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CULT OF LUNA – TEPHRA – A FEAR CALLED TREASON

Ort: Bielefeld - AJZ

Datum: 09.03.2005

CULT OF LUNA in Bielefeld? Ich konnte zunächst kaum glauben, dass die Heavy Doom Coreler in meiner Gegend auftreten würden und dann auch noch im AJZ, was ja nicht unbedingt für seine Metal Veranstaltungen berühmt ist. Dabei handelte es sich um einen von nur 2 Headliner Gigs, denn ansonsten supporteten die Schweden BLEEDING THROUGH. So machte ich mich also an diesem immer noch sehr kalten Mittwochabend auf in die Heeper Straße, wohl wissend, dass die Anfangszeiten im AJZ immer recht variabel ausfallen. Der kleine Tourbus befand sich auf dem LIDL-Parkplatz gegenüber, daneben das Vehikel der Braunschweiger TEPHRA, die sich heute Abend auch die Ehre geben wollten. Um 20 30 Uhr befand sich bereits eine recht ordentliche Menge Metaller/ HCler in dem kleinen Konzertraum, in dem ich vor geraumer Zeit mal die MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER erblickt hatte.

Den Anfang machten die Bielefelder A FEAR CALLED TREASON, die erst gut ein Jahr existieren und noch nicht allzu viel Live-Erfahrung vorweisen können. Gleich 6 junge Herren teilten sich den kargen Platz auf der Bühne, denn man verfügt mit Benni und Daniel gleich über 2 Shouter, die optisch wie stimmlich doch weit differierten. Der schlanke Jüngling war für die hohen Screamo Parts zuständig, der etwas korpulentere Herr für die Barney Geröllheimer-mässigen Growls. Metalcore stand auf dem Programm, sogar Straight Edge Metalcore, wie man unmissverständlich an diversen „X-en“ erkennen konnte. Die Jungs zeigten für ihre kurze Bandgeschichte schon ein sehr tightes Zusammenspiel und gingen auch mit einer ordentlichen Portion Energie zu Sache. Da die Zuschauer neugierig aber mit etwas Bühnenabstand verblieben, war auch genug Platz für ein paar wilde Spaziergänge direkt vor den Augenzeugen. Musikalisch war die Rezeptur genretypisch: Die besten Riffs der 80er und 90er zerhackt, neu zusammengesetzt, hektisch gespielt und eben mit den besagten 2 Gesangsstilen versehen. Ein wenig chaotisch für meine Ohren, aber das ist eher ein allgemeines denn ein bandspezifisches Problem. Man spielte den einzigen Song, den man bisher von der gut gemachten Homepage laden kann („Pretty loves fake“) und ebenso Kompositionen von einem 3-Track-Demo, welches wohl gerade in der Mache ist. Insgesamt ein recht ansehnlicher Auftritt ohne Scheu vor dem Publikum, aber mit ein paar etwas merkwürdig-ironischen Bemerkungen hinsichtlich des Headliners („… dürfen für die Rockstars eröffnen“). Freut euch, dass ihr dabei ward.

Danach waren die bereits angesprochenen TEPHRA an der Reihe, die mir auch noch gänzlich unbekannt waren und auf den Gerätschaften des Openers herumlärmen durften (dennoch hatten sie deren Bandnamen vergessen…). Mit 4 Herren die kompakteste Truppe des Abends und das sollte sich auch im Sound widerspiegeln. Aaron (Bass), Vinod (Drums), Alex (Gitarre) und Sänger/ Gitarrist Ercüment hielten sich nicht lange mit Ansagen auf, sie ließen lieber die Musik sprechen, die es wirklich in sich hatte. Das hörte sich dann im Vergleich mit AFCT doch nach einer anderen Liga an, womit ich den Bielefeldern nicht zu nahe treten will. Aber TEPHRA haben eine eigene Identität, Spielfreude und geniale Kompositionen im Gepäck, welche hin und wieder an den Headliner erinnerten. Man bedankte sich auch artig („Es ist eine Ehre, für CULT OF LUNA zu eröffnen“), wenngleich man sonst eher maulfaul war und lieber sich und das Publikum in Trance spielte. Die Zuschauer waren sichtlich angetan, rückten eng an die Bühne und nickten im Takt der teilweise recht langen Kompositionen. Nach einem 4 Track Demo erschien gerade das selbst betitelte Debüt beim kleinen Label Riptide Recordings, von dem – so vermute ich – wohl die Songs stammten. Den Sound würde ich als Mischung aus Stoner, Doom, Core und psychedelischen Elementen beschreiben, mit sehr aggressivem Geschrei in immer derselben Tonhöhe, was perfekt zur Musik passte. Teilweise bestimmten lange Instrumentalpassagen das Bild, wobei auch vor hypnotisch-repetetiven Parts nicht halt gemacht wurde. Kann man sicher gut zu rauchen (nur eine Vermutung natürlich…). Selbst ohne Kenntnis der Stücke war es ohne Probleme möglich, sich in den Sound der Niedersachsen hineinzudenken und –fühlen. Wirklich ein beeindruckender Auftritt, der mich an den Überraschungscoup der Eschweger BITUNE erinnerte, man sollte mal zusammen touren.

Doch nun war es soweit, nach einer etwas längeren Umbaupause war die Bühne mit interessanten Gerätschaften gefüllt. So z.B. ein Keyboard hinten links und eine einzelne Snare nebst Stuhl auf der rechten Seite neben dem „richtigen“ Drumkit (mit RIESEN-Becken). Immerhin besteht das skandinavische Kollektiv aus 7 Musikern, die alle irgendwo einen Platz finden müssen. Neben der klassischen Rock-Besetzung waren also auch noch ein Keyboarder und ein Percussionist am Start, der vor allem eine Tambourine (!) bediente. Nach dem langen psychedelischen Einstieg in „Echoes“, den Opener der aktuellen Scheibe „Salvation“, stand dann auch irgendwann Shouter Klas Rydberg an seinem Mikro, der ebenso wie seine Mitstreiter einen noch recht jugendlichen Eindruck hinterließ. Man merkte, dass einige der Anwesenden den Auftritt ihrer Götter richtig herbeigesehnt hatten, gut 100 People dürften es dann wohl auch gewesen sein. Während die eine Hälfte der Truppe recht introvertiert blieb, brüllte und gab sich Klas aggressiv, der allerdings auch einigen langen Instrumentalteilen Platz machte. Die Songs der Schweden sind ja bekanntermaßen nicht gerade in 3 Minuten Länge abgetan, und auch wenn sich wieder dieses hypnotisch abgefahrene Gefühl beim Hörer einstellte, musste ich überrascht feststellen, dass mir TEPHRA an diesem Abend einen Tick besser gefallen haben. COL blieben irgendwie zwischen den einzelnen Tracks merkwürdig statisch und unnahbar, wodurch der Flow ein wenig litt. Allerdings mag sich das im Laufe der Darbietung noch geändert haben, denn aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit verließ ich nach einer Weile das AJZ, „Waiting for you“ in meinen Ohren, und alles in allem sehr angetan von dem musikalischen Dreier…

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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