahren bestand gerade mal aus mageren vier Gigs in deutschen Landen. So war es natürlich keine Frage, dass sich zum Wochenstart eine Delegation des Terrorverlags auf den Weg nach Osnabrück machte, zumal sich mit MOONSPELL und THE HAUNTED noch zwei hochkarätige Support-Bands angekündigt hatten.

An letzteren lag es dann auch den Abend zu eröffnen. Ich war doch etwas überrascht, dass die Schweden mit auf die Tour geschickt wurden, so passt ihr brutaler Thrash Metal doch nicht wirklich zu den beiden anderen Acts. Dennoch wollten die Mannen um die Gebrüder Björler von sich aus unbedingt dabei sein, wollte man doch versuchen neue Fans für sich zu gewinnen. Und so gab man auch von Beginn an sein Bestes. Blickfang war da natürlich der neue/alte Shouter Peter Dolving. Während sich die restlichen Bandmitglieder zumeist auf ihre Instrumente konzentrierten und zwischendurch die Mähnen schwangen, wirkte der bullige Fronter wie ein Tiger im Käfig. Immer wieder ging er von einer Seite zur andern und brüllte dabei die Vocals kraftvoll heraus. Dass der Schwede ein gewaltiges Organ hat, war mir schon aus früheren Zeiten bekannt, trotzdem war ich gespannt, wie die Songs von „…made me do it“ und „One Kill Wonder“ klingen würden. Und auch diese brachte Peter mehr als imposant rüber. Vor allem „D.O.A.“ kam live noch brutaler als auf Platte. Dass die Gitarren-Fraktion mit den ehemaligen AT THE GATES-Leuten jedes Riff mehr als solide in die Menge knallte, muss man ja eigentlich nicht extra erwähnen. So brachten die fünf in ihren 30 Minuten einen kurzen Querschnitt ihres Schaffens, wobei neben neuen Krachern, wie „99“ und dem krank-ruhigen „Sabotage“ natürlich auch der obligatorische „Hate Song“ nicht fehlen durfte. Ein rundum gelungener Gig. Schade nur, dass es das falsche Publikum war, um dies angemessen zu würdigen.

Zügig ging es im Zeitplan weiter und der Edel Support aus Portugal nahm seinen Platz auf der Bühne ein. Nun wurde auch die Lichtshow richtig ansehnlich, ebenso wie der Sound, der lediglich die Drums etwas überbetonte. Good ol’ Fernando ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er die Halle zum beben bringen wollte. Immer wieder feuerte er die Osnabrücker an, erwähnte den Auftrittsort ein ums andere Mal, den er und seine Mannen auch früher schon beehrt hatten. MOONSPELL haben nach so vielen Jahren ja nun wirklich genügend Material an der Hand, um eine knapp 50 minütige Show ausschließlich mit Knallern zu füllen. So startete man gleich mit dem Opener der aktuellen Scheibe „In and Above Men“, der wie auch das Gros des restlichen Materials richtig runtergebrettert wurde. Die Anwesenden feierten die Südländer dementsprechend auch ordentlich mit dem Teufelsgruss ab. Noch besser kamen allerdings die Klassiker der Band an, namentlich „Vampiria“ und „Wolfshade“, welches etwas überraschend für „Alma Mater“ in der Setlist gelandet war. Ebenso wurde an die „Irreligious“ VÖ gedacht: „Opium“, „Mephisto“ und zum krönenden Abschluss „Full Moon Madness“ (natürlich mit entsprechend theatralischer Einleitung). Die experimentelle Zwischenphase blieb allerdings (dankenswerterweise?) gänzlich außen vor. Nett waren noch Fernandos Zeremonienstab mit Schädelaufsatz, sowie die Keyboardeinlagen des 2ten Gitarristen Pedro an einem schwenkbaren Gerät. Überzeugend und sicherlich Headlinerwürdig, angeblich hat man schon 8 Tracks für das nächste Werk im Kasten, welches gegen Ende 2005 erscheinen soll. Doch nun war die Bühne frei für die Fürsten der Finsternis.

Und auf diese war ich auch diesmal wieder sehr gespannt. Ich habe die Briten schon locker 20 mal live gesehen und davon sicher sechs bis acht mal im alten oder neuen Hyde Park. Leider war der Sound der Black Metaller in dieser Location eigentlich immer mies. Doch beim Soundcheck keimte bei mir die Hoffnung auf, dass es an diesem Abend besser sein könnte. Zudem hatte Keyboarder Martin im Interview angedeutet, dass man die Setlist etwas überarbeitet habe und nicht nur alt bekannte Hits spielen würde.

Kurz nach 22:00 war es dann auch soweit. Die „hässlichste Band überhaupt“ wurde von einem verhüllten Roadie angekündigt und schon erklang das Intro der aktuellen Scheibe „Nymphetamine“. Da die Bühne in deutschen Landen nicht über die Ausmaße der amerikanischen und englischen Stages verfügen, konnte man nur eine kleinere Version der Bühnendeko aufbauen. So war hinter dem imposanten Drumkit das eigentlich veraltete Backdrop zur „Bitter suites to Succubi“-Platte zu sehen, eingerahmt von zwei Videoleinwänden, vor denen zu Beginn zwei Gargoyle-Statuen positioniert wurden. Die füllige Background-Sängerin Sarah Jezebel Deva hatte man unauffällig etwas seitlich hinter einem Pult platziert. Den Anfang des 90-minütigen Sets bildeten auch gleich die (meiner Meinung nach) besten Songs vom aktuellen Album: „Gilded Cunt“ und „Nemesis“. Und der Schein hatte mich tatsächlich nicht getrübt, so war der Sound so gut wie noch nie im Park bei dieser Combo. Nur wenn der schwedische Schlagwerker richtig losballerte und auch die Gitarristen Paul und (der mittlerweile fest in die Band aufgenommene) James die Black-Riffs richtig sirren ließen, vermischte sich der Klang zu einem leichten Brei. Dies lässt sich bei den komplexen Songs der Engländer wohl leider nicht vermeiden. Auch Dani schien nach einigen freien Tagen in guter Form zu sein und brachte alle seine Vocals solide an die Meute. So growlte, kreischte und krächzte Mr. Filth, was die Stimmbänder hergaben. Der Sänger war auch der agilste aller Musiker. So rannte der kleine (und mittlerweile etwas dicker gewordene) Schreihals, wie ein Derwisch über die Bühne, während die drei Axt-Männer doch eher über den Radius eines Bierdeckels verfügten. Etwas schüchtern wirkte dabei vor allem Session-Basser Charles, der den aus persönlichen Gründen verhinderten Dave Pybus ersetzte. Während die Riff-Fraktion immerhin ordentlich die Mähnen fliegen ließ und immer wieder schön böse poste, hielt sich der junge Mann am Tieftöner meist zurück und fiel im ganzen auch nicht weiter auf.

Neben den opulenten Lichtaufbauten hatte man noch für weitere Showeinlagen gesorgt. So bewegten sich bei „Nemesis“ die Gargoyle-Statuen plötzlich, krabbelten dann nach vorne an den Bühnenrand, um zusammen mit der restlichen Band für einige coole Photo-Motive zu sorgen. Etwas mehr Bewegung kam dann bei „Her Ghost in the Fog“ in die Band. So kletterten die Gitarristen bei diesem Song auf Podeste vor den Leinwänden, auf denen zum Teil Videos zu den entsprechenden Tracks zu sehen waren, um dann ordentlich los zu moshen. Bei „Nymphetamine“ wiederum erschien eine leicht bekleidete Tuch-Akrobatin auf der Bühne, welche für die Dauer des Songs in ca. vier Metern Höhe nett anzusehende Kunststückchen vollführte. Während des Intros zum Zugabenblock enterte dann jeweils eine riesige Monster-Figur die Bretter und fuchtelte mit riesigen Händen in der Gegend rum. Beim obligatorischen Final-Song „From the Cradle to Enslave“ kam dann noch mal die Tänzerin auf die Bühne, spielte mit einer Flex auf ihrem „Keuschheitsgürtel“ und ließ dort ordentlich die Funken fliegen. Die Setlist bestand neben einigen bekannten Hits („Mannequin“, „From the Cradle…“, „The Forest whispers my Name“) auch aus ein paar Überraschungen. So warf man u.a. die sonst fest gesetzten“ Lord of Abortion“ und „Dusk…“ aus dem Set und knallte dagegen Kracher wie „Tortured Soul Asylum“ und mit „13 Autumns and a Widow“ sogar einen meiner absoluten Lieblings-Songs in die Menge. Diese war erstaunlicherweise den gesamten Abend relativ ruhig und zurückhaltend. So bewirkte z.B. „The Forest whispers my Name“ (sonst einer DER Hits) bei der Ankündigung kaum Resonanzen und auch während der kurzen Pausen vor den letzten Songs erklangen fast keinerlei „Zugabe“-Rufe von den gut 600 – 700 Anwesenden. Und das obwohl CRADLE OF FILTH eine wirklich gute Show spielten. Da fragt man sich schon, was mit den Leuten bloß los war…

Wirkten die „bösen“ Briten in den letzten Jahren live oft zu routiniert und fast gelangweilt, so präsentierte man sich an diesem Abend in richtiger Top-Form und performte einen der besten Gigs, den ich von dieser Band überhaupt gesehen habe. Dieser war pünktlich nach 90 Minuten beendet und so verließ neben der etwas mürrisch wirkenden Meute ein zufriedener Schreiberling des Terrorverlags die sauna-warme Halle. Hoffentlich bis bald, Jungs!

Setlist MOONSPELL
In and Above Men
From Lowering Skies
Nocturna
Vampiria
The Southern Deathstyle
Wolfshade
Opium
Mephisto
Full Moon Madness

Setlist CRADLE OF FILTH
Satyriasis (Intro)
Gilded Cunt
Nemesis
Mannequin
The Black Goddess Rises
A Gothic Romance
Her Ghost In The Fog
Nymphetamine (Fix)
Tortured Soul Asylum
The Forest Whispers My Name
Intro/ The Promise Of Fever
Thirteen Autumns And A Widow
Mother of Abominations

From The Cradle To Enslave

Copyright Fotos: Hellectric (CRADLE OF FILTH/ MOONSPELL)/ TK (THE HAUNTED)

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